Verbotener Hanf
Schweizer Volkswirtschaft macht Milliardenumsatz mit Cannabis

Eine Genfer Studie schätzt den in der Schweiz mit Cannabis erzeugten Umsatz auf jährlich eine Milliarde Franken. Miteingerechnet sind dabei die Kosten von Polizei und Gesundheitswesen.

Peter Walthard
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Volksdroge Cannabis: Die Schweizer Bevölkerung verbraucht täglich 750'000 Joints.

Volksdroge Cannabis: Die Schweizer Bevölkerung verbraucht täglich 750'000 Joints.

Keystone

Treiber des Umsatzes ist der hohe Cannabiskonsum in der Schweiz. Jahr für Jahr führen sich die Einwohner der Schweiz 56 Tonnen Marihuana und Haschisch zu, täglich brennen in der Schweiz 750'000 Joints. Ausgehend von diesen Zahlen hat die Universität Genf zusammen mit einem Beratungsunternehmen versucht, die volkswirtschaftlichen Dimensionen des illegalen Marktes abzuschätzen.

Allein Produktion und Verkauf schaffen demnach einen Markt mit einem Umsatz von 582 Millionen Franken, so das am Montag veröffentlichte Resultat. Dazu kommen weitere volkswirtschaftliche Kosten, die ebenfalls zum Umsatz gezählt werden: 14 Millionen Franken im Justizvollzug, neun Millionen in der Rechtsprechung, 34 Millionen für die Polizei und 22 Millionen im Gesundheitswesen.

Würden vorgelagerte Effekte mitgerechnet, komme man auf noch höhere Zahlen, heisst es in der Mitteilung aus Genf. Die Bruttowertschöpfung des Cannabis-Systems veranschlagt die Studie auf 673 Millionen Franken pro Jahr. Dies entspreche 0,06 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, was vergleichbar sei mit der Wertschöpfung, die mit der Herstellung von Autos und Autoteilen erzielt wird.

Das Cannabisverbot hält den Umsatz hoch

In Vollzeitäquivalenten gerechnet entspricht die wirtschaftliche Bedeutung des Cannabissystems damit 4400 Stellen. Das ist etwa soviel, wie die Unfallversicherung Suva Angestellte hat. Das Volumen des Cannabismarktes hat auch Auswirkungen auf die Steuern. Die Genfer schätzen, dass vom Gesamtsteueraufkommen etwa 25 Millionen Franken direkt oder indirekt auf Geld zurückgehen, das wegen Cannabis umgesetzt wird.

Damit stellt die Studie auch die Frage nach der Regulation des bislang illegalen Marktes. Dafür verglichen die Forschenden verschiedene Szenarien. Dabei zeigte sich, dass jede Form der Legalisierung den durch Cannabis erzeugten Umsatz senken würde.

Würden Konsum und Besitz für den Eigenbedarf sowie nicht kommerzielle gemeinschaftliche Produktion legalisiert, könnte der Umsatz auf 650 Millionen sinken. Ein stark regulierter privatwirtschaftlicher Markt liesse noch einen Umsatz von 275 Millionen Franken zu. Eine völlige Legalisierung ohne Auflagen würde den Umsatz mit der Droge gar auf 200 Millionen Franken schrumpfen lassen.

«Genau zur richtigen Zeit»: Studie liefert Argumente für die Politik

Die Steuereinnahmen aus einem völlig freien Markt für Cannabis beziffert die Studie mit elf Millionen Franken. Die Legalisierung von Eigenbedarf und nicht kommerzieller Produktion würde 25 Millionen Franken Steueraufkommen generieren. Am meisten profitieren könnte die öffentliche Hand mit einem stark regulierten Markt. Würde Cannabis ähnlich gehandhabt wie Tabak, könnten bis zu 464 Millionen Franken abgeschöpft werden.

Der Hintergrund der Studie ist politisch: Es geht um die Legalisierung, für die sich die Gesundheitskommission des Nationalrats kürzlich ausgesprochen hat. «Dafür braucht es wissenschaftliche Grundlagen», wird Adrian Geschwend, Leiter Politische Grundlagen und Vollzug beim BAG, in der Mitteilung der Uni Genf zitiert: «Die Studie kommt genau zur richtigen Zeit.»