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Tausend Freiwillige haben im Garten oder auf Äckern Unterhosen aus Baumwolle vergraben. Die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope präsentiert nun erste Resultate der aussergewöhnlichen Studie.
Es klingt im ersten Moment wie ein Witz: Im Boden vergrabene Unterhosen sollen wissenschaftliche Erkenntnisse hervorbringen? Genau dies ist aber der Fall, wie die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope am Mittwoch auf Twitter mitteilt:
Vergrabene Unterhosen zeigen: Humus fördert #Bodenleben und hilft gegen #Trockenheit. Mehr erfahren: https://t.co/DtTHg0eTxV
— Agroscope (@agroscope) September 28, 2022
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Les slips enterrés montrent: L'humus favorise la vie du #sol et aide à lutter contre la sécheresse. En savoir plus: https://t.co/024CdfQHuW pic.twitter.com/RJydCGCC0g
In einem gross angelegten «Citizen-Science»-Projekt unter dem Namen «Beweisstück Unterhose» wollte Agroscope die Qualität der Schweizer Böden untersuchen. Dazu haben im April 2021 rund tausend Freiwillige aus allen Landesteilen der Schweiz Baumwoll-Unterhosen und Teebeutel vergraben – unter Anleitung von Agroscope und der Universität Zürich. Dies geschah in Gärten, Wiesen, Äckern und Feldern – auf 880 Standorten in der ganzen Schweiz.
Nun liegen die ersten Erkenntnisse vor. Anhand digitaler Scans haben die Forschenden im Labor untersucht, wie schnell die Unterhosen in den Böden verrotteten. Dabei entpuppte sich der Humusgehalt als einer der wichtigsten Faktoren für die Abbaugeschwindigkeit und damit für die Bodengesundheit.
«Je mehr organisches Material der Boden enthält, desto mehr Nahrung haben die Millionen von Bodenorganismen und desto schneller findet der Abbau der Unterhosen statt», lässt sich Franz Bender, Projektleiter bei Agroscope und der Universität Zürich, in der Mitteilung zitieren.
Am meisten Humus gibt es laut Bender in den privaten Gärten. Dies vor allem wegen des vermehrten Einsatzes von Kompost. Auf den landwirtschaftlich genutzten Äckern liegt der Humus-Gehalt etwa einen Viertel tiefer – entsprechend langsamer wurden die Unterhosen zersetzt.
Die Studie hat laut Agroscope bewiesen, wie wichtig der Humusgehalt für den Wasserhaushalt des Bodens ist. Je mehr Humus vorhanden ist, desto mehr Wasser kann ein Boden speichern. Daraus folgern die Fachleute, dass man etwa beim Humusgehalt ansetzen kann, um sich in der Landwirtschaft gegen die zunehmende Trockenheit zu wappnen.
Zudem konnten die Forschenden in der Studie eine «enorme Vielfalt an Bodenlebewesen» nachweisen. Fast 19'000 Bakterienarten und 6500 Pilzarten wurden entdeckt. Diese Organismen haben eine wichtige Funktion: Sie rezyklieren organisches Material wie alte Blätter, Gras, Dung oder auch Kadaver und wandeln es in Nährstoffe für die Pflanzen um. Sie produzieren also «Gratisdünger» für Gärten und die Landwirtschaft.