Staatsrat Waadt will nach Fall S3 bei Darlehen genauer hinschauen

Die Waadtländer Regierung zieht seine Lehren aus dem Debakel um das bankrotte Raumfahrtunternehmen Swiss Space Systems (S3). Der Staatsrat will Darlehen an Unternehmen in finanzieller Schieflage künftig zurückhaltender gewähren.

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Pascal Jaussi gründete das Raumfahrtunternehmen Swiss Space Systems (S3). Der Kanton Waadt gewährte der inzwischen bankrotten Firma ein Darlehen von 500'000 Franken. (Bild: Keystone/SANDRO CAMPARDO)

Pascal Jaussi gründete das Raumfahrtunternehmen Swiss Space Systems (S3). Der Kanton Waadt gewährte der inzwischen bankrotten Firma ein Darlehen von 500'000 Franken. (Bild: Keystone/SANDRO CAMPARDO)

(sda)

Der Staatsrat hatte dem von Pascal Jaussi gegründeten Start-up im August 2015 500'000 Franken aus dem kantonalen Fonds zum Kampf gegen Arbeitslosigkeit zugesprochen. Genützt hatte es wenig: Die Firma mit Sitz in Payerne VD ging im Dezember 2016 dennoch pleite.

Danach hagelte es öffentliche Kritik. Es wurden Vorwürfe der Leichtfertigkeit und der Vetternwirtschaft laut, unter anderem auch weil eine bekannte Persönlichkeit aus der Waadtländer Wirtschaft für S3 lobbyiert hatte.

Einsicht in mehr Dokumente

Nun will die Kantonsregierung ihre Praxis zwar nicht grundlegend ändern, künftig bei solchen Gesuchen aber besser hinschauen. Insbesondere will der Staatsrat mehr Dokumente zu der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens einsehen können und diese vertieft prüfen, wie er am Donnerstag mitteilte.

Exakt diesen Punkt hatte Grossrat Manuel Donzé (CVP) bemängelt und in einem Vorstoss Antworten von der Regierung verlangt. Der Abgeordnete hatte moniert, dass sich der Staatsrat bei der Vergabe des Darlehens nur auf drei Dokumente gestützt habe. Damit habe die Regierung "extrem leichtfertig" gehandelt.

Der Staatsrat erinnerte in seiner Antwort daran, dass die kantonalen Finanzkontrolle in ihrem Bericht vom vergangenen Sommer zum Schluss gekommen sei, dass die Vergabe des Darlehens rechtens gewesen sei. Die 500'000 Franken aus dem Fonds seien gesetzeskonform zur Zahlung der laufenden Löhne der Arbeitnehmer verwendet worden. Scharf kritisiert hatte die Finanzkontrolle jedoch, dass sich die Kantonsregierung von einem Lobbyist habe beeinflussen lassen.

Gescheiterte Weltall-Revolution

Das von Pascal Jaussi gegründete Unternehmen war mit grossen Ambitionen gestartet und wollte die Lancierung von Minisatelliten ins Weltall revolutionieren. Den Transport hätte ein Shuttle übernehmen sollen, das zunächst auf dem Rücken eines Linienflugzeugs an Höhe gewonnen hätte.

Zudem wollte S3 Schwerelosigkeits-Flüge anbieten für Einzelpersonen. Das Unternehmen ging jedoch Pleite, bevor ein Flugzeug abheben konnte. Ein rätselhafter Brandanschlag auf Pascal Jaussi markierte das Ende des Raumfahrtunternehmens.

Rätselhafter Fall für die Justiz

Der Gründer war Ende August 2016 mit Brandverletzungen im Gesicht, am Brustkorb und am Hals in einem Wald im freiburgischen Aumont aufgefunden worden. Pascal Jaussi sprach von einem Anschlag auf seine Person. Die Freiburger Staatsanwaltschaft kam jedoch zu einem anderen Schluss.

Nach intensiven Ermittlungen, der Auswertung von Handy-Daten sowie der Befragung von rund 40 Personen geht sie von einer Inszenierung aus. Die Freiburger Staatsanwaltschaft kündigte deshalb im Januar 2017 an, gegen Jaussi wegen Irreführung der Rechtspflege und Urkundenfälschung zu ermitteln.