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Dieses Jahr feiert die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit ihren 100. Geburtstag. Zum Jubiläum planen die Studenten hundert wohltätige Aktionen.
Martina Odermatt
martina.odermatt@luzernerzeitung.ch
Es ist das Jahr 1918. Der Erste Weltkrieg befindet sich im letzten Jahr, die Inflation lässt die Preise für Lebensmittel hierzulande in die Höhe schnellen, das Volk leidet Hunger. Es scheint nicht der perfekte Zeitpunkt, um eine Schule zu gründen. Doch der Schweizerische Katholische Frauenbund und die Ordensgemeinschaft der Lehrschwestern in Menzingen machen genau das. Am 3. April 1918, also vor knapp hundert Jahren, wurde die Schweizerische Sozial-Caritative Frauenschule als schweizweit erste Schule für Soziale Arbeit in Luzern eröffnet.
Laut Dorothee Guggisberg, Direktorin der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit, sind genau diese Umstände der Grund für die Entstehung dieser Schule gewesen. «Die Schule wurde vor dem Hintergrund der hohen Not und Armut, hervorgebracht durch die Industrialisierung und den Ersten Weltkrieg, gegründet», sagt sie. Die in sozial-caritativer Arbeit ausgebildeten Frauen sollten mit der «heimatschaffenden Kraft der Frau» Ruhe herbeiführen und den «sozialen Frieden» sichern. Den Frauen wurde die Fürsorglichkeit zugeschrieben, um die sozialen Fragen der Zeit anzugehen.
In der Schule wurden nur Töchter aus gehobenen Kreisen für das Ehrenamt ausgebildet. Doch der Besuch der Schule war auch für sie keine Selbstverständlichkeit. Nicht selten mussten sie damals in ihren Familien für diese Möglichkeit kämpfen. «Die Frauen haben auf diese Schule gewartet. Sie wollten sich weiterbilden.» Die Frauenschule bot die Möglichkeit dazu. «Die Schule war für die damalige Zeit sehr innovativ», sagt Guggisberg.
Seit 1918 hat die Schule viele Stationen durchlaufen (siehe Zeitschiene). Ging es vor hundert Jahren etwa eher darum, etwas für jemanden zu machen – zum Beispiel Hosen flicken oder Suppen ausschöpfen – liegt der Fokus heutzutage darauf, gemeinsam mit den Leuten ihre Ziele zu erreichen. Guggisberg: «Sozialarbeitende unterstützen Menschen in schwierigen Lebenslagen, damit diese ihr Leben eigenständig meistern können.»
Die Soziale Arbeit habe sich vom Ehrenamt zum professionellen Beruf gewandelt. Einem, der offenbar auch gefragt ist. Auch wenn kritische Stimmen immer wieder behaupten, dass mehr Sozialarbeiter ausgebildet würden als benötigt. Die Direktorin widerspricht: «Zahlen zeigen, dass die Anschlussquote der Abgänger im sozialen Bereich sehr hoch ist. Das heisst, der Arbeitsmarkt benötigt diese Berufsleute.» Sozialarbeiter sind heute etwa in sozialpädagogischen Einrichtungen, Sozialämtern oder der Quartierarbeit tätig. Die demografische Entwicklung zeige, dass dieser Trend anhalte. «Der Gesundheits- und Sozialbereich wird weiter wachsen.» Und das laut Guggisberg zu Recht: «Die Sozialarbeit leistet damals wie heute einen wesentlichen Beistand zum Wohlstand und sozialen Frieden. Es ist eine Arbeit an der Gesellschaft.» Auch deshalb hat man sich für das Jubiläum besondere Aktionen ausgedacht (siehe Box).
Die Sozialarbeit ist noch heute mehrheitlich in Frauenhand, obwohl seit den 60er-Jahren auch Männer an dieser Hochschule studieren dürfen. Das Verhältnis Männer–Frauen ist etwa eins zu drei. Auch daran wolle man in den kommenden Jahren arbeiten. Die Direktorin will, dass die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit eine führende Schule für die Aus- und Weiterbildung und Forschung im sozialen Bereich bleibe. «Die Herausforderungen werden nicht abnehmen.» Auf die Digitalisierung, den steigenden Sozialhilfezahlen und der Integration brauche es politische und gesellschaftliche Antworten. «Wir wollen hier mitgestalten und einen Beitrag zum starken Sozialwesen in der Schweiz leisten.»
Ihr Jubiläum feiert die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit unter anderem mit 100 Aktionen. Rund 250 Studenten führen in Zusammenarbeit mit Organisationen und Institutionen ab heute bis Mitte März in der ganzen Zentralschweiz verschiedene Aktionen mit gemeinnützigem Charakter durch. So wird etwa heute ab 11 Uhr beim Kornmarkt in der Stadt Luzern Suppe ausgeschöpft, und in der Mehrzweckhalle Nottwil sollen sich die Bevölkerung und Flüchtlinge durch gemeinsames Spielen besser kennen lernen. Ziel dieser Aktionen ist es laut Dorothee Guggisberg, Direktorin des Departements Soziale Arbeit, dass man einerseits die soziale Arbeit in der Bevölkerung sichtbar macht und zeigt, wie soziales Engagement aussehen kann. Andererseits gehe es ein Stück weit auch darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. «Zudem ist das konkrete Projekt ein ausgezeichnetes Lernfeld für die Studierenden», sagt sie. Bei den Studenten, die diese Aktionen planten – die Mehrheit hat das Studium erst im Herbst begonnen – kam die Idee sehr gut an. «Wir haben bis jetzt positive Erfahrungen mit diesem Projekt gemacht. Es ist schön zu sehen, mit wie viel Elan die Studentinnen und Studenten diese Aktionen planen.» Die Direktorin könnte sich auch vorstellen, diese Art der Projektarbeit in den regulären Stundenplan einzuführen. (mod)
Hinweis
Alle Aktionen finden Sie unter:
www.benedu.ch/aktuell