FILMPREIS QUARTZ 2010: Coeur Animal triumphiert, Guilia verliert

Die 13. Verleihung der Schweizer Filmpreise am Samstagabend in KKL Luzern – sie ging mit viel Glamour und auch einigen Überraschungen über die Bühne.

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Die Freude der Sieger: Die Regisseure Séverine Cornamusaz und Chris Niemeyer haben in Luzern für ihre Filme den Schweizer Filmpreis erhalten. (Bild Philipp Schmidli/Neue LZ)

Die Freude der Sieger: Die Regisseure Séverine Cornamusaz und Chris Niemeyer haben in Luzern für ihre Filme den Schweizer Filmpreis erhalten. (Bild Philipp Schmidli/Neue LZ)

Der Verlierer des Abends war zweifelsohne Christoph Schaub und sein Film «Giulias Verschwinden». Der Kassenschlager 2009 in den Schweizer Kinos war fünf Mal nominiert, holte aber keine einzige der zehn Quartz-Trophäen! Besonders bitter: Auch in der Königsklasse gab es für Schaub eine Niederlage. Und wie letztes Jahr («Home») verlor er wieder gegen einen Film aus der Westschweiz, diesmal gegen den grossen Siegerstreifen des Abends, «Coeur Animal» von Regisseurin Séverine Cornamusaz und Produzent Xavier Grin, die den Quartz 2010 von Bundesrat Didier Burkhalter erhielten. «Da gibt es nichts zu machen. Die Nominierungen haben uns allen trotzdem viel Spass gemacht», erklärte Schaub, der schon etwas enttäuscht wirkte.

Gelassener Ganz
Zwei Nominierungen, zwei Triumphe, volle Chancenauswertung: «Coeur Animal»-Hauptdarsteller Antonio Buil schnappte sich den Quartz als bester Darsteller. «Eine tolle und hoch verdiente Ausbeute», schmunzelte Clown-Ikone Dimitri, der Chris Niemeyer als Regisseur des besten Kurzfilmes («Las Pelotas») ehrte. «Giulias Verschwinden» konnte bei den besten Darstellern auch mit Bruno Ganz nicht punkten. Der Star nahm es gelassen: «Das kann ich verstehen, ich hatte ja keine tragende Rolle und sprach etwa so viele Sätze wie 20 andere auch.»

Winiger ohne Preis
Überraschend musste sich auch Favoritin Sunnyi Melles, die für ihre Hauptrolle in «Giulias Verschwinden» als beste Darstellerin nominiert war, geschlagen geben. Trotzdem nicht unverdient ging diese Quartz-Trophäe an Marie Leuenberger («Die Standesbeamtin»). «Das hat diese hervorragende Schauspielerin redlich verdient», attestierte Kulturminister Burkhalter, der mit seiner Ehefrau Friedrun Sabine nach Luzern kam. Leer ging Melanie Winiger («Sinestesia»), die dritte Einzelnominierte, aus. «Die Nomination war Ehre genug für mich», erklärte Winiger. «Ich weiss jetzt, dass ich als Schauspielerin ernst genommen werde.»

Preis an Oberli-Ehemann
Als grösste Überraschung schliesslich verlor «Guilias Verschwinden» mit Martin Suter in der Kategorie «Bestes Drehbuch»: Diesen Quartz nämlich wies die 250-köpfige Akademie Frédéric Mermoud und «Complices» zu. Für die emotionalste Übergabe sorgte Filmikone Jean-Luc Bideau, als er mit bewegenden Worten und unter stehenden Ovationen des Publikums den Ehrenpreis an Claude Correttaüberreichte. Den Spezialpreis der 7-köpfigen Jury geht dieses Jahr an Kameramann Stéphane Kuthy («Tannöd»), dem Ehemann von Starregisseurin Bettina Oberli. Die aus der Türkei stammende Uygar Tamer wurde als beste Nachwuchs-Schauspielerin geehrt, «Die Frau mit den 5 Elefanten» als bester Dokfilm und Norbert Möslang («The Sound of Insects») für die beste Filmmusik.


André Häfliger/Neue LZ