Bevor der Gotthard-Basistunnel am 1. Juni 2016 feierlich eröffnet werden kann, rauschen während acht Monaten Testzüge durch das Jahrhundertbauwerk. Bis zu 5000 Testfahrten sind geplant.
Nach der Freigabe durch das Bundesamt für Verkehr habe der Testbetrieb im Tunnel regulär ab 1. Oktober starten können, teilte die Alptransit Gotthard AG am Freitag mit. Zurzeit wird mit dem Funkmesswagen der SBB der Digitalfunk GSM-R und der Tunnelfunk getestet. Danach werde das Zusammenspiel von Fahrbahn, Fahrzeugen und Fahrleitung geprüft, schreibt die Bauherrin im Communiqué. Im November und Dezember stehen Hochgeschwindigkeitsfahrten an. Dabei wird die Geschwindigkeit schrittweise gesteigert.
Um den Tunnel mit maximalen Geschwindigkeiten testen zu können, wird ein spezieller Testzug, ein ICE-S, aus Deutschland angemietet. Dieser wird in der Spitze mit 275 Stundenkilometern den 57 Kilometer langen Tunnel durchfahren.
Ab Ende Februar 2016 finden laut Alptransit Gotthard AG die ersten Testfahrten mit Güterzügen im Tunnel statt. Bis Juni 2016 soll das Zusammenspiel aller Tunnelkomponenten gewährleistet sein - dann erfolgt nämlich die Übergabe an die SBB. Sie wird bis zum fahrplanmässigen Betrieb im Dezember weitere Probefahrten durchführen.
Im operativen Einsatz stehen 160 Personen, vom Test-Lokführer über den Probefahrleiter bis zum Sicherheitschef, wie die AlpTransit Gotthard mitteilte. Hinzu kämen bis zu 300 weitere Einsatzkräfte wie Testleiter, Messingenieure und Testassistenten. Das erforderliche Lokpersonal und Rollmaterial hat die AlpTransit Gotthard AG von den SBB gemietet. Insgesamt sind von Oktober bis Ende Mai 2016 5000 Testfahren geplant. Renzo Simoni, Chef von AlpTransit Gotthard AG, sagt: «Wir müssen die Funktionalität und die Erfüllung der Sicherheitsanforderungen im Gotthard-Basistunnel nachweisen. Nur so können wir den Tunnel dem Bund und der SBB übergeben.»
Die ersten regulären Züge werden im Dezember 2016 durch den Tunnel brausen. Die Reise von Zürich ins Tessin dauert dadurch 25 Minuten weniger lang. Mit der Fertigstellung des Ceneri-Tunnels voraussichtlich 2020 wird die Reisezeit sogar um 45 Minuten verkürzt. Die Reise dauert dann weniger als zwei Stunden.
Mit 57 Kilometern wird der Gotthard-Basistunnel den japanischen Seikan-Tunnel als längstes Tunnelbauwerk der Welt ablösen. Die historische Dimension des Grossprojekts verdeutlicht die Ausstellung «Gottardo 2016».
HINWEIS: Ein weiteres Video zum Testbetrieb in der Weströhre »
sda/rem