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Die privaten Radio- und Fernsehstationen leiden unter der Corona-Krise. Nachdem der Bundesrat ein Gesuch um finanzielle Nothilfe ablehnte, wenden sich deren Branchenverbände nun direkt ans Bundesparlament.
(dpo) Die Medien befinden sich in der Coronakrise in einer paradoxen Lage: Einerseits besteht eine stark gestiegene Nachfrage nach Informationen. Das zeigen gestiegene Zuschauer- und Leserzahlen. Andererseits sind die Werbeerträge stark eingebrochen. Die wirtschaftliche Existenz privater Radio- und Fernsehstationen sei darum «in Kürze akut gefährdet», schreiben Telesuisse, der Verband der Privatfernsehen, sowie die Verbände der deutsch- und westschweizer Privatradios am Freitag in einer gemeinsamen Mitteilung.
Konkret seien die Werbeerträge der Privatradios und -fernsehen seit dem Beginn der Coronakrise zwischen 60 und 90 Prozent eingebrochen. Derweil beispielsweise die Reichweitenwerte der Regionalfernsehsender um fast 40 Prozent gestiegen seien. Deshalb wenden sich die Verbände der privaten elektronischen Medien der Schweiz nun mit einem Nothilfegesuch ans Parlament.
Erfolge nicht rasch Hilfe, würden viele Regionalradios und -fernsehen innert Kürze gezwungen sein, ihre Sendungen einzustellen oder zumindest massiv zu reduzieren, heisst es in der Mitteilung. Einzelnen Station drohe gar die Schliessung. Die Medienverbände bitten die Parlamentarischen Kommissionen darum, ein «schmerzhaftes Ausbluten des Radio- und Fernsehangebots» zu verhindern.
Ein in März gestelltes Nothilfegesuch, das auf die Reserven der Radio- und Fernsehgebühren zurückgegriffen hätte, lehnte der Bundesrat vor gut einer Woche ab. Auf ein Wiedererwägungsgesuch ist der Bundesrat laut Mitteilung der Verbände gar nicht erst eingegangen. Die privaten Medien fühlen sich von der Landesregierung laut Mitteilung darum «im Stich» gelassen. Sie kritisieren insbesondere, dass die SRG im nächsten Jahr mit 50 Millionen Franken zusätzlich unterstützt werden soll, um Werberückgänge infolge der Coronakrise kompensieren zu können. Dabei sei deren Reichweite in der Coronakrise im Vergleich nur um gut 20 Prozent gewachsen.