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In den Schweizer Portemonnaies klimpert es immer weniger: «Münz» und Noten verlieren an Bedeutung. Die wichtigsten Zahlungsmittel sind Debit- und Kreditkarten. Dahinter folgt schon bald Twint.
Während der Coronapandemie zeigte es sich deutlich: Das Bargeld ist auf dem Rückzug – ein Trend, der sich weiter fortsetzt. Das zeigt die am Dienstag veröffentlichte repräsentative Zahlungsmittelstudie von Moneyland.ch. Demnach sei die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, die überhaupt nicht ohne Bargeld können, im vergangenen Jahr von 34 auf 30 Prozent geschrumpft. Für 67 Prozent sind «Münz» und «Nötli» eher bis völlig unverzichtbar.
Im stationären Handel geben zwar 96 Prozent an, dass sie mit Bargeld bezahlen. Aber nur jede Dritte tut dies mehrmals pro Woche oder noch öfter. Dagegen nutzen 54 Prozent im Laden oft eine Debitkarte. «Debitkarten werden in der Schweiz mittlerweile häufiger genutzt als Bargeld», wird Moneyland-Geschäftsführer Benjamin Manz zitiert. «Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist das ‹Kärtli› längst die erste Wahl.»
Laut dem Onlinevergleichsdienst sind Debit- und Kreditkarten denn auch die wichtigsten Zahlungsmittel in der Schweiz. Sie sind für jeweils 71 Prozent der Befragten eher bis völlig unverzichtbar. 28 Prozent halten Debitkarten für völlig unverzichtbar. Bei der Kreditkarte seien es mit 24 Prozent etwas weniger. Die Unternehmen haben auf das veränderte Zahlungsverhalten bereits reagiert: Sie schränkten teilweise die Akzeptanz von Bargeld ein und erhöhten dafür diejenige von anderen Zahlungsmitteln.
Online hat die Kreditkarte die Nase vorne. Zwar kaufen 84 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer mindestens ab und zu auf Rechnung. Bei den Kreditkarten sind es «nur» 80 Prozent. Aber 13 Prozent nutzen online mindestens mehrmals pro Woche eine Kreditkarte. Dahinter folgen Twint und Debitkarten mit 8 Prozent – und erst dann die Rechnung mit 7 Prozent, wie es weiter heisst. «Auch wenn fast alle mal auf Rechnung bestellen, zahlen Schweizerinnen und Schweizer noch öfter mit Kreditkarten oder Twint», sagt Munz.
Allerdings dürften online die Debitkarten künftig zulegen. Denn die neuen Karten sind auch online-tauglich. Jeder zweite nutzt im Internet bereits eine Debitkarte – erstaunlich viel. Denn: «Viele Kunden von mehreren grossen Banken haben noch keine online-tauglichen Karten erhalten – das zeigt, dass Schweizerinnen und Schweizer grundsätzlich sehr gern mit der Debitkarte bezahlen», fasst Ralf Beyeler von Moneyland zusammen.
Weiter auf dem Vormarsch ist Twint. Moneyland.ch bezeichnet die App als «den grossen Gewinner» im vergangenen Jahr. Mittlerweile wolle mehr als die Hälfte der Bevölkerung eher oder gar nicht mehr auf Twint verzichten (56 Prozent). Damit ist sie laut Manz für die Bevölkerung mittlerweile «die drittwichtigste Zahlungsmethode».
Demnach bezahlen 64 Prozent im Laden mit der App, online sind es 56 Prozent. Dennoch spricht der Vergleichsdienst von einem «Gelegenheits-Zahlungsmittel». Nur 17 Prozent nutzen Twint oft in Geschäften – ein im Vergleich zu anderen Zahlungsmittel ein niedriger Wert.
Auf grosse Liebe stösst die App vor allem bei den jüngeren Generationen: 82 Prozent der 18- bis 25-Jährigen bezahlen im Laden mit Twint, 75 Prozent nutzen es online. Personen zwischen 50 und 74 Jahren nutzen diese Zahlmöglichkeit hingegen überhaupt nie.
Ebenfalls weiter zugelegt haben die kontaktlosen Zahlungsmethoden. Sie wurden vor allem in der Pandemie zum Standard – auch weil inzwischen Zahlungen bis zu 80 oder 100 Franken ohne Eingabe des Pin-Codes möglich sind. 67 Prozent der Bevölkerung zahlen mit der Kreditkarte kontaktlos. Auch bei der Debitkarte sind es «wesentlich mehr» als noch vor einem Jahr.
Zudem nutzen 74 Prozent mindestens eine kontaktlose Zahlungsmethode per Handy beziehungsweise App – vor allem 18- bis 49-Jährige. Smartwatches werden von der Bevölkerung dagegen vernachlässigt: Weniger als 10 Prozent bezahlen ihre Waren mit damit. Auch Kryptowährungen werden als Zahlungsmittel fast gar nicht genutzt.
Moneyland.ch hat für die Studie 1500 Personen zwischen 18 und 74 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz befragt. Die Online-Umfrage wurde vom Marktforschungsinstitut Ipsos im April durchgeführt.