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Als erste Schule von Nidwalden nimmt die Orientierungsschule Stansstad am Projekt Zeitmaschine.TV teil. Jana Trösch und Kenneth Kurmann etwa waren in der Festung Fürigen.
Marion Wannemacher
<span class="mail_autor">marion.wannemacher@</span>nidwaldnerzeitung.ch
Jana und Kenneth haben den Plan. Auf Janas Block stehen einzelne Stationen der Festung Fürigen. Sie wissen genau, was sie in welcher Reihenfolge filmen wollen: den Eingang an der Kehrsitenstrasse, den Stollen, den Kampfstand mit der Schiessscharte auf den Stollen hin, die Munitionsausstellung, die 7,5- Zentimeter-Kanone und die Küche. Alois Mathis, Mitarbeiter beim Nidwaldner Museum, führt sie durch die Anlage. Aber die beiden kennen sich schon gut aus. Sie sind nicht zum ersten Mal hier. «Wir haben bereits mit Herrn Mathis Interviews aufgenommen», berichten die beiden Schüler der dritten Sekundarklasse Stansstad.
Als erste Schule in Nidwalden nimmt die Orientierungsschule Stansstad (ORS) am schweizweiten Projekt Zeitmaschine.TV teil. Das Oberthema lautet «Landschaft und Technik» und rückt lokale Zeitgeschichte in den Fokus. Klassenübergreifend besuchen die Schüler jeweils im Zweierteam Zeitzeugen, wie Jana Trösch und Kenneth Kurmann den 70-jährigen Alois Mathis. Als ehemaliger Festungswachtangehöriger arbeitete er von 1972 bis 2003 im ortsansässigen Festungswachtkorps. Seine Aufgabe war, die Einsatzbereitschaft der Festung sicherzustellen. 1988 war die Festung zum letzten Mal belegt, 1991 wurde sie zum Museum.
Beim Rundgang lässt Alois Mathis Jana und Kenneth an der 7,5-Zentimeter-Kanone durchs Zielfernrohr blicken. Der Mittelpunkt der konzentrischen Kreise ist auf den Gipfel des gegenüberliegenden, weissverschneiten Pilatus gerichtet. Die beiden staunen. «Natürlich nicht als strategisches, sondern als Richtziel», betont Mathis. Kenneth filmt Raum und Kanone mit seinem iPhone. «Mit einer App kann ich die Aufnahmen über die Audiospur legen», erklärt der 14-Jährige.
«Beim Projekt Zeitmaschine lernt man viel. Man muss auf eine fremde Person zugehen und sie fragen, ob sie uns treffen möchte», sagt Jana. Kenneth freut sich, dass er so Gelegenheit hatte, in die Festung Fürigen zu gehen. Spannend findet Jana, dass von zwei Maschinengewehrständen aus die Kehrsitenstrasse unter Beschuss genommen werden konnte. «Das ist mein täglicher Schulweg», erzählt sie beeindruckt. «Ich wusste das nicht.»
Auch Klassenlehrerin Alexandra Wymann, Fachbereichsverantwortliche für Geschichte im Kanton Nidwalden, begrüsst «Zeitmaschine.TV» als sehr sinnvolles Projekt. «Die Schüler sind extrem selbstständig unterwegs, suchen ihre Zeitzeugen, lernen, Interviews zu erstellen und durchzuführen, müssen sie gewichten und lernen noch eine spezielle Software kennen.» Vergangene Woche sei man gemeinsam im Museum für Kommunikation in Bern und bei Christian Lüthi gewesen, dem Initianten und Verantwortlichen der «Zeitmaschine».
In anderen Projektarbeiten setzen sich Schüler der dritten Sekundarklasse mit ihren italienischen Grosseltern auseinander, die als Einwanderer in die Schweiz gekommen waren, interviewen einen Landwirt im Ruhestand über die Entwicklung dieses Berufsstandes oder fragen einen Biobauern aus Kehrsiten, warum er auf die Bioproduktion gewechselt hat.
Im Aufenthaltsraum der Festung spielt Kenneth Kurmann Alois Mathis die Interviews vom letzten Treffen vor. Darin berichtet dieser vom geregelten Soldatenalltag, erzählt, dass 100 Soldaten gleichzeitig in der Festung untergebracht gewesen seien und im Schichtbetrieb die 52 Betten geteilt hatten: Ein Drittel der Soldaten war im Einsatz, ein Drittel auf Piquet, der Rest habe schlafen dürfen. Mathis erklärt unter anderem die Verteidigungsstrategie, nach der die Festung aufgebaut war und dass im Notfall für dreissig Tage Essen in Konserven eingelagert war. Mit den Aufnahmen ist er zufrieden.
Vor Jana und Kenneth liegt nun noch Arbeit: Bild und Ton müssen zusammengefügt werden. Und ab Januar kann ihr Film im Internet angeschaut werden.
Hinweis
Die Filme der Schüler sind ab Mitte Januar unter www.zeitmaschine.tv/stansstad abzurufen.