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Panorama
Die Ankündigung sorgt für heftige Diskussionen: In Ischgl darf man in der Nacht nicht mehr mit Skischuhen durchs Dorf laufen. Tourismusdirektor Andreas Steibl freut sich schon auf Nachahmer.
Er sorgte dafür, dass der österreichische Wintersportort Ischgl zum Party-Mekka der Alpen geworden ist und die Skiarena als eine der modernsten gilt: Andreas Steibl (49) ist seit 13 Jahren Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ischgl-Paznaun. Nun will die Gemeinde für mehr Ruhe sorgen: Ab dieser Saison zwischen acht Uhr am Abend und sechs Uhr in der Früh verboten, mit Skischuhen durchs Dorf zu laufen. Wer’s trotzdem tut, wird mit mindestens 25 Euro gebüsst.
Andreas Steibl, am Mittwoch waren Sie eigentlich als Ehrengast an einer Veranstaltung in Zürich vorgesehen. Sie mussten dann aber kurzfristig absagen. Hatten Sie Angst, dass man sich über Ischgl lustig machen würde?
(lacht) Nein, nein. Es lag zeitlich einfach nicht drin. Am Wochenende geht bei uns in Ischgl die Saison los. Das gibt im Vorfeld sehr viel zu tun. Zudem waren am Mittwoch bereits die ersten Journalisten vor Ort ...
Mit der neuen Saison darf man in Ischgl zwischen 20 und 6 Uhr nicht mehr mit den Skischuhen durchs Dorf laufen. In der Schweiz fragt man sich seither: Sind die Österreicher nun verrückt geworden?
Wo denken Sie hin (lacht). Überhaupt nicht. Ischgl steht für Qualität, und diese wollen wir immer weiter verbessern. Als dies ist das Verbot denn auch zu betrachten. Gleichzeitig wollen wir einen Beitrag leisten, dass es zu weniger Unfällen kommt. Im Zentrum von Ischgl ist es in der Hauptsaison so eng wie an der Bahnhofstrasse in Zürich. Wenn da die Leute mit Skischuhen und Skiern unterwegs sind, ist sehr schnell was passiert.
Mit dem Skischuhverbot riskieren Sie, Gäste vor den Kopf zu stossen.
Ich mache mir diesbezüglich keine Sorgen. Das Verbot hat lediglich für 1 Prozent unserer Gäste Auswirkungen. Und auch die werden dies früher oder später einsehen. Die Schweizer müssen sich übrigens keine Sorge machen. Die haben wir als sehr treue und angenehme Gäste kennen gelernt.
Mit Verlaub: Das Verbot stösst weit herum auf Unverständnis. Die Reaktionen fallen zum Teil heftig aus. Haben Sie damit gerechnet?
Wir nehmen den Wirbel ums Skischuhverbot locker. Ischgl hat es schon immer verstanden, neue Qualitätsstandards zu setzen. Ich denke, das Verbot kann dazu führen, dass noch mehr Gäste zu uns kommen.
Echt?
Auf jeden Fall. Mit dem Skischuhverbot setzen wir einen neuen Qualitätsstandard. Die Gäste dürfen von uns erwarten, dass wir alles unternehmen, um ihnen tolle, erholsame Ferien zu sorgen. Das bezweckt das Skischuhverbot. Ich freue mich schon auf Nachahmer.
Wirklich?
Ja, klar! Die Leute wissen doch genau, dass sie das Original bei uns in Ischgl finden. So gesehen ist jede Kopie auch ein Stück weit Werbung für uns.
Interview: Dominik Buholzer