Wenn die Temperaturen in den Nächten wieder Plusgrade erreichen, machen sich die Amphibien auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Um die Tiere zu schützen, wird ihnen vielerorts über Fahrbahnen geholfen.
Andrea Muff
Nun wandern die Amphibien wieder. Denn diese erwachen aus ihrer Winterstarre und suchen Laichplätze auf. Dies geschieht, wenn die Temperatur in feuchten Nächten um die zehn Grad beträgt. Wenn zwischen den Winterquartieren und den Laichplätzen eine Strasse liegt, kommt es oft vor, dass es die Frösche und Kröten nicht lebendig über die Fahrbahn schaffen.
Diese Situation zeigt sich etwa an der Deinikonerstrasse in Baar. Entlang der Gärtnerei Herrmann stellen deshalb die Anwohner einen Zaun auf. «Vor ungefähr sieben Jahren habe ich mich für den Zaun eingesetzt», erzählt Monika Hotz. Denn die Frösche wollen, wie auch diejenigen vom Wald oberhalb der Sihlbruggstrasse, zum Lättich-Weiher. Auch an der Sihlbruggstrasse wird ein solcher Zaun aufgestellt. «Die Gemeinde Baar war sehr offen für die Idee. Nun liefert jedes Jahr der Werkhof die Materialien für den Amphibienzaun», erklärt Hotz weiter. So hüpfen etwa die Frösche entlang des Zauns und landen in einem im Boden eingegrabenen Kübel. Seit der Renaturierung des Littibaches vor rund zwei Jahren gibt es dafür eine extra betonierte Vertiefung. Monika Hotz erklärt das Vorgehen: «Die Kübel tragen wir dann auf die andere Strassenseite und bringen die Frösche und Kröten sicher zum Weiher.»
André Guntern, ebenfalls Anwohner und gleichzeitig Präsident von Pro Natura Zug, koordiniert die Aktivitäten der engagierten Fröscheretter. So hat die Gruppe am Fasnachtssamstag, 25. Februar, den Zaun wieder aufgestellt. Vom 28. Februar bis gestern hat die Gruppe bereits um die 1100 Exemplare gezählt. Zu 95 Prozent handle es sich dabei um Grasfrösche, die restlichen seien Erdkröten. «Diese kommen aber erst noch», weiss André Guntern. Die Amphibienwanderung dauert abhängig vom Wetter ungefähr einen Monat. «Am vergangenen Donnerstag haben wir bis jetzt am meisten eingesammelt, 350 Exemplare.» Beim Einsammeln helfen auch immer wieder zahlreiche Schüler aus der Umgebung mit. Die Anzahl gesammelter Amphibien meldet Guntern der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz der Schweiz.
Im Chamer Eizmoos wandern die Amphibien seit Sonntag, so Caroline Wenger, die sich des Projektes vor acht Jahren angenommen hat. Damals habe es besonders viele gegeben, die überfahren wurden. «Mir taten die Tiere einfach leid», erklärt Wenger. Denn die Erdkröten haben ihre Laichplätze bei der Lorze und müssen dafür die Knonauerstrasse überqueren. Die Zugstrecke sei um die 400 Meter lang, und auf einem Teilstück werde ein Zaun aufgestellt. «Auf der übrigen Strecke patrouillieren wir jeden Abend und sammeln die Tiere ein.» Wenger kümmert sich mit drei Helfern. Bis anhin konnten sie pro Jahr 150 bis 300 Tiere retten.
In wärmeren, feuchten Nächten machen sich die Kröten und Frösche auf den Weg zu ihren Laichgebieten. Ab zirka 19 Uhr bis morgens um 7 Uhr suchen sich die Amphibien einen Weg. Die Susy-Utzinger-Stiftung für Tierschutz hat deshalb die Idee des Frosch-Taxis ins Leben gerufen. Als sogenanntes Frosch-Taxi tragen Tierfreunde, Schüler und Helfer die Amphibien auf die andere Strassenseite. Seit drei Jahren setzt sich die Stiftung von Susy Utzinger für die Amphibien im genannten Rahmen ein. Wenn man sich engagieren möchte: Am besten soll man sich bei der Gemeinde oder bei der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz der Schweiz (www.karch.ch) melden, rät Utzinger. Eine gleichzeitige Behandlung im Schulunterricht befürwortet die Tierschützerin. (red)