Zwischen 2014 und 2016 hat Uri ein umfangreiches Pilotprogramm mit rund 30 Projekten zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendpolitik umgesetzt. Jetzt liegt der Schlussbericht vor.
Wie andere Land- und Bergkantone kämpft auch Uri mit dem Wegzug von Gutqualifizierten, die in der Erwerbszeit fehlen. «Dieser Wegzug ist und bleibt eine Herausforderung für unseren Kanton», sagt Landammann Beat Jörg. «Es ist nicht falsch, dass junge Menschen ausserhalb von Uri ihre Erfahrungen sammeln wollen. Für die Urner Entwicklung ist es aber existenziell, mit diesen Menschen in Kontakt zu bleiben, sie zu motivieren, wieder nach Uri zurückzukehren, um hier zu leben und zu arbeiten», so Beat Jörg.
Die Politik müsse ihren Beitrag dazu leisten und günstige Rahmenbedingungen setzen. Ganz in diesem Sinn startete Uri 2013 das umfangreiche kantonale Programm Kinder- und Jugendförderung 2014–2016. Basierend auf dem Kinder- und Jugendförderungsgesetz des Bundes erhielt Uri in den drei Jahren Bundesmittel in Höhe von 450000 Franken. In sechs Teilprogrammen wurden 30 Projekte umgesetzt.
Im September 2016 wurde ein wichtiges Teilziel erreicht: Das Urner Volk stimmte dem kantonalen Kinder- und Jugendförderungsgesetz zu. Damit besteht eine rechtliche Grundlage, um das Bewährte abzusichern. Die wichtigste Stossrichtung im kantonalen Programm Kinder- und Jugendförderung war, die Jugendpolitik mit der Regionalentwicklung abzustimmen. Zu diesem Zweck wurde unter der Leitung der Bildungs- und Kulturdirektion und unter Beizug von Wirtschaft Uri und Gemeindevertretern das Programm Jugend und Regionalentwicklung erarbeitet.
Die Zusammenarbeit von Privaten, Gemeinden und der kantonalen Politik hat sich denn auch intensiviert. Daraus sind einige vielversprechende Projekte entstanden. Eines davon heisst Hackerspace Uri. 2015 gründeten junge Urner auf Initiative von Walter Planzer im Ruag-Areal den Verein Hackerspace Uri. Die Vereinsmitglieder richteten eine kreative Hobbywerkstatt mit digitaler Infrastruktur ein. Diese ist Thinktank, Freiraum, Bühne, Labor und Lernumgebung in einem. Man trifft sich donnerstags und samstags, probiert aus, konstruiert und hilft einander, wo man kann. Ein weiteres schönes Beispiel aus dem Bereich Jugend und Regionalentwicklung ist der Aufbau der Zusammenarbeit mit der nationalen Young Enterprise Switzerland. Das Primarschulprogramm «Unsere Gemeinde» vermittelt Fünftklässlern auf spielerische Art die Aufgaben und Rollen einer Gemeinde. Im Company-Programm für ältere Jugendliche gründen Mittelschulklassen mehrere Mini-Unternehmen. Sie erleben ein Jahr lang hautnah, was es heisst, einen Businessplan zu erstellen und umzusetzen.
Ein weiteres Projekt, «My Top Job», thematisiert die geschlechterspezifischen Vorurteile bei der Berufswahl. Ein interaktives Jugendtheater besucht die Oberstufenklassen und diskutiert mit den Jugendlichen, was es bedeutet, wenn Männer beispielsweise Krankenpfleger und Frauen Metallbauerin werden. Verschiedene Urner Firmen bieten auf Nachfrage Praktikumsplätze und Ferienjobs an.
Mitwirkung und Eigenverantwortung der jungen Menschen sind der Schlüssel dafür, dass Uri für Jugendliche attraktiv bleibt. Das kantonale Programm Kinder- und Jugendförderung legte daher einen Schwerpunkt auf diesen Bereich. Das ist gelungen. 2016 wurde – dank Mitwirkung handwerklich begabter Jugendlicher – ein Jugendcafé mit einem Skatingplatz in der MSA-Jugendbaracke in Altdorf eröffnet. Auch Schattdorf ist aktiv. Dort wird eine Pumptrack-Anlage eröffnet.
Eine weitere Mitwirkungsmöglichkeit ist das Jugendparlament. Rund 50 Jugendliche debattierten im Landratssaal über die eingegangenen Projekte, und sie entschieden über die Verteilung der verfügbaren 8000 Franken. Gleichentags erarbeiteten sie Vorstösse, die danach dem Regierungsrat und den Urner Gemeindepräsidien unterbreitet wurden. Im März gründeten die vier kantonalen Jungparteien und Politcast Uri den Verein Jugendrat Uri. Dieser setzt sich zum Ziel, das Jugendparlament und weitere Anlässe durchzuführen. So plant der Verein für November zwei Polittour-Anlässe an der Kantonalen Mittelschule Uri und am BWZ Uri.
Die meisten Projekte des kantonalen Programms Kinder- und Jugendförderung sind abgeschlossen. Allerdings zeigt der Schlussbericht auf, dass für eine nachhaltige Weiterentwicklung personelle Ressourcen erforderlich sind, um die Einbindung der jungen Erwachsenen in Wirtschaft und Gesellschaft langfristig verstärken zu können. (red)
Hinweis
Politcast Uri hat das kantonale Programm Kinder- und Jugendförderung 2014–2016 mit dem Film «Jugendförderung wirkt» dokumentiert (abrufbar unter Youtube, Jugendförderung wirkt).