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Zentralschweiz
Der Volkssport Wandern hat eine traurige Kehrseite: Pro Jahr enden im Schnitt 45 Wandertouren tödlich. Fachleute orten als Hauptgründe mangelnde Vorbereitung und Selbstüberschätzung.
Beim Aufstieg ausgerutscht und in den Tod gestürzt: Ein 53-jähriger Mann aus dem Kanton Aargau konnte am Mittwochim Oberalpgebiet nur noch tot geborgen werden. Auf einer mehrtägigen Tour war ihm das felsige, steil abfallende Gelände bei der Fellilücke zum Verhängnis geworden.
Tödliche Unfälle beim Wandern sind leider keine Seltenheit. In der Zentralschweiz ist insbesondere das Pilatusgebiet immer wieder von Unfällen mit tödlichem Ausgang betroffen. Unsere Zeitung hat sich deshalb im September 2016 mit der Frage befasst, wie gefährlich der Pilatus für Wanderer sei. Dabei ist das Wegnetz im Pilatusgebiet eigentlich in guten Händen: Pro Pilatus pflegt die Wanderwege in jährlichen Arbeitseinsätzen.
Wandern zählt zu den beliebtesten Sportarten in unserem Land. Das schlägt sich aber auch in der Unfallstatistik nieder. Jedes Jahr verunfallen in der Schweiz im Durchschschnitt 45 Personen tödlich beim Bergwandern (und zusätzlich rund 30 beim Bergsteigen) – soviel wie bei keiner anderen sportlichen Betätigung.
Oft würden die Anforderungen an das Bergwandern unterschätzt, hält die Beratungsstelle für Unfallverhütung in einer Medienmitteilung fest. Eine Befragung hat gezeigt, dass nur etwas mehr als die Hälfte aller Personen, die regelmässig eine Bergwanderung unternehmen, sich immer über die Schwierigkeit der bevorstehenden Route informieren und sich überlegen, ob die Route ihren Fähigkeiten entspricht.
Theo Maurer, Bergführer und Ausbildungschef von Alpine Rettung Schweiz (ARS), bestätigt, dass er bei Unfällen schon öfters mit Bergwanderern zu tun hatte, die sich ungenügend auf die Tour vorbereitet hatten: «Einige der Unfälle wären vermeidbar gewesen, wenn die Bergwanderer eine Route gewählt hätten, die ihren Fähigkeiten entspricht.»
Die Gefahr, dass sich insbesondere Wanderer überschätzen, die nicht über die nötige Routine verfügen, stellt auch der ausgebildete Wander- und Schneeschuh-Wanderleiter Marcel Hähni fest. Kurzentschlossene, die zur Wanderung aufbrechen, können zudem bei mangelnder Vorbereitung unangenehme Überraschungen erleben. Wenn wie gerade jetzt die Hitzerekorde purzeln, kann man beim Wandern durch die Berge trotzdem auf ganz andere klimatische Verhältnisse stossen: «Auf gewissen Routen kann man jetzt durchaus auf Schneefelder treffen», sagt er. Ohne geeignete Schuhe seien diese unter Umständen eine Herausforderung.
Wer nicht sicher ist, wie begehbar ein bestimmter Wanderweg sei, solle nicht lange die Wetterkarten studieren. «Am einfachsten ruft man rasch in einem örtlichen Bergrestaurant oder einer Berghütte an und erkundigt sich», rät Hähni. Auch sollte man, unabhängig von Wetterprognosen, immer gegen Kälte und Regen gerüstet sein. Auch die Gefahr, dass man in Nebel gerät, ist nie ganz auszuschliessen – in Sachen Orientierung das Schlimmste, was einem passieren kann.
Es empfiehlt sich ohnehin, mit Kartenmaterial loszuziehen. Es gibt für Handys gute Lösungen, mit denen man sich in den Bergen zurechtfindet. Dabei empfiehlt Hähni, schon zu Hause die entsprechende offline-Karte herunterzuladen, damit man nicht auf eine Verbindung mit dem Handynetz angewiesen ist.
Wer sich auf sein Handy verlassen will, sollte neben dem Power-Picknick, das man ohnehin in den Rucksack packt, auch eine Powerbank einpacken, für den Fall, dass der Mobile-Akku schlapp machen sollte. Für die präzise Selbstortung und Routenplanung verlassen sich Wanderleiter wie er aber lieber auf herkömmliche Karten und den Höhenmesser.
Wer das Wandern frisch entdecken will, dem empfiehlt Marcel Hähni, sich an Wandergebiete zu halten, in denen nicht mit prekären Stellen zu rechnen ist. Neben seinen landwirtschaftlichen Reizen habe gerade das Urnerland auch heikle Wanderweg-Passagen zu bieten. Auch das Pilatusgebiet sei stellenweise anspruchsvoll: «Da gibt es Aufstiege in recht steilem Gelände.»
Bei exponiertenStellen:
cv