Studie
Whistleblower: Über 60 Prozent der Schweizer Unternehmen haben eine Meldestelle

Bei fast einem Drittel der Schweizer Unternehmen kam es 2020 zu Missständen, die finanziellen Schäden sind dabei oft sehr hoch. Laut einem neuen Report verfügen über 60 Prozent der Firmen über eine Meldestelle für Hinweisgebende.

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Über 60 Prozent der untersuchten Schweizer Unternehmen verfügen über eine Meldestelle. (Symbolbild)

Über 60 Prozent der untersuchten Schweizer Unternehmen verfügen über eine Meldestelle. (Symbolbild)

Keystone

Der neue «Whistleblowing Report 2021», welchen die Fachhochschule Graubünden in Kooperation mit der EQS Group erstellt hat, beleuchtet, welche Rolle Missstände in Unternehmen spielen und wie diese damit umgehen. Insgesamt wurden über 1200 Unternehmen befragt, 314 davon aus der Schweiz. Die Untersuchung zeigt, dass es letztes Jahr hierzulande in 32,5 Prozent der Unternehmen zu illegalem oder unethischem Verhalten kam.

Unabhängig vom Unternehmenssitz sind Grossunternehmen häufiger betroffen als KMU, das gleiche gilt für international tätige Unternehmen verglichen mit denjenigen, die ihre Aktivitäten aufs Inland konzentrieren. Der Prozentsatz der gemeldeten Missstände ist in der Schweiz niedriger als in den anderen drei untersuchten Ländern Frankreich, Deutschland und Grossbritannien. Allerdings ist der finanzielle Schaden laut dem Report in der Schweiz in der Regel höher. So beklagten ein Drittel der Unternehmen, welche einen finanziellen Schaden angaben, über 100'000 Euro Verluste.

Meldestelle nur bei gesetzlicher Verpflichtung

Um illegalem Verhalten vorzubeugen, haben rund 63 Prozent der Schweizer Unternehmen eine Meldestelle für Whistleblower eingerichtet. Einzig in Frankreich ist der Anteil mit 73 Prozent deutlich höher. Von den Unternehmen, welche über keine Meldestelle verfügen, wollen 25 Prozent eine solche einrichten oder überlegen, dies zu tun. Für weitere 25 Prozent kommt die Einrichtung einer solcher Stelle nur dann infrage, wenn es eine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt.

Im Durchschnitt gingen bei den Meldestellen in allen untersuchten Ländern im letzten Jahr 34 Meldungen ein. Auch hier sind laut dem Report Grossunternehmen und international tätige Firmen vorne dabei. In Frankreich, Grossbritannien und in der Schweiz haben weniger als die Hälfte der untersuchten Meldestellen überhaupt Hinweise erhalten. In Deutschland waren es über 50 Prozent. (agl)