Schweiz Tourismus
«Jahr des Schreckens»: Logiernächte fallen auf das Niveau von 1950 zurück

40 Prozent weniger Hotelübernachtungen: Die Beherberbungsbranche rechnet für das Jahr 2020 mit Umsatzeinbussen von 3,4 Milliarden Franken. Die Zahl der Logiernächte ist so tief wie seit 70 Jahren nicht mehr.

André Bissegger
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Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger im Video-Interview.

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«2020 wird als das Jahr des Schreckens in die Tourismus-Geschichte eingehen», sagte Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus, am Freitag vor den Medien. Die Hotelübernachtungen sanken um knapp 16 Millionen auf 23,7 Millionen Logiernächte. Das sind 40 Prozent weniger als im Vorjahr. «Diese Zahlen katapultieren uns zurück ins Jahr 1950», sagte Nydegger.

Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) ging die ausländische Nachfrage um 66,1 Prozent (–14,3 Millionen) auf 7,3 Millionen Logiernächte zurück. Bei den Schweizer Gästen fiel der Rückgang dank einem starken Sommer weniger drastisch aus: Sie generierten 16,4 Millionen Logiernächte. Das sind 8,6 Prozent respektive 1,5 Millionen weniger als im Vorjahr. Von Juli bis Oktober konnten bei den Logiernächten von Schweizer Gästen sogar Rekordwerte verbucht werden, wobei der Höchstwert im Juli mit 2,6 Millionen erreicht wurde.

Der Schweizer Tourismus hat stark unter der Coronapandemie gelitten. Vor allem die ausländischen Gäste blieben aus.

Der Schweizer Tourismus hat stark unter der Coronapandemie gelitten. Vor allem die ausländischen Gäste blieben aus.

Keystone

Städte leiden besonders stark

Auch Andreas Züllig, Präsident von Hotellerie Suisse, sprach von einem «schwarzen Jahr». Gemäss den neusten Berechnungen des Verbands muss die Schweizer Hotellerie für das Jahr 2020 von einem Umsatzverlust von mindestens 3,4 Milliarden Franken ausgehen – Restauration und Nebenleistungen eingerechnet. In den Städten seien die Umsätze im vergangenen Jahr etwa um knapp 70 Prozent eingebrochen. «Eine Erholung ist kaum in Sicht», prophezeit der Verband in einer Mitteilung. Auch die alpinen Regionen verzeichneten durchschnittliche Umsatzverluste von 20 Prozent.

Schwierig ist auch der laufende Winter – «trotz phänomenalen Schnee- und Wetterbedingungen», wie Nydegger sagte. «Wir wissen jetzt schon: Die Bilanz für den Wintertourismus wird in den Berggebieten tief rot sein.» Eine Umfrage bei den Partnern habe gezeigt, dass alleine während den Sportferien die Zahl der Übernachtungen in Hotels und Ferienwohnungen um 18 Prozent zurückgegangen sind.

Schweiz Tourismus geht davon aus, dass im Sommer die internationalen Reiseströme wieder zunehmen werden. «Diese werden aber überschaubar sein», sagte Nydegger. Das Niveau vor Corona werde frühestens 2022 wieder erreicht.

Nachhaltigkeitsstrategie soll Bewegung starten

Besserung soll unter anderem die neue Nachhaltigkeitsstrategie «Swisstainable» – eine Zusammensetzung der Wörter «Swiss» und «Sustainable» (Nachhaltig) – von ST und der gesamten Tourismusbranche bringen, die am Freitag vorgestellt wurde. «Die Schweiz soll eines der nachhaltigsten Reiseländer der Welt werden», sagte Nydegger. «Swisstainable» soll eine eigentliche Nachhaltigkeitsbewegung auslösen.

Gemäss Konzept habe die Pandemie hat den Wunsch nach Authentizität, Naturnähe und umsichtigem Konsum noch verstärkt. Es gelte daher, die Bedürfnisse der Gäste, der lokalen Bevölkerung und der Umwelt in ein «harmonisches Gleichgewicht» zu bringen.