Ein 41-Jähriger aus dem Kanton Thurgau ist am US-Festival «Burning Man» während einer Zeremonie in eine brennende Holzkonstruktion gerannt und gestorben. An seinem Wohnort hatte er möglichst naturnah leben wollen und sich für einen entsprechenden Anlass engagiert.
Daniel Walt
50'000 Menschen waren geschockt. Sie waren in die Wüste Nevadas gekommen, um am Festival «Burning Man» gemeinsam zu feiern. Als Höhepunkt wird am Grossanlass jeweils eine Holzstatue in Menschenform verbrannt. Was die Zuschauer am Samstagabend US-Zeit schliesslich erlebten, war dann aber der blanke Horror: Ein 41-jähriger Besucher, laut offiziellen Angaben ein in der Schweiz lebender US-Amerikaner, überwand mehrere Absperrungen und rannte direkt ins Feuer.
Rettungskräfte konnten den Mann zwar bergen. Er verstarb aber tags darauf im Spital. Laut ersten Angaben war der Mann zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht alkoholisiert. Ein toxikologisches Gutachten soll nun zeigen, ob er möglicherweise unter Drogeneinfluss ins Feuer rannte. Geklärt werden soll auch noch die Frage, ob der Mann auf der Flucht vor Sicherheitsleuten möglicherweise stolperte und unabsichtlich ins Flammenmeer geriet.
Der 41-jährige Mann war zuletzt in Märstetten im Kanton Thurgau wohnhaft gewesen. Dort hatte er sich unter anderem für das Festival «Pachamama» engagiert, das zuletzt im vergangenen Juli stattgefunden hatte. Der Anlass trägt den Namen der Göttin Pachamama, die in indigenen Völkern Südamerikas als «Mutter Erde» verehrt wird. Konzerte, Tanz, Meditation, Yoga und Rituale standen an der Veranstaltung in Märstetten auf dem Programm – unter anderem auch ein Workshop zum Thema Feuer. Auf der Website der Organisatoren stellte sich der Mann der Öffentlichkeit mit philosophischen Worten vor: «Mein Ziel ist es, ein einfaches menschliches Wesen zu sein. Einfach menschlich zu sein. Und zu lernen, einfach zu sein.» Andernorts im Internet liess sich der Mann wie folgt vernehmen: «Ich würde gerne meine eigenen Nahrungsmittel herstellen und in Harmonie mit Mutter Natur leben.»
Daniel Hunziker, einer der Hauptorganisatoren des «Pachamama» in Märstetten, äusserte sich auf Anfrage betroffen vom Drama in den USA rund um seinen Festivalkollegen. «Wir sind traurig», sagt Hunziker. Man habe Kenntnis vom Vorfall, wisse allerdings auch nichts Genaueres über die Hintergründe. Weiter Stellung nehmen wollte Hunziker nicht.
Jürg Schumacher ist Gemeindepräsident von Märstetten. Am Montagmorgen hatte er auf Anfrage zunächst noch keine Kenntnis vom Tod eines Einwohners seiner Gemeinde in den USA. Das «Pachamama»-Festival, für das sich der nun verstorbene Märstetter engagiert hatte, wird von Jürg Schumacher gelobt: «Im Gegensatz zu vielen anderen Anlässen gab es nur positive Rückmeldungen zu dieser Veranstaltung», sagt er. Der Anlass sei ruhig und friedlich verlaufen und vorwiegend von Familien mit Kindern besucht worden. Kontakt zu den Festivalorganisatoren hatte Jürg Schumacher nach eigenem Bekunden nicht - die formelle Bewilligung für den jüngsten Anlass hatte der Kanton ausgestellt.
Laut dem offiziellen Statement der Veranstalter von «Burning Man» wurde der 41-jährige Mann zunächst vor Ort betreut, nachdem er aus dem Feuer gezogen worden war. Bei seinem Lauf ins Feuer war er laut Schilderungen mehreren Offiziellen ausgewichen. Die Grossveranstaltung wurde nach dem Zwischenfall für kurze Zeit unterbrochen, ging dann aber unter massiv verstärkten Sicherheitsvorkehrungen weiter.
Die Mutter des Verstorbenen gab gegenüber US-Medien zu Protokoll, ihr Sohn sei in McAlester, Oklahoma, aufgewachsen, bevor er dann in die Schweiz ausgewandert sei. Zuletzt gesehen habe sie ihn im vergangenen Monat, da sei er bester Dinge gewesen. Kinder hatte der verheiratete Mann laut Medienberichten keine.