Werdenberg & Obertoggenburg
Forschungsprojekt von Agroscope Zürich: Unterhosen werden als Beweisstück verwendet

Die Bauern Christian Litscher aus der Weite, Philipp Rohner Gemüsebau aus Buchs, und das Team Dürr vom Hof Feldtisch aus Gams nahmen am Projekt teil.

Heidy Beyeler
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Die Unterhosen bleiben für zwei bis drei Monate auf dem Acker von Christian Litscher vergraben.

Die Unterhosen bleiben für zwei bis drei Monate auf dem Acker von Christian Litscher vergraben.

Im April 2021 startete die Agroscope Zürich mit einem Projekt zur Verbesserung der Böden. Von rund 1000 Teilnehmenden aus der ganzen Schweiz haben 880 ihre Ergebnisse zu Bodenanalysen und des Unterhosenabbaus per Brief zugestellt; darunter auch drei Landwirte aus dem Werdenberg. Alle drei bauen Gemüse an. Es sind dies Christian Litscher, Weite, Philipp Rohner Gemüsebau, Buchs, und das Team Dürr vom Hof Feldtisch, Gams.

Etwas erstaunlich war bei der Recherche, dass sich aus der Region Werdenberg, von Trübbach bis Lienz, nur gerade drei Landwirte für das Projekt zur Verbesserung ihrer Ackerböden interessierten. Immerhin gibt es im Rheintal eine ansehnliche Anzahl von Bauern, die Gemüseanbau und Ackerbau betreiben und deshalb gesunde Bö­den brauchen beziehungsweise bräuchten.

Mikroorganismen sorgen für eine bessere Erde

Von den drei Betrieben aus dem Werdenberg, die beim Bodenprojekt «Beweisstück Unterhose» von Agroscope und ETH Zürich mitgemacht haben, hat sich Philipp Rohner, Gemüsebauer, vor vier, fünf Jahren mit Böden für die Gemüsekulturen befasst.

Er konnte auf seinem Hof mit regenerativer Landwirtschaft schon viel erreichen. «Wir pflügen unsere Flächen nicht mehr, und der Einsatz von Kunstdünger konnte ersetzt werden durch Gründüngung. Heute bin ich überzeugt, dass in unseren Böden früher beinahe keine Mikroorganismen nachzuweisen waren.»

«Nun bieten unsere Felder fruchtbare Erde mit einer grossen Menge von Mikroorganismen, die eine gute Erde schaffen.»

Boden sollte nicht aus toter Materie bestehen

Christian Litscher hat sich nach gründlichem Überlegen entschieden, an diesem Projekt mitzumachen, «weil es das Ziel war und ist, aufzuzeigen, wie lebendig unser Boden ist, auch bei acker- und gemüsebaulicher Nutzung. Der Boden sollte nicht aus toter Materie bestehen, sondern lebendiges Gefüge, welches letztlich uns ernährt und somit unglaublich wertvoll ist», stellt Litscher fest.

Karin Ackermann und Christian Litscher betreiben Milchwirtschaft und halten auf ihrem Hof 38 Wasserbüffel und bauen ebenso Gemüse an. Zusammen mit ihren Kindern haben sie gemeinsam auf ihrem Boden zwei Unterhosen und Teebeutel vergraben.

Vater Christian Litscher und Tochter puddeln die zwei Unterhosen am Rande des Ackers ein.

Vater Christian Litscher und Tochter puddeln die zwei Unterhosen am Rande des Ackers ein.

Bild: Heidy Beyeler

Auf die Frage, weshalb für das Projekt ausgerechnet zwei nigelnagelneue Baumwollunterhosen vergraben wurden, vermutet Karin Ackermann, dass es wohl ein PR-Gag war, um möglichst viele Gärtner und Landwirte zu gewinnen, die bereit waren, bei diesem doch ernsthaften Projekt mitzumachen.

Dritter im Bunde ist das Team vom «Feldtisch – vom Feld zu Tisch» in Gams.

Ein vielfältiger Betrieb mit drei Familien

Ein vielfältiger Betrieb mit drei Familien: die Betriebsleiterfamilie mit Marcel & Selin Dürr; die Familie Gamper-Dürr mit Dolores und Peter ist zuständig für die Verarbeitung und Vermarktung; die Familie Dürr-Müller mit Luisa und Christoph sorgen sich um die Gärtnerei und die entsprechende Verarbeitung.

Das Team machte ebenfalls mit beim Projekt «Beweisstück Unterhose». Seit zwei Jahren produziert das Team auf dem Hof Gemüse für den Direktverkauf im Hofladen. «Deshalb ist es wichtig, dass darauf geachtet wird, möglichst wenig Pesti­zide im Gemüsebau einzusetzen», wie Peter Gamper abschliessend betont.

Alle drei Landwirtschaftsbetriebe aus der Region bauen Gemüse und Getreide an. Aus diesem Grund interessiert es sie, wo man ansetzen kann, damit die Böden mit zahlreichen Mikroorganismen besonders fruchtbar bleiben bzw. werden – mit möglichst wenig Pestiziden.