Vor einem Jahr kündete der Geschäftsführer des Alterszentrum Weinfelden. Nun hat die Institution eine neue Leitung. Roger Mathis will nach dem Stillstand wegen der Coronapandemie vor allem Infrastruktur und Prozesse optimieren. Ein Einblick.
Im Sommer vergangenen Jahres kam die Nachricht überraschend. Der Geschäftsführer des Alterszentrums Weinfelden (AZW) kündigte. Er konnte nicht mehr hinter den Coronamassnahmen stehen und hat die persönlichen Konsequenzen gezogen. Ein halbes Jahr war das AZW ohne eigentliche Führung. Übernommen hat diese Alexandra Beck, Leiterin der Pflege und Betreuung. «Glücklicherweise kenne ich den Betrieb sehr gut und wir sind ein eingespieltes Team. Aber es war schon eine strenge Zeit», sagt sie.
Seit einem halben Jahr ist nun Roger Mathis als Geschäftsführer im Alterszentrum. Die Strategie des Luzerners ist einfach: «Ich will das Alterszentrum Weinfelden in ruhigen Wassern weiterleiten. Vieles hat sich schon beruhigt, doch Corona bleibt in den Hinterköpfen», sagt er. Vor seiner Anstellung in Weinfelden hat er verschiedene Institutionen geleitet, zuletzt eine im Hinterthurgau.
«Man kennt das Alterszentrum als Institution. Es geniesst einen guten Ruf – zu Recht. Denn das Einarbeiten ging mühelos, alles ist sehr gut organisiert und strukturiert.»
So habe er sich auf die neue Herausforderung freuen können.
Der überraschende Abgang seines Vorgängers sei kein Thema mehr im Alterszentrum, sagt Mathis. «Ich glaube, viele waren perplex, aber man hat es als persönliche Entscheidung verstanden. Ich habe jedenfalls keine negativen oder kritischen Aussagen diesbezüglich gehört.» Dennoch hat die Pandemie einiges zurückgelassen.
Es stehen Verbesserungen hauptsächlich im Bereich der Infrastruktur an. «Wegen der Pandemie sind diese in den Hintergrund gerückt», sagt Mathis. Weiter soll es etwa ein neues Zahlsystem für die Cafeteria geben. «Auch im Bereich der Pflege wollen wir nun wieder über die Bücher und Verbesserungen erreichen, wo nötig», sagt Alexandra Beck. Sie denkt dabei etwa an eine Überarbeitung des Einführungskonzepts für neue Mitarbeitende. Was ansteht, sei Prozessoptimierung, so nennen es die beiden.
Bei den Belegungszahlen gibt es gute Neuigkeiten. Sie zeigten, dass das AZW bei den Seniorinnen und Senioren beliebt ist. «Bis auf einen kurzen Taucher im Herbst und Winter 2020 hatten wir eigentlich immer eine volle Belegung», sagt Mathis. Beck meint, das liege sicher auch an der zentralen Lage, aber auch an der guten Pflegeleistung. «Ausserdem haben wir sehr viele Freiwillige – es sind über 100 –, die hier einen Beitrag leisten. Das zeigt auch, dass das Alterszentrum in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert geniesst», sagt Mathis.
Ein weiterer Vorteil seien auch die Mehrbettzimmer. «Nicht alle können sich ein Einzelzimmer leisten und manche fühlen sich wohler in Gesellschaft als alleine in einem Zimmer», sagt er. An Corona erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner kämen immer mal wieder vor, sagt Beck. Der Geschäftsführer selbst war vor ein paar Wochen daran erkrankt und musste das Bett hüten. Doch Todesfälle in Zusammenhang mit Covid hat das AZW dieses Jahr noch keine verzeichnet.
Das grösste Problem ist im AZW die Suche nach geeignetem Personal. Es sei schwierig, neue Pflegefachkräfte zu finden, sagt Beck.
«Der Arbeitsmarkt ist knochentrocken, das war schon vor der Pandemie so, jetzt ist es noch schlimmer.»
Man sei damit aber nicht alleine. «Wenn wir die einzigen wären, könnten wir etwas unternehmen, aber es ist ein strukturelles Problem. Immerhin konnte die Pflege gerade wegen der Pandemie auf die Wichtigkeit ihres Berufes aufmerksam machen», ergänzt Mathis.
Zudem hat sich das AZW entschlossen, eine Lohnanalyse durchzuführen. Hoffnung liegt auch in der Ausbildung von jungen Pflegefachkräften, betont Alexandra Beck. Doch die Pflegenden sehen sich zunehmend mit grösseren Herausforderungen konfrontiert. Die Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner werde immer individueller, die Büroarbeit nicht weniger, sagen beide. «Unser Ziel ist es, vor allem die Vorteile herauszustreichen», sagt Beck. «Dazu gehört unser gutes Team, gute Weiterbildungsmöglichkeiten und die gute Infrastruktur.»