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Panorama
Im ganzen Kanton Uri gilt erhöhte Lawinengefahr. Aus gutem Grund: Am Freitag bahnten sich in Seedorf erneut Schneemassen ihren Weg bis auf die Strasse. Die Feuerwehr filmte live mit.
Die Szenen auf dem Video sind eindrücklich: Tonnenschwere Schneemassen kommen den Berg hinunter. Sie reissen alles mit, was ihnen im Weg steht: Sträucher, Bäume und Strassenschilder. Sogar ein massiver Fahnenmast knickt unter dem enormen Druck um, als wäre er ein Streichholz.
Die zweite Lawine in Seedorf ging am Freitagmorgen um 8.30 Uhr über die Kantonsstrasse. Und zwar genau an derselben Stelle, an der schon Donnerstagnacht die Fahrbahn verschüttet wurde. Seither sind die Urner Dörfer Bauen und Isenthal vom Verkehr abgeschnitten. Zur Sicherheit ist die Strasse für Fahrzeuge und Fussgänger gesperrt. Die Feuerwehr Seedorf ist vor Ort und schaut, dass niemand das Risikogebiet betritt.
Vizekommandant Bernhard Riesen machte das Video der Lawine, welche die Einheimischen als «Fischlaui» kennen. Die meisten hätten an seiner Stelle wohl schnell das Weite gesucht. Doch er filmte, ohne mit der Wimper zu zucken. «Ich arbeitete rund 15 Jahre beim Pistendienst Saas-Fee», sagt er und weiss: «Eine Nassschneelawine ist langsam. Man sieht sie kommen.» Unterschätzen dürfe man die Lage aber keinesfalls. «Die Gewalt ist sehr gross.»
Wie bereits am Donnerstag wurde auch beim zweiten Niedergang niemand verletzt. Ohnehin waren die Spezialisten des Kantons und der Feuerwehr vorbereitet. «Wir gingen davon aus, dass nochmals eine Lawine kommt», so Riesen. Am Donnerstagabend habe es stark geregnet und geschneit. Und auch am Freitag hält der Niederschlag an. Riesen ist froh, dass die Strasse gesperrt war: «Wir lagen mit unserer Einschätzung richtig.» Im Nachhinein zeige sich nun, dass diese Vorsicht absolut angebracht war. Die Urner Polizei warnt im ganzen Kanton vor der hohen Lawinengefahr.
Die Lage in Seedorf wurde am Freitag um 14 Uhr neu beurteilt. Die Kantonsstrasse Seedorf - Bauen bleibt bis auf weiteres geschlossen, so die Polizei.