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Die Schliessung des «Arcade» in Rorschach hat im Dezember hohe Wellen geschlagen. Die kürzliche Neueröffnung hat Gegner des Vermieters erneut auf den Plan gerufen.
Die Eröffnung des neuen Cafés Arcade hat in manchen Kreisen für Empörung gesorgt. Grund ist die Vorgeschichte des Cafés, das bis im vergangenen Dezember noch eine Bar war. Der Besitzer der Liegenschaft zwang den Barbetreiber damals zum Gehen, nachdem dieser wiederholt gegen Ordnungs- und Lärmauflagen verstossen haben soll. Er selbst und einige Stammgäste bestreiten jegliche Vorwürfe. Das führte zu einem Hickhack zwischen dem Vermieter mit seiner Verwalterin auf der einen und dem Wirt mit seinen Sympathisanten auf der anderen Seite.
Nebst erneuten Zuschriften an die «Tagblatt»-Redeaktion vergangene Woche gab es auch Facebook-Kommentare. Albin Streule schreibt etwa: «Angeblich würde dort keine Gastronomie mehr entstehen. Nun ist aber eine Bar mit gleichem Namen und ähnlichem Konzept eröffnet worden. Dies erhärtet die Unglaubwürdigkeit der Vermieterschaft und zeigt auf, dass Miroslav Rohan aus anderen, niedrigen Beweggründen aus dem Weg geräumt wurde.» Tatsächlich hat der Vermieter und Eigentümer der Liegenschaft, Manfred Rützler, gegenüber unserer Zeitung gesagt, er wolle das Lokal nicht mehr an Gastronomen vermieten (Ausgabe vom 14. Dezember).
Auf Anfrage präzisiert er nun: «Ich habe damit gemeint, ich will das Lokal nicht mehr an solche Gastronomen vermieten», wobei er «solche» betont. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, aus «niedrigen Beweggründen» gehandelt zu haben: «Es war ständig laut bis in die späte Nacht hinein, vor und in der Bar kam es zu Pöbeleien und Sachbeschädigungen. Als Wohnungsmieter der Liegenschaft mit dem Wegzug drohten, mussten wir handeln.» Als Vermieter sei es gegenüber den Wohnungsmietern zudem seine Pflicht gewesen, etwas zu unternehmen, sagt Rützler. Denn wiederholte Aufforderungen an den Barbetreiber, diese «unhaltbaren Zustände» zu beenden, hätten nichts genützt.
Auf Anfrage bestätigen das Bewohner der betroffenen Liegenschaften. «Es war laut, manchmal standen sogar grosse Musikboxen vor dem Lokal», sagt ein Wohnungsmieter. «Am Wochenende konnten wir abends regelmässig keine Fenster mehr öffnen wegen des Lärms.» Der Barbetreiber sei ein lieber Kerl gewesen, aber das Treiben in seinem Lokal sei oft ausgeartet, sagt ein anderer Anwohner. «Ich war mehrmals da und habe ihn auf das Problem angesprochen. «Die Mieterschaft hat gemeinsam ein Schreiben verfasst und darin um Ruhe zur späten Stunde gebeten», sagt er. Genützt habe es leider nichts.
Von den Behörden gibt es auf Lärm oder Verwüstung vor dem «Arcade» in der Zeit keine Hinweise. Hanspeter Krüsi, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, sagt: «Die Polizei wurde seit Februar 2018 nur einmal zum «Arcade» gerufen. Zwar sind wir wegen Ruhestörung ausgerückt, zu der Jahreszeit – im August – sind das aber Routineeinsätze.» Die Polizisten hätten beim «Arcade» keine «auffälligen Umstände» festgestellt. Sie hätten die Anwesenden um etwas Ruhe gebeten und seien wieder gegangen. «Allerdings kommt die Polizei natürlich nur, wenn sie gerufen wird», gibt Krüsi zu bedenken. «Möglicherweise sind Anwohner mit Lärmbeschwerden direkt an die Stadt gelangt.» Marcel Aeple, Rorschacher Stadtschreiber, verneint dies: «Bei uns ist nichts dergleichen aktenkundig.»
Was sich damals in und vor dem Lokal an der Hauptstrasse 50 tatsächlich zugetragen hat, ist zum jetzigen Zeitpunkt kaum mehr beweisbar. Fakt ist: Seit kurzem hat das Café Arcade wieder geöffnet – mit einem neuen Wirt, der mit all dem nichts zu tun hat. «Er macht es toll, wir sind voller Zuversicht, dass es mit ihm klappt», sagt Hausbesitzer Rützler.
Gegen ihm bekannte Gäste des früheren «Arcade», die durch unangebrachtes Verhalten wie Pöbeleien aufgefallen seien, hat Rützler ein Hausverbot erwirkt. «Und gegen jene, die wegen der Geschichte geschäftsschädigende Massnahmen gegenüber meiner chirurgischen Praxis ergriffen haben.» Es sei die einzige Möglichkeit, sich zu wehren, sagt er. «Und jetzt hoffe ich wirklich, dass endlich Ruhe einkehrt.»