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Die Schweizer Wirtschaft wird auch in diesem Jahr zulegen. Wie stark das Wachstum ausfällt, hängt von der Entwicklung des Krieges in der Ukraine ab. Das zeigt die Konjunkturprognose der ETH Zürich.
Die Weltwirtschaft befindet sich im Krisenmodus. Kaum wurden vielerorts die Coronamassnahmen aufgehoben oder gelockert, wird sie durch den Ukraine-Krieg belastet. Trotzdem wird die Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr wachsen – allerdings je nach Entwicklung der Ukraine-Krise mehr oder weniger stark. Das zeigt die am Mittwoch veröffentlichte Frühjahrsprognose der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF). Sie hat wegen des Krieges zwei Szenarien ausgearbeitet.
Im günstigen Szenario geht die KOF von einem baldigen Ende der militärischen Gewalt und eher kurzfristigen negativen Auswirkungen auf die Konjunktur aus. Die Forschungsstelle rechnet darin mit einem Anstieg des um Sportevents bereinigten Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2,9 Prozent. Im Jahr 2023 könnte das BIP um 2,3 Prozent steigen. Da die Aufholeffekte nach der Coronakrise allmählich nachlassen, normalisiere sich nach und nach die Dynamik.
Das Negativszenario basiert hingegen auf weiteren Eskalationen und einer längeren Dauer der Gewalt. Dazu gehören auch schärfere Sanktionen des Westens gegenüber Russland und als Reaktion darauf russische Sanktionen gegenüber dem Westen. Konkret werden in diesem Szenario alle russischen Energie- und Rohstoffexporte in die Europäische Union gestoppt. Die europäische Wirtschaft würde damit gemäss KOF in eine Rezession geraten und die Schweizer Wirtschaft erlitte im zweiten Quartal «erhebliche Produktionsrückgänge».
Die KOF unterstellt in diesem Szenario auch, dass der Handel mit russischen Rohstoffen in der Schweiz gestoppt und der Schweizer Franken schnell und kräftig aufgewertet werden. Unter diesen Annahmen betrüge die Wachstumsrate des sporteventbereinigten BIP im Jahr 2022 nur noch 1 Prozent – also rund 2 Prozentpunkte weniger als im günstigen Szenario. Auch könnte die Arbeitslosigkeit ansteigen. Für 2023 rechnet die KOF im Negativszenario mit einem BIP-Anstieg um 0,8 Prozent.
Die KOF geht in beiden Szenarien davon aus, dass die coronabedingten Kontaktbeschränkungen nicht wieder eingeführt werden. Allerdings betont sie, dass die Pandemie noch lange nicht ausgestanden sein dürfte. Dies berge das Risiko von neuen und wieder gefährlichen Virusvarianten. Daher könnte sich das unterstellte Endemieszenario im Nachhinein als zu optimistisch erweisen, heisst es weiter.
Weiter führt der Krieg dazu, dass die Inflation stärker steigt und weniger rasch zurückgeht, wie zuvor angenommen wurde. Allerdings soll die Teuerung in der Schweiz im laufenden Jahr moderat bleiben: Im günstigen Szenario steigen die Konsumentenpreise um 1,6 Prozent, im Negativszenario um 2,8 Prozent.