An den diesjährigen Swiss Cheese Awards im Wallis nahmen rund 300 Käsereien mit 1064 Käsesorten teil. Davon haben gleich 27 Käsesorten aus dem Raum Wil und Toggenburg Preise gewonnen. Für fünf Käsereien aus der Region reichte es bis ganz nach oben aufs Podest.
Jedes zweite Jahr werden an den Swiss Cheese Awards die besten Käsespezialitäten von einer rund 150-köpfigen Jury probiert und prämiert, und das seit 21 Jahren. Schauplatz der kürzlich stattgefundenen 12. Swiss Cheese Awards war das Val de Bagnes im Wallis. In 32 Kategorien wählte die Jury aus insgesamt 1064 verschiedenen Käsesorten von 300 Produzenten den jeweils besten aus.
Abgesahnt haben dabei auch verschiedene Käserinnen und Käser aus dem Raum Wil und Toggenburg. Gleich 27 Käse aus regionalen Käsereien schafften es auf die Ranglisten, sechs Käse von fünf Produzenten erreichten den ersten Rang.
Einer der Toggenburger Gewinner ist Philipp Müller, Käsermeister der Käserei Neuwies aus Lütisburg. Mit seiner Käsesorte Weingestein schaffte er es in der Kategorie «Käseinnovationen» bis ganz nach vorne. «Bei der Verarbeitung geben wir einen Ostschweizer Rotwein dazu, dadurch erhält der Käse seine rosa Marmorierung», sagt Müller. Im jungen Stadium sei der Rotweingeschmack noch besonders ausgeprägt, je älter der Käse werde, desto weniger schmecke man ihn.
Bereits früh hat sich die Käserei Neuwies zum Ziel gemacht, spezielle Käse zu kreieren. Vor rund 14 Jahren kam die erste Innovation auf den Markt: der Wiesenzauber, dessen Käselaib eine Kräuterlinie durchzieht. «Das war damals etwas Neuartiges», sagt Philipp Müller. Der Entstehungsprozess bei solch speziellen Käsesorten dauere jedoch seine Zeit. Erst müsse eine neue Kreation zwei bis drei Monate reifen. «Erst dann wissen wir, ob die Käsekreation etwas taugt. Sonst müssen wir eben weitertüfteln und dann erneut abwarten», sagt Müller.
Für Walter Hungerbühler von der Käsekult AG in Oberrindal war bereits seit Februar klar, dass er die Swiss Cheese Awards besuchen werde – noch bevor er überhaupt wusste, dass er gewonnen hatte: «Ich wollte schon lange mal ins Wallis, da dachte ich mir, dass ich das gut miteinander verbinden kann.»
Das Wallis habe ihm sehr gut gefallen, die Rebberge und auch die Gastfamilie, die ihn und seine Frau herzlich empfangen habe. «Es herrscht eine andere Mentalität dort, sie geniessen etwas mehr», sagt Hungerbühler. Und auch die Swiss Cheese Awards seien immer wieder ein Erfolg, auch wegen der immer ähnlichen Leute, mittlerweile kenne man sich. Walter Hungerbühler sagt:
«Erst sind die Gespräche branchenspezifisch, zum Schluss wird es dann sehr lustig. Im Wallis gibt es guten Wein, und die Käser sind kein trauriges Völkli.»
Gewonnen hat Hungerbühler in der Kategorie «Ziegenkäse extrahart, hart und halbhart» mit seiner Ziegenperle. Er sagt, viele Leute seien gegenüber Ziegenkäse eher skeptisch, da manche schlechte Erfahrungen gemacht haben. «Ich bekam an den Awards aber sehr viele gute Rückmeldungen», sagt Hungerbühler.
Den einprägsamen Namen verdankt die Ziegenperle seinem Aussehen: Die Rinde ist schwarz, das Innere schneeweiss, eben wie bei einer Perle. Ein anderer Käse von Hungerbühler – ein Schafkäse, der den dritten Rang in selbiger Kategorie geholt hat – trägt den Namen Quello Buono. «Ich könnte meine Käse auch Oberrindaler Dorfkäse nennen, aber das hat mir zu wenig Identität.»
Die Suche nach passenden Namen dauere gut und gerne einen Monat, wie bei der Ziegenperle beispielsweise. Beim Quello Buono sei es aber ganz schnell gegangen. «Als ich ihn zum ersten Mal probiert habe, sagte ich ‹Leck, ist der gut.› Also habe ich gegoogelt, was ‹der Gute› auf Italienisch heisst», sagt Walter Hungerbühler.
Unter den Gewinnern bei den Swiss Cheese Awards war auch die Güntensperger Käse AG in Lütisburg. In der Kategorie «Halbhartkäse mit aromatisierenden Zusätzen» holte ihr Rauchmutschli den ersten Platz. «Die Idee für das Rauchmutschli kam von einer unserer Mitarbeiterinnen, was auch zeigt, wie wichtig es ist, das ganze Team an Innovationen teilhaben zu lassen», sagt Robert Häne, Leiter Marketing bei der Güntensperger Käse AG.
Die Käserei war als kleines Team im Wallis und durfte dort Auszeichnungen für gleich fünf Käsesorten entgegennehmen. «Der Austausch mit den anderen Käsereien und die anschliessende Degustation der Gewinnerkäse war sehr spannend und toll zu erleben», sagt Häne.
Der Swiss Cheese Award geniesse im Käseland Schweiz ein hohes Ansehen, wodurch sich ausgezeichnete Käsesorten auch gut verkaufen. Robert Häne sagt:
«Wir werden die Auszeichnung für das Rauchmutschli voller Stolz an unsere Wall of Fame hängen.»
Gleich zwei Käse aus der Käserei Niederbüren AG wurden ausgezeichnet. Hans und Martin Näf erreichten in der Kategorie Appenzeller mit ihrem Appenzeller mild-würzig den ersten Rang. In der Kategorie «Übrige Halbhartkäse mit Laibgrösse mind. 3 kg (ohne aromatisierende Zusätze)» schaffte es ihr Käse auch auf den ersten Platz. Es ist ihr Niederbürer Dorfkäse rezent. «Das war schon super», sagt Seniorchef Hans Näf.
Super auch deshalb, weil doch recht viele Mitbewerber am Wettbewerb teilgenommen hätten, so Hans Näf. Für die Niederbürer Käser, die bereits im März am World Championship Cheese Contest in den Vereinigten Staaten mit ihrem Appenzeller mild-würzig zuoberst auf dem Podest landeten, war diese Goldmedaille nun eine weitere Bestätigung, dass Qualität und Geschmack passen.
Hans Näf und sein Sohn Martin führen die Käserei am Rande des Dorfes. Neben dem Siegerkäse Appenzeller mild-würzig stellen sie den Appenzeller extra-würzig und sieben weitere Käsesorten her und verkaufen diese in ihrem Laden sowie in weiteren Verkaufslokalen im Dorf und in der Umgebung.
Was bei seinen beiden Käsen wohl ausschlaggebend war, dass sie im Wallis die Besten ihrer Kategorie waren, kann Hans Näf nicht sagen. Er sagt: «Wohl hat einfach alles gepasst.» Hans Näf selber bevorzugt rezenteren, reiferen Käse – beim Appenzeller, aber auch wenn er Emmentaler isst.
«Es ist eine Anerkennung für die tägliche Arbeit der Milchproduzenten und des Teams der Käseproduktion», sagt Marcel Ledergerber, Geschäftsführer der Käserei Oberli Rislen AG/Bodensee Käse AG in Rossrüti. Die Rossrüter Käserei gewann mit ihrem Käse «Kleiner Schweizer» in der Kategorie «Übrige Halbhartkäse mit Laibgrösse unter 3 kg (ohne aromatisierende Zusätze)».
Er hofft, dass sich mit dem Sieg nicht nur dieser Käse, sondern auch die weiteren Sorten, besser vermarkten lassen. Ledergerber freut sich über den ersten Platz, ist aber ebenso stolz auf die weiteren drei Käse aus seiner Produktion, die mit einem Diplom ausgezeichnet wurden.
Bereits im 2016 erreichte Ledergerber mit seinem Team zwei oberste Podestplätze. «Es ist darum dieses Jahr eine Bestätigung, dass wir es richtig machen», sagt er. Der «Kleine Schweizer» sei ein milder, aber aromatischer, bekömmlicher Käse. Er sei klein und passe in jede Käsetheke.
Wie die Juroren agieren, das weiss Marcel Ledergerber deshalb, weil er selber als Experte vor Ort war. «Aber nicht bei meinen Käsen», sagt er lachend. Er bewertete Produkte der Kategorien Geissenkäse und Tête de Moine. Die Jury setzt sich aus jeweils fünf Fachleuten, wie Ledergerber, der gelernter Käser und Lebensmittelingenieur ist, sowie auch Laien – sprich Konsumenten – zusammen. Er sagt: «Das ist immer sehr spannend.»
Sein Lieblingskäse ist der Schweizer Gold. Wie auch Hans Näf mag Ledergerber die rezenten Käsesorten. Schweizer Gold hat eine Reifezeit von mindestens zehn Monaten. Die damit verbundene Bildung von Salzkristallen machen ihn zu einem Käse mit kräftigem Aroma. Mit Ledergerbers Lieblingskäse gewann sein Betrieb bereits im 2016 beim Swiss Cheese Awards den ersten Platz.