Coronakrise
Gewerkschaften warnen: Wegen Corona gibt es mehr prekäre Jobs

Die Coronakrise habe die Einkommensschere weiter geöffnet und prekäre Jobs gefördert, warnen die hiesigen Gewerkschaften. Vor allem bei Essenskurieren und im Online-Handel seien die Löhne und sozialen Absicherungen schlechter.

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Die Gewerkschaften verlangen Gesamtarbeitsverträge auch bei Essenskurieren. (Symbolbild)

Die Gewerkschaften verlangen Gesamtarbeitsverträge auch bei Essenskurieren. (Symbolbild)

Keystone

Das Instrument der Kurzarbeit habe viele Entlassungen in der Coronakrise verhindert. Doch die Aussichten für die nächsten Monate sind beunruhigend, bilanziert der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). Denn die Coronakrise habe vermehrt prekäre Jobs geschaffen und die Einkommensschere verstärkt, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung des SGB, der Unia, und Syndicom am Dienstag heisst.

So habe die Schliessung der Restaurants beispielsweise zu einem Boom bei den Essenslieferungen über Kuriere geführt. «Diese haben oft tiefe Löhne, unsichere Arbeitszeiten und eine schlechte soziale Absicherung», lässt sich Daniel Lampart, Chef-Ökonom beim SGB, zitieren.

Gesamtarbeitsverträge auch bei Kurieren

Eine Gefahr sehen die Gewerkschaften auch beim Anstieg des Online-Handels. Während bei inländischen Anbietern die Löhne etwas besser seien, würden ausländische Online-Händler wie Zalando oder Amazon mit ihren tiefen Löhnen von meist unter 15 Franken pro Stunde die Mindeststandards unterbieten.

Pierre-Yves Maillard, Präsident des SGB, fordert daher: «Nach dem Kampf gegen die Pandemie ist eine Offensive für mehr soziale Sicherheit nötig. Damit die Arbeitnehmenden, die die Krise schmerzhaft zu spüren bekamen, nicht abgehängt werden», wie er sich in der Mitteilung zitieren lässt.

Im Video-Interview: SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard und SGB-Chefökonom Daniel Lampart.

Keystone-SDA

Dazu zähle etwa ein Mindestlohn von 22 Franken die Stunde und allgemeinverbindliche Gesamtarbeitsverträge auch bei Kurieren und im Online-Handel. Darüber hinaus müssten insbesondere beim Bund Sparprogramme verhindert werden.

Untere Einkommen leiden in Krise

Weiter beklagt der SGB, dass sich die Einkommensschere verstärkt habe. Gemäss Schätzungen des Gewerkschaftsbundes haben die Einkommensklassen bis 4000 Franken brutto rund 300 Franken Einkommen pro Monat weniger. Dagegen verfügten die oberen Einkommensklassen ab 10'000 Franken 300 bis 400 Franken im Monat mehr, so der SGB.

Die Schweiz müsse laut Pierre-Yves Maillard begreifen, dass ihre Aufgabe nicht erledigt sei, wenn die Pandemie vorbei ist. «Wie nach dem Zweiten Weltkrieg ist es heute angezeigt, eine neue Ära der Sozialwerke einzuläuten und die Früchte des Wachstums aufzuteilen, um wieder Vertrauen zu schaffen», zitiert die Mitteilung den Chef des SGB.