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Die Schweiz stehe nicht unter Druck, Coronaschulden rasch abzubauen. Das zeigt eine Umfrage bei Wirtschaftswissenschaftern. Vielmehr ist ein Grossteil sogar offen für ein Impulsprogramm. Und damit für zusätzliche Ausgaben.
(sat) Die Ökonominnen und Ökonomen in der Schweiz bleiben gespalten über die hiesige Coronapolitik. Laut einer am Mittwoch publizierten Umfrage der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) und der NZZ gibt es derzeit zwei etwa gleich grosse Lager, wenn es um die Frage geht, ob der Staat die Wirtschaft in der Coronapandemie zu wenig oder gerade richtig unterstütze. Als zu gross erachtet die Bundeshilfe nur ein sehr kleiner Teil der befragten Ökonomen.
Spannend fallen die Antworten der Wirtschaftswissenschafter zu einem möglichen Corona-Impulsprogramm aus: Sobald die Pandemie es zulässt, könnte sich knapp jeder zweite vorstellen, dass der Staat die Wirtschaft ankurbelt. Ob dabei einzelne Branchen unterstützt, Steuern für Arbeitnehmende gesenkt oder gleich ein Infrastrukturprogramm auf die Beine gestellt werden soll – dazu gehen die Ansichten der Ökonomen jedoch weit auseinander. Kritiker eines Impulsprogramms warnen, dieser Anschub könne zu einer Überhitzung der Wirtschaft führen. Die von der Politik geplanten Öffnungsschritte seien bereits Konjunkturhilfe genug.
Einig sind sich die Ökonomen dagegen darin, dass die Schulden wegen der Coronakrise für das Land kein grosses Problem sind. Begründet wird dies vorab mit ausserordentlich günstigen Finanzierungsbedingungen. Ein Drittel würde die Schuldenbremse für Coronakosten gar aussetzen, statt wie bisher geplant die Frist für den Abbau zu verlängern. Die Schweiz wird im vergangenen und laufenden Jahr nämlich voraussichtlich gut 40 Milliarden Franken zur Bekämpfung der Coronakrise in die Hand nehmen.
Um die Finanzen wieder ins Lot zu bekommen, setzt gut ein Viertel der Wirtschaftswissenschafter auf höhere Gewinnsteuern. Ein Fünftel erachtet eine Senkung der Bundesausgaben als geeignetste Massnahme. KOF und NZZ haben für die Umfrage im ganzen Land Ökonominnen und Ökonomen angeschrieben. 167 Wirtschaftswissenschafter respektive knapp jede fünfte Person hat geantwortet.