Corona
Titlis-Bergbahnen machen erneut Millionenverlust – trotzdem ist die Existenz gesichert

Die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis schrieben 2021 einen Verlust von fünf Millionen Franken. Ohne Härtefallentschädigung wäre dieser noch deutlich höher ausgefallen.

Florian Pfister und Peter Walthard
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Gäste aus den USA und aus China fehlten den Titlis-Bergbahnen auch 2021. Das schlägt sich nun in den Geschäftszahlen nieder.

Gäste aus den USA und aus China fehlten den Titlis-Bergbahnen auch 2021. Das schlägt sich nun in den Geschäftszahlen nieder.

Archivbild: Keystone

Zu Beginn des neuen Geschäftsjahrs gab es für die Titlis-Bergbahnen so etwas wie einen Lichtblick: Die Ersteintritte von Anfang November bis Ende Dezember – also, wenn ein Gast unten am Berg das erste Mal durch das Drehkreuz der Seilbahn geht – seien gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent gestiegen, meldete das Unternehmen am Dienstag. Am Silvestertag habe die Zahl der Gäste sogar erstmals wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Einen Strich durch die Rechnung machte dann aber das Wetter: Eine Warmfront mit Regen bis über 2500 Meter über Meer habe das Weihnachtsgeschäft zum zweiten Mal in Folge ins Wasser fallen lassen.

Dabei hätte Engelberg den Umsatz über die Festtage dringend brauchen können: Auch 2021 setzten die Pandemie und ihre Folgen den Bergbahnen nämlich schwer zu. Wegen der behördlich angeordneten Schliessung der Anlagen über die Weihnachtszeit 2020/21 und des Wegfalls der internationalen Gäste sank der Verkehrsertrag im letzten Geschäftsjahr (dieses endet jeweils am 31. Oktober) gegenüber dem Vorjahr auf 17,3 Millionen Franken. Das ist ein Minus von 26,4 Prozent. Für die Restaurants und Hotels resultierte gar eine Ertragsminderung um 35,4 Prozent auf 5,2 Millionen Franken.

Betriebsergebnis dank staatlicher Hilfe positiv

Dennoch gelang es dem Unternehmen, den Verlust von rund 20 Millionen auf fünf Millionen Franken zu senken. Dazu beigetragen hat die staatliche Härtefallentschädigung von 10 Millionen Franken. Der Rest der Einsparungen sei auf Sparmassnahmen, striktes Kostenmanagement und die Kurzarbeitsentschädigung zurückzuführen. «Wir haben nochmals massiv geschaut, dass wir die Kosten senken können», sagt CEO Norbert Patt auf Anfrage. Dass der Verlust kleiner ausfällt, liegt auch an den Abschreibungen, die im Gegensatz zum Vorjahr wieder auf einem normalen Niveau lagen. So resultierte mit 8,9 Millionen Franken trotz Krise ein positives Betriebsergebnis. Weitere substanzielle Sparmassnahmen sind laut Norbert Patt für das laufende Geschäftsjahr nicht geplant.

Auch in diesem Sommer haben die Titlis-Bergbahnen viele Schweizer angelockt. Besonders im Bereich Kinder baut das Unternehmen sein Angebot stetig aus. So wurde beispielsweise Schmugglis Erlebniswelt beim Trübsee erweitert. Insgesamt 160'000 Besucherinnen und Besucher reisten in der Sommersaison auf den Berg, nochmals 40'000 mehr als im Vorjahr.

Unerfreulicher sah die Gästezahl in den Wintermonaten der Saison 2020/2021 aus, die auf rund 340'000 Besucherinnen und Besucher sank. In der Wintersaison 2019/2020 waren es noch rund 450'000 Personen. Wie Norbert Patt erklärt, liege der starke Rückgang daran, dass die Titlis-Bergbahnen bis zum ersten Lockdown Mitte März 2020 und den ersten drastischen Pandemiemassnahmen in sämtlichen Bereichen auf Rekordkurs waren. Im vergangenen Berichtsjahr mussten die Skigebiete hingegen zwischen den Festtagen 2020 geschlossen bleiben und die Gastronomie hatte während einer langen Zeit einschneidende Massnahmen zu tragen. «Besonders der Genussskifahrer fiel deswegen aus, der ein paarmal die Piste herunterfährt und dann ins Restaurant geht», sagt Norbert Patt. Als nur die Terrassen offen haben konnten, gab es keine Gelegenheit, sich drinnen aufzuwärmen.

Blick in die Zukunft ist positiv

«Trotz weiteren Verlusts ist die Existenz der Titlis-Bergbahnen gesichert», sagt Norbert Patt weiter. Hohes Eigenkapital und die Reserven der letzten zehn Jahre geben dem Unternehmen eine Sicherheit, auch wenn die Pandemie noch etwas andauern sollte.

Für die Zukunft zeigt sich Patt langfristig optimistisch. Zwar werde die Rückkehr der Gäste aus den USA und aus China länger auf sich warten lassen als bei solchen aus Indien oder den Golfstaaten. Es sei aber davon auszugehen, dass sich während der Pandemie ein erhebliches Nachholbedürfnis entwickelt habe. Besonders aus Indien, einem der wichtigsten Märkte für die Titlis-Bergbahnen, kommen bereits Rückmeldungen, dass viele Leute wieder kommen wollen. Norbert Patt ist überzeugt: «Der Bedarf an Reisen wird schnell deutlich zunehmen.»