LUZERN: Zentralbahn plant Ausbau: Umbau für die Doppelspur

Ab 2021 sollen in Luzern mehr Züge der Zentralbahn ein- und ausfahren. Die Bahnunternehmen nutzen die Gelegenheit und schaffen auch gleich Platz für den Tiefbahnhof.

Christian Glaus
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Christian Glaus

christian.glaus@luzernerzeitung.ch

Einen knapp 400 Meter langen Abschnitt beim Bahnhof Luzern will die Zentralbahn auf Doppelspur ausbauen. Dafür muss sie über 6 Kilometer Gleise und 40 Weichen umbauen, teilte das Unternehmen kürzlich mit.

Ein Tippfehler? Mitnichten, wie die Pläne zeigen. Beim Umbau geht es nämlich längst nicht nur um die Doppelspur – und er betrifft neben Luzern mehrere weitere Bahnhöfe in verschiedenen Kantonen. «Wir mussten uns sehr eng mit allen Betroffenen abstimmen, um eine für alle optimale Lösung zu finden», sagt Gunthard Orglmeister, Leiter Infrastruktur bei der Zentralbahn.

Reduktion von drei auf eine Gleiskreuzung

Doch alles der Reihe nach. Die ursprüngliche Idee ist simpel: Nach dem Bau der doppelspurigen Strecke ab Luzern bis Horw soll die Ein- und Ausfahrt in den Bahnhof Luzern ebenfalls auf Doppelspur ausgebaut werden. Dadurch können künftig mehr Züge verkehren. Zu Spitzenzeiten sollen ab Dezember 2021 sechs S-Bahnen pro Stunde verkehren. Dies sind wie bisher die S4 und S5 im Halbstundentakt sowie neu in den Hauptverkehrszeiten die S41 zwischen Horw und Luzern. Die Schwierigkeit dabei: Heute werden die Einfahrtgleise der Zentralbahn an drei Stellen von Rangiergleisen der SBB gekreuzt. «Das schränkt unseren Betrieb ein. Den Vorteil der Doppelspur könnten wir so nicht voll ausnützen», erklärt Orglmeister. Die Zahl der Kreuzungen musste also reduziert werden – und somit drängte sich ein grösserer Umbau auf. Künftig wird es nur noch eine Kreuzung geben.

Gleichzeitig schaffen SBB und Zentralbahn Platz für ein Projekt, dessen Realisierung heute noch in den Sternen steht: den Tiefbahnhof. Die sieben Abstellgleise der SBB, die sich heute neben der Velostation befinden, werden aufgehoben. An dieser Stelle könnte künftig der Installationsplatz für den Bau des Tiefbahnhofs aufgebaut werden. Zudem wird bei der Einfahrt in den Bahnhof eine Lücke zwischen den Gleisen der SBB und der Zentralbahn geschaffen. Dort soll künftig die Einfahrt zum Tiefbahnhof erfolgen. Die Gleise der Zentralbahn werden dafür um ein paar Meter in Richtung Tribschen verschoben (siehe Grafik). «Dies führt für uns zu keinem Mehraufwand, da die Einfahrt ohnehin angepasst werden muss», sagt Orglmeister.

Dreiwöchige Totalsperre

Die Bauarbeiten beginnen Ende 2020 und dauern knapp ein Jahr. «Das wird keine Grossbaustelle wie etwa beim Hochbau. Die Arbeiten erfolgen in vielen kleinen Schritten, teilweise im Zweischichtbetrieb», so Orglmeister. Dennoch: Für die Verlegung der Zentralbahngleise wird im Herbst 2021 eine dreiwöchige Totalsperre nötig sein. Die Züge werden dann im unterirdischen Bahnhof Allmend und teilweise in Horw wenden. Ansonsten könne der Fahrplan aufrechterhalten werden.

Die Umbauten im Bahnhof Luzern haben weitreichende Konsequenzen, wie Orglmeister erklärt: «Weil die SBB einen Teil ihrer Abstellfläche in Luzern verlieren, werden die Umläufe angepasst, sodass die Züge am Betriebsschluss in Wolhusen oder Arth-Goldau abgestellt werden. Dies bringt auch betriebliche Vorteile.» Bei diesen beiden Bahnhöfen werden deshalb zusätzliche Abstellgleise eingerichtet. Dies muss vor 2020 geschehen, sonst drohen beim Doppelspurausbau Verzögerungen. Die Zentralbahn braucht zudem zusätzliche Abstellgleise in Giswil. Diese werden nach dem Umbau in Luzern für zusätzliches Rollmaterial benötigt. Mit den zwei zusätzlichen S-Bahnen pro Stunde und Richtung in den Hauptverkehrszeiten ist die durchgehende Doppelspur in Luzern noch nicht voll ausgelastet. Die Zentralbahn plant eine weitere Verdichtung des Fahrplans. Diese soll im Rahmen des Ausbauschritts 2030/35 erfolgen, der derzeit vom Bundesamt für Verkehr erarbeitet wird.