Fussball-EM
Der Titel-Traum lebt: England steht an der Heim-EM im Endspiel

Die effizienten «Lionesses» feiern einen klaren 4:0-Halbfinalerfolg über Schweden und sind nur mehr einen Sieg vom erhofften EM-Triumph im eigenen Land entfernt. Alessia Russo sorgt mit einem sagenhaften Treffer mit der Hacke für ein Highlight.

Dan Urner
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Partystimmung: Die englischen Fussballerinnen stehen im EM-Final.

Partystimmung: Die englischen Fussballerinnen stehen im EM-Final.

Keystone

Die englischen Hoffnungen auf den ersten Gewinn eines grossen Fussballturniers seit 1966 leben weiter – und sind noch grösser geworden, denn die «Lionesses» stehen an der Heim-EM im Endspiel, das am Sonntag in Wembley stattfindet. Das Team von Trainerin Sarina Wiegman bezwang Schweden im hochkarätigen Halbfinal deutlich mit 4:0. Am Mittwoch machen Deutschland und Frankreich den englischen Finalgegner aus.

Die rund 30'000 Zuschauerinnen und Zuschauer in Sheffield hatten dabei einen rasanten Start gesehen – vor allem vonseiten der Schwedinnen notabene. Gerade einmal gut 20 Sekunden waren seit dem Anpfiff vergangen, als Sofia Jakobssen einen überfallartigen Vorstoss beinahe zur Führung abgeschlossen hätte. Ein gefährlicher Schussversuch und ein Latten-Kopfball von Stina Blackstenius dienten als weitere Belege für den furiosen Spielbeginn der Skandinavierinnen, welche die Gastgeberinnen mit ihrem auf Pressing und Tempo getrimmten Spielstil gehörig ins Schwitzen brachten.

Doch weil sich auch England beherzt am Geschehen beteiligte, entwickelte sich ein unterhaltsamer Schlagabtausch zwischen zwei offensiv eingestellten Teams, die allerdings kaum mehr echte Torgefahr heraufzubeschwören wussten. Ihre erste klare Gelegenheit münzten die Engländerinnen später indes in die Führung um: Lucy Bronze servierte eine halbhohe Hereingabe an die nahe des Elfmeterpunkts postierte Beth Mead. Die Stürmerin des FC Arsenal brachte sich mit einer gekonnten Drehung in Abschlussposition, um den Ball entschlossen zu ihrem bereits sechsten Turniertreffer ins Netz zu bugsieren; knapp 34 Minuten waren absolviert.

Der Weg zum Finaleinzug war mithin geebnet, den zweiten Schritt in den Final unternahmen die Gastgeberinnen dann kurz nach der Halbzeitpause. Lucy Bronze kam nach einem Eckball aus beträchtlicher Entfernung zu einem scheinbar harmlosen Kopfball, doch die Kugel fand den Weg ins lange Toreck (48.). Lauren Hemp hatte die schwedische Torhüterin Hedvig Lindahl dabei wohl entscheidend irritiert, hatte sich bei ihrer Sichtbehinderung jedoch nicht in Abseitsposition befunden.

Ein Traumtor macht alles klar

Alessia Russo (weisses Trikot) düpierte mit einem frechen Hackentrick die schwedische Defensivabteilung.

Alessia Russo (weisses Trikot) düpierte mit einem frechen Hackentrick die schwedische Defensivabteilung.

Keystone

Schweden musste nun alles daran setzen, die von und für England vorgespurte Strasse in den Final noch zu versperren. Doch die teils wütenden Angriffe der Nordeuropäerinnen, die seit März 2020 bloss eine einzige Niederlage bezogen hatten, trugen keine Früchte. Besser, ja viel besser machte es Alessia Russo auf der Gegenseite: Die von mehreren Gegenspielerinnen bedrängte Mittelfeldspielerin düpierte die gesamte Defensive mit einem frechen wie famosen Hackentrick (68.) – und überwand die verdutzte Lindahl zur Vorentscheidung einer von der Schweizer Schiedsrichterin Esther Staubli souverän geleiteten Partie. Fran Kirby besorgte effizienten Engländerinnen gar noch den vierten Treffer (76.).