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Das reale Bruttoinlandsprodukt sank 2020 noch stärker als in der Finanzkrise. Doch der Weg zurück zum Vorkrisenniveau ist für die Schweiz kürzer als für Deutschland oder Österreich.
Die Schweiz ist wirtschaftlich erstaunlich gut durch die Coronakrise gekommen. Dieser Schluss lässt sich einem internationalen Vergleich entnehmen, den das Staatssekretariat für Wirtschaft zusammengestellt hat.
Die Zahlen zeigen: Die Schweiz lang im vierten Quartal 2020 noch 1,7 Prozent unter dem Vorkrisenniveau vom vierten Quartal 2019. Anders gesagt, muss sie noch 1,7 Prozent aufholen, um wieder die gleiche totale Wertschöpfung zu erreichen wie vor der Krise. Andere Länder haben noch einen deutlich längeren Weg zu gehen.
Deutschland muss noch 3,6 Prozent aufholen, Frankreich gar noch 5 Prozent. Auch gemessen am gesamten Euroraum kommt die Schweiz besser weg. Italien und Spanien traf die Krise wirtschaftlich noch deutlich stärker. Ronald Indergand, Leiter Konjunktur beim Seco, sagt:
«Es bestätigt sich, dass der wirtschaftliche Schaden in der Schweiz geringer ausfällt, als sonst in Europa.»
Dies dürfte daran liegen, dass hierzulande die einschränkenden Massnahmen weniger hart und gezielter vorgenommen wurden. Auch in der zweiten Welle wurde der Gang der Gesamtwirtschaft weniger stark gebremst als in anderen Ländern. Indergand: «Wir konnten beispielsweise Ausgangssperren vermeiden, das hat sicherlich geholfen.»
Geholfen hat gemäss Seco auch dies: In der Schweiz hätten die besonders hart getroffenen Branchen ein geringeres Gewicht an der Gesamtwirtschaft haben als anderswo. So ist etwa die Tourismusbranche in der Schweiz im Vergleich kleiner als in Österreich oder Italien. Und der grosse Schweizer Pharmasektor half mit, die Wirtschaft zu stabilisieren.
Und schliesslich wurden gemäss Seco die Hilfsmassnahmen in der Schweiz effizient aufgesetzt: «Die Hilfe kam zumindest in der ersten Welle extrem schnell an in der Wirtschaft», sagt Indergand.
Die verschärften Coronamassnahmen wirkten sich im letzten Quartal 2020 deutlich auf das Bruttoinlandprodukt (BIP) aus: Nach einem Wachstum von 7,6 Prozent im dritten Quartal 2020 verlangsamte es sich im vierten auf 0,3 Prozent.
Grosse Einbussen erlebten jene Dienstleistungsbranchen, die direkt durch die Massnahmen betroffen waren, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte. So ging beispielsweise die Wertschöpfung im Gastgewerbe um 20,8 Prozent und im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung um 7,7 Prozent stark zurück. Die Massnahmen würden die Wirtschaft auch im 1. Quartal 2021 noch belasten.
In anderen Bereich setzte sich die Erholung hingegen fort: Der Handel wuchs um 1,5 Prozent, die Finanzdienste um 0,7 Prozent und im Baugewerbe legte die Wertschöpfung um 0,4 Prozent zu.
Auch das verarbeitende Gewerbe konnte dank der stark anziehenden Nachfrage in wichtigen Volkswirtschaften Asiens mit 1,4 Prozent erneut wachsen. Zwar gingen die Warenexporte um 1 Prozent zurück, schuld war aber einzig die negative Entwicklung des Transithandels. Andere Exportkategorien wie Uhren oder Maschinen und Metalle erholten sich weiter vom Einbruch im Frühjahr.
Die privaten Konsumausgaben schrumpften im vierten Quartal deutlich um 1,5 Prozent. Vor allem in den Bereichen Gastronomie und Freizeit gaben die Leute weniger Geld aus. Dafür stiegen die Ausgaben für Nahrungsmittel und anderen Waren wie Elektronikgeräte, wie es weiter heisst.
Gemäss Seco wirkte sich die zweite Corona-Welle bis Ende 2020 deutlich weniger auf die Wirtschaft aus als die erste im vergangenen Frühjahr. Allerdings liegen inzwischen die ersten provisorischen Ergebnisse für das Jahr 2020 vor. Demnach ging das reale BIP 2020 um 2,9 Prozent zurück.
Das ist deutlich stärker als während der Finanzkrise im Jahr 2009, als es ein Minus von 2,1 Prozent gab. Besonders von der Krise betroffen war gemäss Seco der Dienstleistungssektor. Der private Konsum sei in historischem Ausmass gesunken.