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Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Die Männer vom Frauenfelder Werkhof bringen bereits die Spielplätze auf Vordermann und sind dennoch auf Winter vorbereitet.
Seit 40 Jahren ist Peter Lang «Mister Winterdienst» in Frauenfeld. Dieser Winter ist sein letzter, denn er übergibt sein Amt an Reto Baumgartner. Doch Langs letzter Winter ist gar keiner. «Ich habe noch nie erlebt, dass wir in einem Winter bis Anfang Februar nie ausrücken mussten», sagt Lang. Und er sagt es noch deutlicher:
«Am 4. Februar ist es genau ein Jahr her, seit wir vom Werkhof wegen Schneefalls in der Stadt ausrücken mussten.»
In zwei Equipen kümmern sich die Männer des Frauenfelder Werkhofs um Räumung und Salzen von Trottoirs, Treppen, Gehwegen und Fussgängerübergänge. «Wir machen die Feinarbeit mit Kleingeräten und von Hand. Fürs Pfaden und Salzen der Strassen sind freie Mitarbeiter im Einsatz», sagt Werkhofchef Markus Graf. In Frauenfeld sind dies häufig Landwirte mit ihren Traktoren. Die Bauern erhalten eine Pauschale für den Pikettdienst. Arbeitsstunden konnten sie aber bisher keine Aufschreiben.
Auch in den vergangenen Jahren kamen die Männer vom Werkhof zumindest im Januar nur sporadisch zum Einsatz, wie die von Meteo Schweiz seit 2012 erfassten Schneehöhen zeigen (siehe Grafik). «Den durchgehenden Winter von Anfang Dezember bis Ende Februar gibt es nicht mehr. Er zeigt sich noch in einzelnen Episoden», sagt Lang. Markus Graf illustriert das an einem Beispiel:
«Die total 250 Tonnen an Streusalz von 2019 haben wir in einer einzigen Woche im Februar gestreut.»
Ja, was machen nun die Männer vom Werkhof, wenn kein Schnee fällt und kaum Glatteis droht? «Zehn Mann haben wir eingefroren, damit sie frisch bleiben, bis wir sie brauchen», sagt Markus Graf, ein Mann mit Humor. «Nein, es gibt immer Arbeit für unser Team.» So werde aktuell gerade das öffentliche WC beim Spielplatz Burgerholz für den ganzjährigen Betrieb umgebaut. Bisher war die Anlage von November bis etwa Ostern geschlossen. Es habe sich aber gezeigt, dass sich auch winters dort öfters Gruppen aufhalten. Seien es Familien mit Kindern oder Seniorenfitnessgruppen. Graf sagt nur:
«Besser das WC ist offen, als dass sich die Leute in die Büsche schlagen.»
Beschäftigung für die Werkhof-Männer gibt es im Wald, wo etwa von der Welke befallene Eschen entfernt werden, oder Totholz herunter geschnitten wird, damit es nicht auf Passanten fallen kann. Allerdings ist es für Pflegearbeiten in Naturschutzgebieten zu mild. «Hier wäre es gut, wenn der Boden gefroren wäre», sagt Peter Lang.
Und dann gibt es immer etwas zu reparieren, etwa an den Markthäuschen oder an den Festbankgarnituren. «Wir erledigen Arbeiten, die einem richtigen Winter hintangestellt worden wären», sagt Graf. «Ja, und wir haben bereits damit angefangen, die Spielplätze zu überprüfen», sagt Peter Lang. Wenn der Winter ausfällt, beginne eben auch die Outdoor-Saison entsprechend früher.
So haben die Männer des Werkhofs etwa beim Spielplatz Stählibuck ein zusätzliches Spielgerät aufgestellt. Ausserdem sei man daran, da und dort den Fallschutz unter den Spielgeräten auszuwechseln. Das heisst den gebrauchten Kies auszubaggern und durch neuen zu ersetzen.
Dennoch müssen die Werkhofmänner auf den noch immer möglichen Winter vorbereitet sein. Die beiden Equipen wechseln sich im Pikettdienst ab. Die Kleintraktoren und Streuer sind einsatzbereit. Jeden Freitag gibt es eine routinemässige Funktionskontrolle. «Salz füllen wir aber noch keines ein, weil es möglicherweise verklumpt», sagt Markus Graf.
Erstmals in diesem Winter hat der Werkhof in den Quartieren keine Streusalzbehälter verteilt. Das Dutzend orangefarbener Kisten steht noch immer im Gestell beim Werkhof. Es habe sich gezeigt, dass sie schlicht nicht mehr benötigt werden. «Dafür wurde allerhand Schabernack getrieben mit dem Inhalt», sagt Graf. So landet etwa am Bechtelis gern mal der eine oder andere Sack in der Murg. «Oder jemand kippt das Salz von der Terrasse der katholischen Kirche den Himalaja hinab», ergänzt Lang.
In einem ordentlichen Winter wendeten die Männer vom Werkhof früher rund 3500 Arbeitsstunden für die Schneeräumung auf. In den vergangenen Jahren war es laut Graf nur noch rund die Hälfte. In diesem Winter tendieren die Winterdienststunden gegen Null. «Für die Stadtkasse ist das ja nicht schlecht», sagt Graf.
Während Peter Lang und seine Kollegen wie die Pfadi dennoch «allzeit bereit» sein müssen, verlieren die Flachländer allmählich den Bezug zu Schnee und Eis. «Es kann bei Minusgraden und Feuchte halt trotzdem da oder dort glatt werden», sagt Markus Graf.
«Da sollte man auch ohne Winter überlegen, mit welchem Schuhwerk man aus dem Haus geht.»