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Den stagnierenden Zahlen bei den Lernenden will der Branchenverband für Pflege und Soziales (OdA GS TG) mit mehr Berufsmarketing entgegenwirken.
Zu seinen prioritären Zielen zählt der Verband OdA GS TG (Organisation der Arbeitswelt, Gesundheit und Soziales Thurgau) einen Standortwechsel in einen Berufsbildungscampus Ostschweiz und die Nachmietersuche für die Geschäftsstelle und das Kurszentrum in Weinfelden. Dabei stehen die Nachwuchsförderung und das Berufsmarketing im Kanton Thurgau im Mittelpunkt.
OdA-Geschäftsführer Hubert Dietschi sagt: «Ich wünsche mir, dass sich mehr Menschen für eine Ausbildung im Gesundheits- oder Sozialbereich entscheiden.» Die pflegerischen und sozialen Berufe bieten Entwicklungsmöglichkeiten. «Es sind eben Berufe fürs Leben!» An der Mitgliederversammlung verwies Dietschi auf stagnierende Zahlen bei den Lernenden. Auf die Finanzen wirkten sich im letzten Jahr auch 52 Lehrabbrüche der Berufe Assistent/Assistentin Gesundheit und Soziales (AGS), Fachfrau/Fachmann Betreuung (FaBe) und Gesundheit (FaGe) aus.
Das Image der Gesundheitsberufe leide. Als Gründe nannte Dietschi unter anderem die Coronapandemie. Junge Menschen erlebten Ereignisse als krisenhaft, fühlen sich orientierungslos, Zukunftsängste plagten. Psychische Erkrankungen nähmen bei Jugendlichen zu. Gleichzeitig sei das Arbeitsumfeld anspruchsvoller und stressiger geworden. Betriebe leiden an akutem Personalmangel, manche berichten von zu wenig ausgebildeten oder überlasteten Berufsbildnern, ergänzte Dietschi die Liste. Dies sei nicht förderlich für die Lernbegleitung. Auffallend zudem, dass Fachpersonen nach der Ausbildung in andere Branchen wechseln. Die Rekrutierung sei schwieriger geworden.
Stimmen aus OdA-Mitgliederbetrieben
Volker Vatter, Geschäftsleiter der Stiftung Seevida in Arbon sagte: «Bewerber sind sehr jung.» Der Beruf berge Herausforderungen. Als Gründe für einen Lehrabbruch nannte Vatter, dass junge Menschen schneller aufgeben würden als früher. Früher habe es 10 bis 20 Bewerbungen auf eine Lehrstelle gegeben, heute noch deren drei.
Fabienne Salathé, die Leiterin der Kindertagesstätte Zauberkita in Frauenfeld, spricht von einer prekären Situation bei den Fachpersonen Betreuung. Es sei nur schon schwierig, überhaupt Lernende zu finden. «Zurückzuführen ist das auf Imageprobleme», sagt Salathé. Fachpresonen Betreuung kämpften um Akzeptanz und um Unterstützung bei den Finanzen auf höchster politischer Ebene.
Mitarbeiterinnen der Spitex betreuen Patienten zu Hause alleine, FaGes seien somit auf sich gestellt. Junge Menschen könnten Situationen schwer einschätzen, sagt Christa Lanzicher, Geschäftsführerin der Spitex Thurgau. Sie kenne die genauen Zahlen an Lehrabbrüchen nicht und sagt: «Die Konsequenz davon ist ein gesellschaftliches Thema.» Positiv wertet Lanzicher die erfolgreiche Rekrutierung, einzig auf Stufe HF gebe es kaum Bewerbungen.
Die Spital Thurgau AG ist ebenfalls Mitgliederbetrieb der OdA. Wie Pflegedirektorin Agnes König auf Anfrage erklärt, sind in den Unternehmen der Spital Thurgau die Zahlen mehr oder weniger stabil. Einen auffälligen Anstieg an Ausbildungsabbrüchen kann König an den Thurgauer Spitälern nicht bestätigen. Wie in anderen Berufen auch gebe es bei jungen Menschen vereinzelt eine Neuorientierung und dann könne es zu einem Ausbildungsabbruch kommen.