Deutschland
SPD-Chef erinnert in Warschau an Kniefall Willy Brandts

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hat in Warschau an den berühmten Kniefall des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt vor 50 Jahren erinnert. Brandt habe später gesagt, er habe in diesem Augenblick getan, was Menschen tun, wenn die Sprache versage, so Walter-Borjans am Samstag am Denkmal für die Helden des Ghettos. «Er hat damit nicht seine Stimme in den Vordergrund gehoben, sondern all denen einen Stimme gegeben, die damals Opfer dieser unermesslichen Verbrechen gewesen sind.» Begleitet wurde Walter-Borjans vom Vorsitzenden der polnischen Linken, Wlodzimierz Czarzasty.

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ARCHIV - Bundeskanzler Willy Brandt kniet am 7. Dezember 1970 vor dem Mahnmal im einstigen jüdischen Ghetto in Warschau. Foto: dpa

ARCHIV - Bundeskanzler Willy Brandt kniet am 7. Dezember 1970 vor dem Mahnmal im einstigen jüdischen Ghetto in Warschau. Foto: dpa

Keystone/dpa
(sda/dpa)

Am 7. Dezember 1970 hatte Brandt unmittelbar vor der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags, in dem die Bundesrepublik die polnische Grenze anerkannte, am Denkmal der Helden des Ghettos einen Kranz niedergelegt. Nach dem Zurechtrücken der Kranzschleifen fiel der SPD-Politiker auf die Knie. Die Geste fand weltweit Beachtung als Bitte um Vergebung für die Verbrechen der Nazizeit und als Zeichen für Versöhnung.

Ausser dieser Geste habe Brandt damals noch mehr geleistet, betonte Walter-Borjans. Mit der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags habe er auf deutsche «Ansprüche» verzichtet. Aus dieser Haltung sei eine der wichtigsten Säulen für Verständigung und Frieden in Europa erwachsen. Czarzasty sagte, die Anerkennung der polnischen Westgrenze sei der Anfang dazu gewesen, dass Polen 34 Jahre später der EU habe beitreten können.

Der Polen-Koordinator der Bundesregierung und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wertete den Kniefall von Willy Brandt als Symbol für den Neuanfang. «Ohne Mut, Verantwortungsbereitschaft und Weitsicht auf beiden Seiten hätte der Weg der Annäherung und Versöhnung zwischen Deutschen und Polen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht beschritten werden können», betonte Woidke am Samstag in einer Mitteilung. Dass Deutsche und Polen heute Freunde und Partner seien, sei keine Selbstverständlichkeit. «Dieses Vermächtnis hochzuhalten, liegt in unserer Verantwortung», betonte Woidke.