Trainer René Stüssi erklärt, wie die Herisauer gegen die Zürcher Oberländer bestehen wollen. In dieser Woche war zudem ein Trainingsbeobachter aus Zug zu Gast.
Zwei Spieler stehen am Montagabend beim Training des SC Herisau in «ziviler Kleidung» an der Bande. Der eine Beobachter ist der rekonvaleszente Stürmer Marc Pace, über dessen Einsatz im ersten Playoff-Spiel vom Donnerstag in Wetzikon kurzfristig entschieden wird. Der andere kommt aus der höchsten Schweizer Liga: Dario Allenspach, der Stürmer des EV Zug, ist auf Heimaturlaub bei den Eltern.
Die Spieler des kriselnden Schweizer Meisters haben während der Nationalmannschaftspause ein paar Tage frei erhalten, um den «Kopf zu lüften». Es sei schon komisch, dass man in dieser Saison einfach nicht auf Touren komme, sagt der 20-Jährige, während er auf das Eis blickt. Dort gehen Bruder Flavio, der zweite Torhüter, und Vater Stefan, der Goalietrainer, ihrer Arbeit nach.
Allenspach durfte bei den Zentralschweizern zuletzt erstmals an der Seite von Captain Jan Kovar stürmen. Nach dem 0:3 in Rapperswil muss Zug weiter darum bangen, die Qualifikation wenigstens auf einem Pre-Playoff-Platz abzuschliessen. Allenspach hat vor, am Samstag, dem zweiten Herisauer Playoff-Spiel gegen Wetzikon (17.30 Uhr, Sportzentrum) beizuwohnen. Wer drei Spiele für sich entscheidet, steht im Halbfinal.
Wie man den Zürcher Oberländern Paroli bieten kann? «Wir müssen diszipliniert unser Hockey spielen; wir haben auch Qualität, die wir zeigen können», sagt Trainer René Stüssi. Captain Roman Popp spricht davon, taktisch schlau sowie defensiv konzentriert aufzutreten. Mit etwas Glück sei es möglich, Wetzikon zu besiegen. Vorbildcharakter kann der Start in die Viertelfinals vor einem Jahr haben. Da überraschten die Ausserrhoder im ersten Spiel mit einem 2:0 auswärts gegen den Qualifikationsdritten Frauenfeld.
Herisaus Gegner hat in der Neuzeit jeweils besondere Playoff-Geschichten geschrieben. 2019/20: Wetzikon setzt sich im Viertelfinal vier Spielen gegen Argovia durch und im Halbfinal in drei Spielen gegen Bellinzona; die Playoff-Finalserie gegen Frauenfeld wird wegen Corona beim Stand von 2:1 abgebrochen. 2020/21: Die 1.-Liga-Saison wird noch während der Qualifikation im Herbst wegen der Pandemie beendet. 2021/22: Nach der verkürzten Qualifikation gewinnt Wetzikon den Viertelfinal gegen Burgdorf 3:0 und den Halbfinal gegen Bellinzona 3:2; im Final gegen Frauenfeld entscheidet Wetzikon das erste Spiel für sich und verliert dann dreimal in Folge, die Thurgauer steigen auf.
Zweimal Corona und einmal Frauenfeld haben also die Ambitionen Wetzikons gestoppt. Aber nur vorübergehend, wie die Anfrage im Zürcher Oberland zeigt. «Der Aufstieg in die MyHockey League ist nach wie vor unser klares Ziel. Uns wurden einige Steine in den Weg gelegt, aber wir lassen uns dadurch nicht beirren und verfolgen dieses Ziel weiter», meldet Sportchef Diego Piceci.
Man sehe den Playoffs mit grosser Vorfreude entgegen, ergänzt der Wetziker Funktionär. «Wir erwarten eine packende und spannende Serie. Und ich weiss: Herisau wird es uns nicht einfach machen.» Dass Wetzikon im Viertelfinal Favorit ist, liegt auf der Hand. Es gewann 2022/23 beide direkten Vergleiche (5:2 und 6:3). Allerdings erinnert sich Roman Popp: «Zweimal war der Ausgang bis ins dritte Drittel hinein offen.» Wetzikon schloss die Qualifikation als Zweiter ab und verlor nur zwei von elf Heimspielen: gegen Wil 3:4 nach Penaltyschiessen und gegen Reinach 3:4 nach 60 Minuten. Interessantester Zürcher Spieler ist aus Ausserrhoder Sicht der Bündner Michael Pfranger. Der Flügelstürmer kam 2020/21 mit einer B-Lizenz zeitweise beim SCH zum Einsatz und war 2021/22 viertbester Skorer des Teams. Im Sommer wechselte er zu Rheintal. Dort realisierte er im Herbst zwölf Skorerpunkte in zwölf Spielen, ehe er sich Wetzikon anschloss. Für die Zürcher verzeichnete er in acht Spielen ein Tor und vier Assists.