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Die Schweizer Medizintechnik-Branche kritisiert die Import-Hürden für Medizinprodukte. Sie fürchtet um die Patientenversorgung und fordert dringend Änderungen.
Das Ende des Rahmenabkommens stellt die Schweizer Medtech-Branche vor einige Herausforderungen. Mit dem Abbruch der Verhandlungen lief Ende Mai das Abkommen für den freien bilateralen Handel von Medizinprodukten ohne Erneuerung aus, die Schweiz hat neu den Status eines Drittstaates. An einer Konferenz des Verbands Swiss Medtech will die Branche am Dienstag nun über diese neue Realität und ihre Folgen diskutieren.
Die Situation der Branche präsentiert sich unterschiedlich, wie einer Mitteilung des Verbands zu entnehmen ist. Im Export war es möglich, sie weitgehend zu antizipieren: Die Betriebe konnten sich darauf vorbereiten, die Zusatzanforderungen für den lückenlosen Export ihrer Ware in die EU zu erfüllen. Dazu gehörten die Benennung eines Bevollmächtigten im EU-Raum sowie die Neubeschriftung der Produkte.
Anders sieht es auf der Import-Seite aus. Der Verband schreibt von einer «alarmierenden Situation» und einer Gefährdung der Patientenversorgung. Mit Inkraftsetzung der nationalen Medizinprodukteverordnung im Mai habe der Bundesrat hohe Import-Hürden für ausländische Hersteller aufgestellt. Nicht alle seien bereit, zusätzliche Anforderungen «einzig und allein für den kleinen Absatzmarkt Schweiz zu erfüllen».
Zurzeit seien Einzelbeispiele von Lieferstopps bekannt, ab der zweiten Jahreshälfte 2022 werde es aber zu «breit spürbaren Versorgungslücken» kommen, wird Daniel Delfosse, Leiter für Regulierungsfragen von Swiss Medtech, in der Mitteilung zitiert. Branchenumfragen zeigten, dass jedes achte der heute in der Schweiz verwendeten Medizinprodukte künftig nicht mehr verfügbar sein werde.
Die Vorlage des Bundesrates funktioniere in der Realität nicht, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Branche fordere eine dringende Änderung der Medizinprodukteverordnung. «Mit ein paar wenigen Anpassungen der Verordnung könnte das sich anbahnende Versorgungsproblem massiv entschärft werden», so Delfosse. Weiter wolle sich der Verband dafür einsetzen, «dass die Beziehung der Schweiz mit der EU auf eine solide und dauerhafte Grundlage gestellt wird». (agl)