Sackgeld wird unterschätzt

Chefredaktor Jérôme Martinu über den Umgang von Kindern mit Geld.

Jérôme Martinu
Drucken
Jérôme Martinu

Jérôme Martinu

Wussten Sie, dass die Schweizer Kinder bis 14 Jahre ihr Geld gerne sparen? Und wussten Sie, dass es beim Sackgeld einen Röstigraben gibt, nämlich, indem Westschweizer Erziehungsberech­tigte im Unterschied zu den Deutschschweizern mehrheitlich erst ab Oberstufe zahlen? Unter anderem diese beiden doch eher überraschenden Erkenntnisse stecken in einer neuen Studie zum Sackgeld.

In Zeiten, in denen Onlineeinkäufe auf Rechnung oftmals gar ohne Altersangabe möglich sind, gewinnt das Wissen von Kindern und Jugendlichen zum Umgang mit Geld und zu drohenden Schuldenfallen an Bedeutung. Wohl können hier die Schulen einen Part übernehmen. Aber primär stehen Eltern und Erziehungsberechtigte in der Verantwortung. Mit dem, was sie vorleben, und indem sie mit dem Nachwuchs über die Chancen und Risiken der persönlichen Geldpolitik reden. Gemäss Pisa-Studie beispielsweise weiss nur eine Minderheit der 15-Jährigen aus 15 Ländern, dass persönliche Kontodaten auf entsprechende Mailanfrage nicht einfach so herausgegeben werden dürfen.

So gesehen sollte Sackgeld als Erziehungsinstrument nicht unterschätzt werden. Ob in wöchentlichen Kleintranchen ausbezahlt oder als monatlicher Jugendlohn mit erhöhter Budgetverantwortung: Wichtig ist, dass Kinder schon früh an den Umgang mit (eigenem) Geld herangeführt werden. Und auch wenn es erzieherisch dann und wann verlockend sein mag: Gestrichenes Taschengeld wegen ausgebliebener Küchenhilfe, das ist für eine nachhaltige Gelderziehung ebenso kontraproduktiv wie das Nachschaufeln von Sonderzahlungen bei vorzeitig leerem Sparsäuli.

Jérôme Martinu

jerome.martinu@luzernerzeitung.ch