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Robert Lewandowski wechselt vom FC Bayern München zum FC Barcelona. Ein Transfer mit vielen Nebenschauplätzen. Sind nun alle zufrieden?
Am Ende hat er sein Lachen wieder gefunden. Lange war ihm überhaupt nicht danach zumute gewesen. Doch der Ausgang des monatelangen Transfer-Theaters erfolgte nach seinem Gusto. Was bereits vor einigen Tagen durchgesickert war, ist nunmehr Gewissheit: Robert Lewandowski verlässt nach acht Jahren den FC Bayern München.
Er soll beim FC Barcelona einen Dreijahresvertrag mit einer Option auf eine weitere Spielzeit erhalten. «Die letzten Tage waren sehr lang, doch nun bin ich endlich da», frohlockte der Neuzugang im US-Trainingslager der Katalanen in Fort Lauderdale.
Ein Abgang mit Ansage. Zunächst adressierte der siebenfache Torschützenkönig der Bundesliga eine vornehme Bitte um Freigabe bei den Bayern-Bossen. Lewandowski hätte noch ein Jahr Vertrag gehabt.
Als nichts ging, stiess er am 30. Mai während dem Nationalmannschaftszusammenzug in Warschau seinen Klub mit unmissverständlichen Aussagen an einer Pressekonferenz vor den Kopf: «Meine Geschichte beim FC Bayern ist vorbei. Eine weitere gute Zusammenarbeit kann ich mir nicht vorstellen. Mein Transfer ist für alle Seiten die beste Lösung.»
Der 33-Jährige beklagte fehlende Wertschätzung, versuchte mit diesen Mitteln seinen Arbeitgeber zum Einlenken zu drängen. Doch der Klub hatte fürs Erste auf einen Verbleib gepocht und blieb hart. «Er hat einen Vertrag bis 2023, diesen Vertrag wird er erfüllen. Basta!» Das hatte Bayerns-Vorstandschef Oliver Kahn knallhart verlauten lassen.
Die Prinzipien des ehemaligen deutschen Nationaltorwarts schienen sakrosankt. Damit trieb der 53-Jährige aber auch Lewandowskis Preis in die Höhe. Gleichwohl könnte man Kahns Handeln als Gesichtsverlust taxieren. «Aus übertriebener Sturheit oder wegen des eigenen Egos dogmatisch an etwas festzuhalten, obwohl sich die Rahmenbedingungen fundamental verändert haben, ist für mich eher ein Zeichen von Schwäche», verteidigte sich Kahn gegenüber der «Bild».
Am Samstag tauchte der 33-jährige Pole nochmals unerwartet auf dem Trainingsgelände der Säbener Strasse auf – um zu trainieren und sich von seinen Teamkameraden zu verabschieden. Es gab Applaus und Umarmungen. Dinge, die Lewandowski seit seinem Wechsel 2014 von Borussia Dortmund (übrigens auch damals nicht ohne Nebengeräusche) zu den Münchnern massenhaft geerntet hatte.
Während den acht Jahren beim deutschen Rekordmeister lief der Star-Stürmer in 375 Partien auf und erzielte wettbewerbsübergreifend 344 Tore, mauserte sich zu einer der besten Stürmern der Welt. Es ist das Ende einer Ära mit acht Meistertiteln, drei Pokalsiegen, einem Triumph in der Champions League und dem Titel der Klubweltmeisterschaft.
Ein eindrückliches Palmarès. Für den eitlen Polen aber noch wichtiger: die persönlichen Auszeichnungen. Unter anderem wurde er zweimal zum Fifa-Weltfussballer des Jahres gekürt. In der Bundesliga-Saison 20/21 verbesserte Lewandowski den Rekord aus dem Jahre 1972 von Gerd Müller um einen Treffer auf 41 Tore.
Trotz allem avancierte der Captain der polnischen Nationalmannschaft (132 Einsätze) nie zum Publikumsliebling. Spieler wie Manuel Neuer oder Thomas Müller stehen in der Südkurve der Allianz Arena höher im Kurs. Weil sie sich mit den Anhängern, der Geschichte und Identität des Klubs auseinandersetzen. Lewandowski verzauberte auf dem Platz, doch daneben wollte der Funken nie richtig überspringen.
Auch deswegen dürfte man in München nicht in völlige Tristesse verfallen. Was ebenfalls hilft, ist die üppige Transfersumme. Auf 45 Millionen Euro (ca. 44,3 Mio. Franken) plus fünf Millionen Euro Bonuszahlungen soll sich die Ablöse belaufen. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass Lewandowski am 21. August bereits seinen 34. Geburtstag feiert.
Des Weiteren steht mit dem vom FC Liverpool verpflichteten Sadio Mané bereits Ersatz in der Offensive bereit. Der Millionensegen wird auch gleich in einen neuen Abwehrchef investiert. Der FC Bayern nimmt den 22-jährigen niederländischen Nationalspieler Matthijs de Ligt von Juventus Turin bis 2027 unter Vertrag. Geschätzter Kostenpunkt: 70 Millionen Euro (ca. 69,2 Millionen Franken) plus weitere 10 Millionen an Boni.
¡Hola! @FCBarcelona pic.twitter.com/hw9kdTxRbw
— Robert Lewandowski (@lewy_official) July 18, 2022
Die Beziehung zwischen dem FC Bayern und Robert Lewandowski ging wie die meisten in der Branche nie über die Bedeutung eines Arbeitsvertrags hinaus. Mit den öffentlichen Äusserungen haben beide Seiten einander geschadet. Doch letztlich bleibt die Erkenntnis: Der Zweck – beziehungsweise das Geld – heiligt bekanntlich die Mittel.