Bei –15 Grad auf 3041 Metern Höhe ist am Freitag die höchstgelegene Hängebrücke Europas eröffnet worden. Der «Titlis Cliff Walk» führt über einen 500 Meter tiefen Abgrund.
Die Titlis-Bergbahnen haben rund 1,5 Millionen Franken in den «Cliff Walk» investiert. Anlass zum Bau der höchstgelegenen Hängeseilbrücke Europas ist das 100-Jahr-Jubiläum der Drahtseilbahn Engelberg-Gerschnialp. Mit der neuen 30 Tonnen schweren Attraktion will man den Gästen auf dem Titlis die Bergwelt noch näher bringen. Rund 100 Gäste, darunter Botschafter aus 14 Länder, wohnten der Eröffnung bei.
Der Weg zur Brücke, führt von der Bergstation durch den 140 Meter langen unterirdischen Stollen zur Aussichtsplattform beim Südwandfenster. Die neue schwingende Seilkonstruktion verbindet die Plattform mit der Bergstation der Gletscher-Sesselbahn Ice-Flyer. Wegen Sturm, Eisregen und Schnee kam es zu Verzögerungen von 2 bis 3 Wochen. Insbesondere der kalte Felsen sorgte für Probleme: Um die Brücke richtig zu verankern, mussten die Bohrlöcher stets beheizt und der Beton mit warmem Wasser aufbereitet werden. Für Besucher ist die neue Brücke ab Mitte Dezember offen.
Die Brücke genügt laut Mitteilung der Titlis-Bahnen höchsten Qualitätsansprüchen: So muss sie Windgeschwindigkeiten von 200 km/h und Temperaturen bis –40 Grad aushalten.
Die Arbeiten an der Hängeseilbrücke begannen Ende Juli. Die neue Attraktion ergänzt das bestehende Angebot auf dem Titlis. Es umfasst unter anderem einen Gletscherpark, eine Gletschergrotte, Snowtubing (Schlitteln auf einem reifenartigen Untersatz), ein Fotostudio, einen Uhrenshop und mehrere Restaurants.
In einer Medienmitteilung hinterfragt der Naturschutzverband mountain wilderness solche Anlagen. «Wir stehen diesem Trend zur Kommerzialisierung und Möblierung der Berggipfel sehr kritisch gegenüber», sagt Katharina Conradin, Geschäfsleiterin von mountain wilderness Schweiz. Sie erinnert daran, dass Berge kein Konsumgut sind. «Wer die Schönheit unserer einzigartigen Alpenlandschaft erleben will, braucht dazu weder Cliff- noch Skywalk, weder Rodelbahn noch Kunstkletterturm», so Conradin. Vielmehr bräuchte der Mensch offene Augen und Sinne, um die Erhabenheit der Berge zu erkennen.
rem/sda