Roger Federer hat sich auch gegen den Franzosen Adrian Mannarino keine Blösse gegeben. Mit einem souveränen 6:0, 7:5, 6:4-Sieg ist der Schweizer Topspieler in Wimbledon in die Viertelfinals eingezogen.
Als die ersten 16 Minuten dieses Achtelfinals zwischen Roger Federer und Adrian Mannarino gespielt waren, konnte man glauben, Federer habe an diesem «Manic Monday» noch irgendwelche anderen Termine oder Verpflichtungen. In diesen 16 Minuten hatte Federer tatsächlich schon den ersten Satz gewonnen, mit 11:0 Siegschlägen und 25:5 Punkten. Es war eine brutale Deklassierung, eine Demütigung, eine Vorführung, von der sich mancher Gegner sicher nicht erholt hätte.
Doch aus dem Einbahnstrassen-Tennis wurde noch ein Spiel, ein unterhaltsamer Match sogar für die Center-Court-Besucher: Federer musste Energien freisetzen, in den Kämpfer-Modus umschalten und einige knifflige Situationen überstehen, ehe sein 6:0, 7:5, 6:4-Sieg gegen den Franzosen feststand. «Es war eine interessante Partie. Es war wichtig, fokussiert zu bleiben, als es enger wurde», sagte der achtmalige Champion, der weiter ohne Satzverlust durch die Ausscheidungsspiele an der Church Road marschiert und zum 16. Mal im Viertelfinal in seinem Lieblings-Major steht. Gegenwärtig hat er 32 Sätze hintereinander gewonnen, steht kurz davor, seine Rekordserie aus den Wimbledon-Jahren 2005 und 2006 zu übertreffen – damals blieb er 34 Sätze ungeschlagen. Der nächste Gegner Federers wird im Spiel zwischen dem südafrikanischen Gewaltaufschläger Kevin Anderson und Frankreichs Unterhaltungsartist Gael Monfils ermittelt.
Federer hat bis zum Viertelfinal so wenig Substanz verbraucht wie kaum je zuvor bei einem der Grand-Slam-Festivals. Er registrierte selbst mit Genugtuung, dass er in den vier zurückliegenden Matches nur sechs Stunden und acht Minuten auf dem Center Court stand – umso mehr ein Plus, da auch eine ungewohnte Hitzewelle in den ersten acht Tagen ein Einflussfaktor im All-England-Club war. Gegen Mannarino kamen für Federer 105 Minuten Spielzeit hinzu, Stress bereiteten dem 36-jährigen Titelverteidiger indes nur die Durchgänge 2 und 3. «Das war allerdings dann auch das schwierige Spiel, das ich gegen Adrian erwartet hatte», sagte Federer. In Wimbledon ist Federer noch einmal eine andere Macht als bei praktisch jedem anderen Turnier der Welt. Und auch und besonders der Spieler, der in den wichtigen Momenten gnadenlos zuschlägt. Mannarino (30) hielt zwar nach der Abfuhr zu Beginn das Geschehen weitgehend offen, aber er musste Breaks von Federer zum 6:5 im zweiten und zum 5:4 im dritten Satz hinnehmen. «Ich bin glücklich, wie es gelaufen ist», sagte Federer. Nun werde er sich in aller Ruhe und «mit Freude» auf den Viertelfinal vorbereiten, meinte der Maestro.