Protestaktion
Swissport-Mitarbeitende protestieren am Flughafen Zürich

Mitten in den Sommerferien protestiert das Bodenpersonal am Flughafen Zürich lautstark für bessere Arbeitsbedingungen. Das Swissport-Management will den Forderungskatalog entgegennehmen und prüfen.

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Grosse Protestaktion am Flughafen Zürich: Das Bodenpersonal kämpft für bessere Arbeitsbedingungen.

Grosse Protestaktion am Flughafen Zürich: Das Bodenpersonal kämpft für bessere Arbeitsbedingungen.

Keystone

Aktuell herrscht am Flughafen Zürich Grossandrang: Tausende reisen in die Sommerferien. Gleichzeitig wird die Belastung für das Personal immer grösser. Denn nach dem coronabedingten Stellenabbau fehlen jetzt überall Mitarbeitende – etwa bei der Gepäcksortierung. Bilder von gestapelten Koffern machen die Runde.

Nun hat sich das Bodenpersonal von Swissport am Samstag am Flughafen Zürich zu einer Protestaktion versammelt. Hintergrund sind die stockenden Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Die Gewerkschaften haben den GAV im Juni gekündigt. Die Swissport-Mitarbeitenden fordern die Rückkehr zu den Bedingungen vor der Coronakrise, die Bezahlung des Teuerungsausgleiches sowie die Gewährung von mehr Freizeit, wie die Gewerkschaften gemeinsam mitteilten.

Das Ziel der Protestaktion: dem Swissport-Management einen Besuch abstatten und diesem einen Vorvertrag unterbreiten. Gemäss der Gewerkschaft Vpod durften 50 Mitarbeitende ins Gebäude, «Hunderte warten draussen». Die Leitung soll den Vorvertrag für den neuen GAV mit Eckwerten nun bis am Mittwoch akzeptieren.

Management will Forderungen prüfen

Swissport teilte am Samstag bereits vor der Aktion mit, dass das Unternehmen keine Einwände gegen die Protestaktionen habe, «solange die Friedensvereinbarung im aktuell gültigen GAV eingehalten und der Passagierfluss sowie der Flugverkehr nicht gestört oder verzögert werden». Das Management werde den Forderungskatalog entgegennehmen und anschliessend «sorgfältig prüfen».

Für das Unternehmen ist klar: Die Gesamtforderungen der Gewerkschaften sind nicht finanzierbar und trage den aktuellen Gegebenheiten in der Luftfahrt mit extremen Produktionsspitzen und Unregelmässigkeiten nicht genügend Rechnung, wie Swissport schreibt. Der Dienstleister sieht nur zwei Szenarien: eine gemeinsame Einigung auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag auf Anfang 2023 oder die Ausstellung von Einzelarbeitsverträgen.

Swissport-Chef macht Regierungen für Chaos verantwortlich

Swissport-Chef Warwick Brady nahm in einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» die Regierungen für die aktuelle Situation in die Verantwortung: «Die Politik hat unsere Industrie beinahe zugrunde gehen lassen», sagte er. Schuld seien in erster Linie die Regierungen mit ihren «erfundenen politischen Wissenschaften». Zwar sei die Pandemie schrecklich gewesen, die Notwendigkeit von Reiserestriktionen verneint er jedoch. «Es gab keine medizinischen, wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Reiserestriktionen die Verbreitung von Covid signifikant stoppten.»

Nun zeigten sich die Folgen von zwei Jahren Pandemie, in der die Industrie an den Rand des Kollapses gedrängt wurde. «Die Reisenachfrage steigt rasant. Doch nach dem massiven und damals absolut nötigen Stellenabbau fehlt jetzt überall Personal.» (abi)