Crypto-Nachfolgefirma: «In einem Jahr werden wir den Sturm überwunden haben»

Knapp ein Monat, nachdem bekannt wurde, dass eine Tarnfirma des US-Geheimdienst aus der Schweiz jahrzehntelang manipulierte Chiffriergeräte vertrieb, äussert sich der Chef einer Nachfolgefirma ausführlich zu Wort. Die Firma stehe vor einer unsicheren Zukunft.

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Die Zuger Firma Crypto geriet wegen den Crypto-Leaks in den Fokus der Weltöffentlichkeit.

Die Zuger Firma Crypto geriet wegen den Crypto-Leaks in den Fokus der Weltöffentlichkeit.

Keystone

(sat) «Schockierende Neuigkeiten» seien das gewesen, was die sogenannten Crypto Leaks am 11. Februar ans Licht brachten. Wie Andreas Linde, CEO der Nachfolgefirma Crypto International AG am Mittwoch im Interviews mit der NZZ erklärt, hätten diese Recherche «eine belastende Situation geschaffen», und zwar für Kunden wie auch für Mitarbeitende. Nachdem er erst versucht habe, für die Medien, Kunden und Mitarbeitenden gleich da zu sein, habe er den Fokus schliesslich auf seine Mitarbeitenden legen müssen. «Es ging vielen von ihnen sehr schlecht. Sie fühlten sich von ihrem vorherigen Arbeitgeber betrogen.» Es sei gar psychologische Hilfe aufgeboten worden. «Es war traumatisch.»

Die Zuger Firma Crypto AG ist 2018 aufgespalten worden. Die CyOne Security AG kümmert sich seither um Kunden in der Schweiz, die Crypto International AG um das weltweite Geschäft. Beide Firmen betonten in den letzten Wochen, keine Kontakte zu Geheimdiensten zu haben. Und sie gehen auf Distanz zu den Geschäftspraktiken ihrer Vorgängerfirma wie sie durch die Crypto Leaks Mitte Februar bekannt geworden waren.

«Man muss sich das Vertrauen verdienen»

So soll die Crypto AG im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA und des deutschen Bundesnachrichtendienstes seit den 1970er-Jahren Chiffriergeräte so manipuliert haben, dass trotzdem abgehört werden konnten. Das war gerüchteweise zwar seit den 1990er-Jahren bekannt, ist aber erst durch CIA-Dokumente nun bestätigt worden. Die Recherche war ein Gemeinschaftswerkt des deutschen Fernsehens ZDF, der «Rundschau» von SRF und der «Washington Post».

Sie seien heute eine völlig andere Firma, sagt Linde im Interview. Es gelte jetzt das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. «Man muss sich das Vertrauen verdienen. Voraussetzung dazu ist, dass man den Kunden gegenüber offen ist», so Linde. Erstaunlicherweise habe man durch die jüngsten Ereignisse sogar Kunden gewinnen können. Am Namen Crypto festhalten will Linde nicht. Schon im letzten Jahr, also noch vor den Enthüllungen, habe man eine Umbenennung beschlossen. «In einem Jahr werden wir den Sturm überwunden haben, wir werden eine frische, neue Firma sein», gibt sich Linde kämpferisch.