Joan Laporta
Barça-Präsident verteidigt Transferpolitik: «Jeder soll sich um die eigenen Dinge kümmern»

Der FC Barcelona hat in diesem Jahr schon über 150 Millionen Franken für Transfers ausgegeben. Barça-Präsident Joan Laporta verteidigt seine Strategie und will weitere Spieler verpflichten.

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Joan Laporta, Präsident des FC Barcelona, stellt seinen Klub als genesenen Patienten dar.

Joan Laporta, Präsident des FC Barcelona, stellt seinen Klub als genesenen Patienten dar.

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Der Präsident des FC Barcelona, Joan Laporta, hat mit scharfen Worten kritische Kommentare von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zur Einkaufspolitik des finanziell angeschlagenen spanischen Fussballclubs gekontert. «Jeder soll sich um die eigenen Dinge kümmern», sagte Laporta am Donnerstagabend in New York. Er meinte, die kritischen Anmerkungen hätten mit «Ahnungslosigkeit», wohl aber auch mit der Sorge vor der wiedererstarkten Konkurrenz zu tun. «Barça ist wieder da!», beteuerte Laporta vor Journalisten.

Nagelsmann hatte vor einer guten Woche seine Verwunderung darüber geäussert, dass der mit 1,35 Milliarden Euro verschuldete Verein sich in diesem Sommer mit teuren Stars wie dem von den Bayern losgeeisten Weltfussballer Robert Lewandowski oder dem Brasilianer Raphinha von Leeds United verstärken konnte. «Es ist nicht nur Lewy, sie kaufen viele Spieler - ich weiss nicht, wie. Es ist der einzige Club in der Welt, der kein Geld hat, aber jeden Spieler kauft, den er will. Es ist irgendwie komisch, irgendwie verrückt», sagte Nagelsmann.

Plötzlich auferstanden

Dazu erklärte Laporta nun, ohne Nagelsmann beim Namen zu nennen: «Es ist Ahnungslosigkeit, ein Mangel an Informationen zu unserem Club.» Der Clubchef räumte ein: «Es ist wahr, dass wir praktisch unheilbar krank waren. Dank finanzieller Hebel haben wir aber das Krankenhaus verlassen. Diese Herren (die Kritiker) leben in der Vergangenheit.»

Nicht nur Nagelsmann, auch Madrider Medien - die dem Erzrivalen Real Madrid nahestehen - hatten sich kritisch geäussert. Laporta vermutet, dass die Konkurrenz Angst hat: «Sie tun das wohl, weil sie glauben, dass wir weiter auf dem Markt tätig sein werden und sie bereits überholt haben. Jeder soll sich um die eigenen Dinge kümmern.»

Einkaufstour geht weiter

Allein für Raphinha und Lewandowski gab der Club über 100 Millionen Euro aus. Das ist durch eine nicht unumstrittene Veräusserung von Vereinsvermögen möglich. In den vergangenen Wochen verkauften die Katalanen insgesamt 25 Prozent der TV-Rechte für 25 Jahre an die Investmentfirma Sixth Street. Dafür sollen mehr als 500 Millionen Euro fliessen. Der FC Barcelona will auch eine Minderheitsbeteiligung an der Barca Licensing and Merchandising (BLM) abtreten.

Am Donnerstag gaben die Katalanen eine weitere millionenschwere Verpflichtung bekannt. Der französische Nationalspieler Jules Koundé kommt vom Ligarivalen Sevilla. Der 23-jährige Innenverteidiger befindet sich bereits in Barcelona und wird bald seine neuen Teamkollegen kennenlernen, die am Wochenende von ihrer USA-Tour zurückkehren. Nach den medizinischen Tests wird der Neuzugang offiziell vorgestellt. Koundé soll einen Fünfjahresvertrag unterschreiben. Die Ablöse soll sich auf 50 Millionen Euro (ca. 48,5 Mio. Franken) plus zehn weiteren Millionen an Bonuszahlungen belaufen. Er ist schon der fünfte Neuzugang bei den Spaniern.

Doch damit nicht genug: Denn Barça will die Defensive mit weiteren Verpflichtungen verstärken. Als Nächstes nimmt man zwei Aussenverteidiger des FC Chelsea ins Visier: César Azpilicueta und Marcos Alonso. (gav/dpa)