Kinderkliniken registrieren mehr Fälle von misshandelten Kindern

An Schweizer Kinderkliniken sind 2017 erneut deutlich mehr Fälle von Kindsmisshandlungen registriert worden. Die Zahl der vermuteten oder sicheren Misshandlungen stieg um 10 Prozent auf 1730 Fälle. Die Täter sind vor allem Familienangehörige und vor allem Männer.

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Misshandelt oder missbraucht: Kinderkliniken registrierten erneut mehr Fälle. (Bild: KEYSTONE/CHRISTOF SCHUERPF)

Misshandelt oder missbraucht: Kinderkliniken registrierten erneut mehr Fälle. (Bild: KEYSTONE/CHRISTOF SCHUERPF)

(sda)

Die 1730 Fälle wurden in 20 der insgesamt 31 Kinderkliniken registriert. Knapp zwei von fünf misshandelten Kinder waren von psychischer Misshandlungen betroffen. Das teilte die Fachgruppe Kinderschutz der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie am Mittwoch mit.

Das Miterleben von häuslicher Gewalt unter den Eltern und innerhalb der Familie sei für immer mehr Kinder eine traurige Realität. Die dadurch entstehende psychische Beeinträchtigung dürfe nicht unterschätzt werden.

Jedes vierte Kind erlitt eine körperliche Misshandlung, und jedes fünfte Kind eine Vernachlässigung. Rund 15 Prozent der behandelten Kinder wurde sexuell missbraucht.

Die Geschlechterverteilung blieb gemäss der Fachgruppe mit 44 Prozent Knaben und 56 Prozent Mädchen gleich wie im Vorjahr - allerdings waren Mädchen von sexuellem Missbrauch viermal häufiger betroffen als Buben. Jedes sechste misshandelte Kind war jünger als ein Jahr. 46 Prozent der Kinder waren jünger als sechs Jahre.

Drei Kinder verstorben

Wie die Auswertung der Daten der Fachgruppe weiter aufzeigt, verübten Männer rund 43 Prozent der Misshandlungen. In knapp einem Viertel der Fälle waren Frauen die Täterinnen, und in gut einem Fünftel misshandelten die Eltern die Kinder gemeinsam.

Bei sexuellem Missbrauch stammen die Täter in 39 Prozent der Fälle aus der Familie. Rund jeder sechste Fall eines sexuellen Übergriffes wird durch einen Fremdtäter begangen. Gut 83 Prozent der Täter bei sexuellen Übergriffen sind Männer.

Bei jedem fünften Kind, das an einer Kinderklinik wegen Misshandlung abgeklärt wurde, war die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) bereits vorgängig involviert. Bei jedem achten Kind wurde bereits vor der Vorstellung an einer Kinderklinik die Strafverfolgungsbehörde eingeschaltet.

Im vergangenen Jahr verstarben drei Kinder in Folge einer Misshandlung. Zwei Kinder wurden körperlich misshandelt, ein Kind ertrank aufgrund einer Vernachlässigung. Alle drei Kinder waren jünger als ein Jahr.