Eine neue Studie hat ergeben, dass das Schmerzmittel Ibuprofen die Fruchtbarkeit von Männern beeinträchtigen kann. Dänische und norwegische Behörden haben bereits reagiert.
Niels Anner, Kopenhagen
Der weit verbreitete Wirkstoff Ibuprofen, der sich in Medikamenten gegen Schmerzen und Entzündungen findet, kann den Hormonhaushalt von jüngeren Männern empfindlich stören. Laut einer neuen Studie kann die Einnahme von Ibuprofen ihre Testosteronproduktion auf das Niveau eines 70-Jährigen senken und damit die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen.
Auf diese Erkenntnisse stiessen dänische und französische Forscher, als sie die Hormonwerte von 31 Männern zwischen 18 und 35 Jahren während sechs Wochen untersuchten, wobei die Hälfte der Probanden täglich zweimal 600 mg Ibuprofen erhielt, die andere Hälfte ein Placebo. Die Studie zeigt, dass bereits nach 14 Tagen Ibuprofen-Einnahme ein Risiko bestand, dass die Testosteronproduktion zwischenzeitlich geschädigt wurde.
Über Langzeitfolgen können die Forscher allerdings keine Aussagen machen, dafür sind weitere Untersuchungen nötig, schreiben sie. Sie befürchten aber, dass die Folgen gerade bei längerer Einnahme problematisch sein könnten. Testosteronmangel kann auch zu Muskelproblemen, Ermüdung oder Erektionsstörungen führen. Einer der verantwortlichen Forscher, der dänische Mediziner David Kristensen, erklärte gegenüber dem dänischen Fernsehen DR, dass man trotzdem ruhig ab und zu Ibuprofen einnehmen könne. Doch sollte man sich wie bei jedem Medikament über die Nebenwirkungen im Klaren sein und allenfalls mit dem Arzt darüber sprechen.
Eines der Risiken sieht Kristensen darin, «dass es Patienten gibt, die den Stoff über längere Zeit täglich einnehmen». Einige Leute, bisweilen auch Schwangere, würden Schmerztabletten gar nicht als Medikamente betrachten, da sie in vielen Ländern auch im Supermarkt erhältlich seien. Medizin-Professor Peter Götzsche am Kopenhagener Universitätsspital erklärte, Ibuprofen sei eigentlich nicht als gewöhnliches Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden oder Sportverletzungen geeignet. Dafür sei der ursprünglich gegen Gelenkentzündungen eingesetzte Stoff «zu gefährlich» und habe zu viele Nebenwirkungen; Ibuprofen erhöhe das Risiko für Magenblutungen und Herzversagen, so Götzsche gegenüber DR. Dies hatte eine Studie 2016 gezeigt, worauf die dänische Arzneimittelbehörde dazu aufrief, Ibuprofen so niedrig wie möglich zu dosieren. Insbesondere Patienten mit Herzproblemen sollten sehr zurückhaltend sein.
Auch nach den neusten Erkenntnissen will die Behörde laut deren Chef Nikolai Brun den Stoff aber weiterhin im offenen Verkauf zulassen. Die aktuelle Studie zeige eine neue, gut untermauerte Theorie auf, sagte Brun. Deshalb werde das Thema in der europäischen Arzneimittelbehörde behandelt werden. Auch Norwegen erklärte, es solle in Kürze international geklärt werden, ob es neue Empfehlungen bezüglich Ibuprofen brauche. Die dänische Vereinigung der Pharmakologen wie auch Mediziner Peter Götzsche empfehlen stattdessen Paracetamol. Dieses habe weniger Nebenwirkungen und sei besser verträglich.