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Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Am 1. April beginnt die neue Saison des Weinfelder Zentrum-Anlasses der Detaillisten. Die Gewerbetreibenden, die bislang den Marktplatz bespielt haben, zügeln auf den Pestalozziplatz. Freude bereitet das nicht allen Beteiligten.
Rote Tonnen kündeten im Frühling 2018 den ersten Wyfelder Fritig an. Seither hat der Zentrumsanlass der Detaillisten, Gastronomen und Gewerbetreibenden Monat für Monat viel Volk in die Gassen gelockt – und am 1. April geht die Saison 2022 los. Zwischen 17 und 21 Uhr gibt's Programm. Etwas wird diesmal aber anders sein: die Gewerbetreibenden bespielen nicht mehr den Marktplatz, sondern ziehen etwas weiter nach Westen auf das Schulhausareal Pestalozzi.
«Der Marktplatz war für uns einfach zu klein», sagt Heinz Schadegg, der die teilnehmenden zwölf Gewerbebetriebe von seiner Idee unter dem Motto «Wyfleder Gwerbler – zämä bewege» überzeugen konnte.
«Wir wollen den Vereinen eine Plattform zur Verfügung stellen.»
Rund 50 Vereine und Institutionen aus Weinfelden hat er angeschrieben – und 14 haben ihr Interesse an einer Teilnahme signalisiert. Das Aussengelände des Pestalozzischulhauses bietet genug Platz für die Aktivitäten. Im vorderen Bereich beim Brunnen werden sich die Vereine an Marktständen präsentieren, im Pausenpavillon macht das Jugendwerk Programm und auf dem Sportplatz bieten die Vereine Aktivitäten an.
Von diesem Programm wusste der Organisator des Wyfelder Fritigs noch nichts. «Den Wegzug vom Marktplatz haben mir die Gewerbler mitgeteilt. Aber Heinz Schadegg hat gemeint, ich würde dann aus den Medien vom geplanten Programm erfahren», sagt David Keller, Initiant und Administrator des Wyfelder Fritig. Die beiden Männer haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne, wollen aber auch beide den Knatsch nicht zu hoch gewichten.
«Ich gönne den Gewerblern jeden Besucher. Aber es ist einfach schade, wenn ich als Administrator nicht weiss, was läuft.»
Schadegg seinerseits kritisiert vor allem die fehlende Weiterentwicklung des Wyfelder Fritigs, welche ihn dazu gebracht habe, neue Wege zu denken. «Es ist ein nachhaltiger Event. Aber mir fehlt etwas der Durchhaltewillen, die Bänkli beispielsweise kommen dieses Jahr im Programm gar nicht mehr vor. Das ist einfach schade.» Deshalb wolle er mit den Gewerblern nun auf eigene Faust etwas Nachhaltiges schaffen und von den möglichen zusätzlichen Besuchern würden sicher auch die Detaillisten profitieren. «Die Leute zirkulieren ja im Zentrum an solchen Abenden.»
Das Programm der Gewerbler auf dem Pestalozziareal sei auf Familien ausgerichtet, sagt Heinz Schadegg. «Jeder der zwölf Gewerbler leistet seinen Beitrag dazu und hilft dort mit, wo er es am besten kann. Geld verdienen wollen wir an diesen Anlässen nicht.» Zwei Gewerbler können sich pro Wyfelder Fritig auf dem Areal präsentieren, dazu kommen fünf bis sieben Vereine pro Ausgabe.
Immer mit von der Partie ist auch ein musikalischer Beitrag, sei es vom Chor der Sekundarschule am 1. April, dem Musikverein Weinfelden am 1. Juli oder einer Band wie Combox am 2. September. Dazu gibt es auch Verpflegung am langen Tisch und einen Barbetrieb.
«Wir haben versucht, unser Boot zu füllen – ich denke, es ist uns gelungen.»
Wegen des Areals habe er Schulpräsident Thomas Wieland kontaktiert und sei auf grosses Goodwill gestossen, auch die WC-Anlagen der Schule dürfen die Gewerbler nützen – und einmal pro Jahr auch die Turnhalle, beispielsweise als Schlechtwetter-Variante.
Der Schulpräsident bestätigt auf Anfrage die Zusage für das Gelände. «Die Schulen Weinfelden haben eine gute Beziehung zum Gewerbe. Wenn wir bauen, schauen wir auch, dass wir es unterstützen können. Als sie uns gefragt haben, haben wir Ja dazu gesagt», sagt Thomas Wieland. Bedingung sei, dass der Schulbetrieb nicht gestört werde, was aber an einem Freitagnachmittag ohnehin kein grosses Problem darstelle. «Ich bin gespannt. Ich denke, es wertet den Wyfelder Fritig auf, wenn da noch eine Ecke mehr dazukommt.»
David Keller, als Zentrumsförderer von Weinfelden, Initiant und Organisator des Wyfelder Fritigs, ist geteilter Meinung über das zusätzliche Programm der Gewerbler. «Ich bin auch der Meinung, an diesem Event sollten alle teilnehmen können und sich präsentieren. Aber wir bewegen uns damit immer mehr fort von der Ursprungsidee», sagt David Keller.
«Der Wyfelder Fritig soll eine Plattform für die Läden und Gastronomen im Zentrum sein. Wir wollen nicht zum Foodtruck-Festival verkommen. Deshalb ist auch mein Ansatz eher ein Schritt zurück.»
Die Detaillisten, Gewerbler und Gastronomen sollten den Wyfelder Fritig nützen, um ihre Läden länger offen zu haben und auch mal mit Zusatzangeboten Kunden anzulocken. «Sie können Neuheiten präsentieren, mit Musik ein Mehrwert schaffen oder spezielle Gäste präsentieren. Diese Elemente machen den Wyfelder Fritig aus.» Den Marktplatz konnte er nach dem Wegzug der Gewerbler bereits wieder mit neuen Teilnehmern besetzen. «Der Marktplatz soll weiterhin ein Ort sein zum Verweilen und Essen.»
Der eingangs erwähnte Knatsch sei jammern auf hohem Niveau, ergänzt David Keller, denn er höre aus Kreuzlingen und Frauenfeld, dass die dortigen Detaillisten etwas neidisch auf die Weinfelder mit ihrem «Fritig» schauen. «Diskrepanzen geben auch immer Anstoss für Gespräche. Zudem wollen wir nun nach Corona wieder durchstarten – und nach dem 1. April wissen wir sicher mehr.»