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Nachdem Gübelin bereits Ende Mai Angestellte in Kaderfunktion entlassen hat, folgen nun weitere Sparmassnahmen. Das Unternehmen spricht von einer «schwierigen», aber «unvermeidlichen» Entscheidung.
Die angespannte Lage in der Luzerner Schmuck- und Uhrenbranche spitzt sich weiter zu. Das Ausbleiben kaufkräftiger Touristen aus dem asiatischen und arabischen Raum führt beim Schmuck- und Uhrenhändler Gübelin zu weiteren Sparmassnahmen – obschon Präsident Raphael Gübelin Mitte August noch keine Anzeichen dafür bekundet hatte.
Wie nun aber bekannt wird, plant Gübelin per Mitte des kommenden Jahres zusätzlich 14 Mitarbeitende zu entlassen, einen Grossteil davon im Verkauf. Firmensprecher Patrick Pfannkuche bestätigt auf Anfrage eine entsprechende Meldung des «Blick» und spricht von einer «schwierigen», aber «unvermeidlichen» Entscheidung. Nur so könne man «das Unternehmen und die damit verbundenen Arbeitsplätze langfristig und nachhaltig sichern».
Es ist bereits der zweite Sparhammer innerhalb weniger Monate beim Luzerner Traditionsunternehmen. Bereits Ende Mai hatte Gübelin sieben Angestellte in Kaderfunktionen entlassen. Die Mehrheit der rund 200 Schweizer Angestellten befinden sich zudem nach wie vor in Kurzarbeit – und werden es auch bis auf absehbare Zeit bleiben. «Die Kurzarbeit wird weiterhin ein wichtiges Instrument sein, um durch diese globale ökonomische Krise zu steuern», sagt Pfannkuche.
Kommt hinzu, dass viele Mitarbeitende zuletzt ihre Pensen reduziert hatten, «auf freiwilliger Basis», wie es heisst. Das Management von Gübelin hatte im Mai die gesamte Schweizer Belegschaft dazu angehalten, ihr Arbeitspensum um 20 Prozent zu reduzieren. Dank dieser «Solidaritätsinitiative» – wie die Massnahme von Gübelin bezeichnet wird – habe man kurzfristig Kosten sparen und Zeit gewinnen können, so Pfannkuche. Sie laufe wie geplant Ende Jahr aus. Für jene Mitarbeitenden, die per 30. Juni 2021 aus der Firma scheiden, habe man möglichst soziale Lösungen gefunden; sie bleiben noch bis Ende des Jahres bei Gübelin angestellt. Durch die Solidaritätsinitiative entstünden keine weiteren Nachteile.
Was die Zukunft des Luzerner Schmuck- und Uhrenhändlers betrifft, bleibt Gübelin trotz der ungewissen Aussichten zuversichtlich. Das Familienunternehmen habe seit seiner Gründung vor über 165 Jahren diverse Herausforderungen erlebt und gemeistert, man sei etwa vor zwei Weltkriegen und mehreren grossen Finanzkrisen gestanden und habe diese überwinden können, so Pfannkuche. Nichtsdestotrotz wisse derzeit niemand, wie und in welchem Ausmass sich Wirtschaft und Tourismus erholen werden.
Ähnlich unsicher ist die Situation momentan bei Konkurrenten aus der Luxusgüterbranche. Ende August kündigte etwa Bucherer an, weltweit insgesamt 370 von 2400 Stellen zu streichen, davon bis zu 170 am Hauptsitz und in den Verkaufsgeschäften in Luzern. Dort war der Umsatz seit Beginn der Krise zwischenzeitlich um über 90 Prozent eingebrochen.