Luftfahrt
«Es fehlen uns fast die Worte – es reicht!»: Swiss-Piloten schlagen neuen Vertrag aus und stimmen über Streik ab

Der Pilotenverband Aeropers hat den verbesserte Vorschlag der Swiss für einen Gesamtarbeitsvertrag abgelehnt. Nun stehen die Zeichen auf Sturm - just vor den Herbstferien. Und bereits vorher ist ein Protestmarsch geplant.

Peter Walthard und Benjamin Weinmann
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Die Pilotinnen und Piloten der Swiss drohen mit Streiks ab dem 17. Oktober. (Symbolbild)

Die Pilotinnen und Piloten der Swiss drohen mit Streiks ab dem 17. Oktober. (Symbolbild)

Keystone

Die Swiss hatte dem Pilotenverband Aeropers ein um 60 Millionen verbessertes Angebot für einen Cockpit-Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterbreitet. Dieses sei vom Personalverband abgelehnt worden, teilte die Swiss am Freitag mit. Aeropers bestätigt dies in einer eigenen Mitteilung. Die Swiss sei nicht ausreichend auf die Forderungen der Pilotinnen und Piloten eingegangen, heisst es darin. Aeropers hatte laut Swiss Forderungen im Umfang von 200 Millionen Franken gestellt.

Der Pilotenverband starte jetzt die Vorbereitungen für den «Plan B», heisst es in der Mitteilung von Aeropers. Damit stehen die Zeichen auf Streik: Der Abstimmungsprozess über eine Arbeitsniederlegung starte noch heute Freitag, so die Mitteilung. «Falls die Mitglieder dem Antrag des Vorstandes zustimmen und die Geschäftsleitung der Swiss in der Zwischenzeit kein deutlich verbessertes Angebot vorlegt, sind ab dem 17. Oktober Streikmassnahmen möglich», schreibt Aeropers.

Lohnerhöhungen ausgeschlagen

Der GAV 2022 sei in einer Phase grosser Unsicherheit ausgehandelt worden, die Abstimmung habe aber während der Erholung der Branche stattgefunden. Dies haber zur Ablehnung mit mehr als 80 Prozent der Stimmen geführt. «In der Zwischenzeit hat Swiss zudem sehr gute Halbjahreszahlen präsentiert und der Aufschwung in der Luftfahrt geht unvermindert weiter», schreibt der Personalverband weiter. Im ersten Halbjahr 2022 hatte die Lufthansa-Tochter wieder einen Gewinn von 67 Millionen Franken eingefahren.

Die Swiss hatte ihren Piloten und Pilotinnen nach eigenen Angaben Lohnerhöhungen von 3000 bis 9000 Franken pro Jahr und Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Wert von rund 30 Millionen Franken verteilt über die Vertragsdauer von vier Jahren angeboten. Die Swiss sieht darin «eine deutliche Verbesserung auch gegenüber dem letzten Gesamtarbeitsvertrag von 2018», wie sie in ihrer Mitteilung schreibt: «Dies trotz der durch die Corona-Pandemie gestiegenen Schuldenlast und der unsicheren Weltwirtschaftslage.»

«Es fehlen uns fast die Worte - es reicht!»

CH Media liegt ein internes Schreiben von Aeropers an ihre Mitglieder vor, in dem der Verband scharfe Kritik an der Swiss-Spitze übt. Sie wolle sich das angebliche Entgegenkommen mit erheblich grösserer Flexibilität und Mehrarbeit des Korps bezahlen lassen. «Es fehlen uns fast die Worte für solche eine Haltung. Es reicht!» Die Geschäftsleitung verkenne oder ignoriere die dringenden Bedürfnisse der Pilotinnen und Piloten. «Dies sei allerdings keine Überraschung, hat sie doch offensichtlich die Bindung zum Korps verloren.»

Zudem plant Aeropers bereits am 29. September einen Protestmarsch zum Swiss-Hauptquartier in Zürich-Kloten. Ein möglicher Arbeitskampf sei nicht das Ziel. «Zu einem solchen werden wir gezwungen, wenn unser Vertragspartner meint, er könne die prekäre Situation einfach ignorieren oder aussitzen.» Für Passagiere hat die aktuelle Situation auf jeden Fall die Folge, dass die bevorstehenden Swiss-Flüge in die Herbst-Ferien alles andere als sicher sind.