Jetzt wird Sven Epiney auch noch Varieté-Direktor. Hier verrät der vielseitige Moderator, woher sein Dauerlächeln kommt und in welchem Format man sein Gesicht bestimmt nie antreffen wird.
Sven Epiney: Auso, Lozäääärner Zitig!
Ich bin nicht überrascht, dass Sie als Sprachentalent auch diesen Dialekt perfekt hinkriegen.
Epiney: (schmunzelt) Ich mag Luzern. Habe früher einmal mit einem Kollegen dort Strassentheater gemacht. Das war eine tolle Erfahrung. Ein guter Schlag Leute, diese Zentralschweizer. Man ist offen, geht auf die Menschen zu. Und alles geht etwas gemütlicher und familiärer zu und her als hier in Zürich, auch wenn ich gerne hier wohne.
Dann können Sie sich jetzt ja etwas zurücklehnen. Zur ersten Frage: Ist es eigentlich ein komisches Gefühl, wenn einen die meisten Fremden, die man antrifft, bereits aus dem Fernsehen kennen?
Sven Epiney: Gut, erstens sind die Leute immer sehr entgegenkommend und freundlich, wenn sie mich ansprechen, und zweitens bin ich da ja reingewachsen. Es ist also nicht etwas, mit dem ich nicht umgehen könnte. Unangenehm ist nur, wenn ich nicht weiss, ob ich die Person eigentlich kennen müsste. Aber das gehört halt zu meinem Beruf dazu. Mir ging es am Anfang beim Fernsehen genau so, wenn mir im Gang Beni Turnheer entgegen kam. Ich sagte: «Hoi Beni», und er hatte keine Ahnung, wer ich war. Ein bekanntes Gesicht zu haben, hat übrigens Vor- und Nachteile.
Inwiefern?
Epiney: Im positiven Sinn bekommst du manchmal leichter einen Tisch in einem voll besetzten Restaurant. Aber wenn du mal etwas Unangenehmes aus der Apotheke brauchst, kannst du sicher sein, dass die Apothekerin durch den Laden ruft: «Grüezi Herr Epiney, was darfs denn sein?»
Heute müssen Sie schon fast ins Ausland gehen, wenn Sie nicht mehrmals täglich erkannt werden wollen.
Epiney: Ja und nein. In den Ferien ist es natürlich deutlich ruhiger, aber wie auch Sie sicher schon im Ausland zufällig auf Schweizer getroffen sind, begegne auch ich in den Ferien Landsleuten. Und so posiert man dann eben vor dem Hotel in London für das Erinnerungsbild einer Schweizer Familie, die mich in Zürich vielleicht nicht angesprochen hätte.
Nervt es manchmal, wenn die Leute glauben, dass der Sven Epiney auf dem Bildschirm eins zu eins dem privaten Sven Epiney entspricht?
Epiney: Nein. Weit gehend ist das ja auch so, denn ich verstelle mich vor der Kamera nicht – auch wenn man in einer Unterhaltungssendung natürlich nie alle Facetten von sich zeigt.
Sie sind auch privat ein Strahlemann?
Epiney: Ja, das habe ich in die Wiege gelegt bekommen. Wenn es irgendwie geht, versuche ich, in allem das Gute zu suchen, denn nur das bringt dich vorwärts. Es wäre furchtbar anstrengend, wenn ich mich bei der Arbeit völlig verbiegen müsste. Man muss für die Kamera höchstens das eigene Naturell etwas verstärken. Authentizität ist wichtig, denn die Zuschauer spüren, ob etwas echt ist oder gespielt.
In den Medien kursieren verschiedene Übernamen für Sie: «Liebling aller Schwiegermütter», «eloquenter Sunnyboy», «Allzweckwaffe des SRF». Welcher gefällt Ihnen am besten?
Epiney: Für mich spielen diese Übernamen nicht so eine Rolle. Die Leute suchen halt immer irgendwelche Begriffe, mit denen sie jemanden kurz und knackig umschreiben können. Viele dieser Begriffe sprechen ja auf meine Vielseitigkeit an – und ich bin tatsächlich vielseitig interessiert. In der Unterhaltung wechseln heutzutage auch die Formate schneller als beispielsweise in den News. Auch wenn ich heute eine Quiz- und morgen eine Castingshow moderiere, bleibe ich meinem Metier immer treu.
In welchem Sendeformat wird man Sie ganz bestimmt nie sehen?
Epiney: Ich glaube, in der Information. Und zwar nicht, weil mich das nicht interessiert, sondern weil es komisch wirken würde. Wenn ich plötzlich «10 vor 10» moderieren würde, würden sich alle fragen: «Was stimmt denn da nicht?»
Wie wärs mit einer eigenen Talkshow?
Epiney: Ausgeschlossen ist es nicht. Aber wenn ich eines gelernt habe im Leben, ist das loszulassen und nicht zu stark festzuhalten an den Dingen. Am besten kommt man vorwärts, wenn man im Hier und Jetzt lebt. Vielleicht bin ich in 15 Jahren noch beim Fernsehen, vielleicht mache ich schon in zwei Jahren etwas ganz anderes, und vielleicht fällt mir ja morgen ein Ziegel auf den Kopf. Ich habe aufgehört, mir vorzunehmen, wo genau ich in zwei, fünf oder zehn Jahren sein will.
Jetzt werden Sie – bei «das Zelt», fernab vom Fernsehen – erstmal noch «Gastgeber» im Varieté.
Epiney: Ja. Da freue ich mich sehr drauf. So ein Zelt ist immer eine Faszination – ein Eintauchen in eine ganz andere, fremde Welt. Wie früher im Zirkus.
Ein Varietétheater ist verwandt mit dem Zirkus und enthält artistische, tänzerische, akrobatische und musikalische Darbietungen. Wenn Sie nicht Gastgeber wären, welche Nummer würde Ihnen persönlich am besten liegen?
Epiney: Zaubern hat mich schon immer fasziniert. Ich hatte – wie wahrscheinlich jedes Kind – mal so einen Zauberkasten. Und beim Jonglieren gefällt mir das Tempo und die Geschicklichkeit. Daher wäre ich wohl ein jonglierender Magier. (lacht)
In der Show wird ja so einiges an Akrobatik gezeigt. Wäre das nichts für Sie?
Epiney: Nein, niemals. Ich bin zwar schwer beeindruckt davon, aber wenn sich diese Künstler auf dem russischen Barren einige Meter in die Höhe katapultieren, muss ich manchmal die Augen schliessen.
Zu sehen sind auch die Guinnessbuch-Rekordhalter im schnellen Kleiderwechsel.
Epiney: Die Nummer ist Weltklasse. Die ziehen sich innert fünf Minuten derart oft und in einem Tempo um, da kommst du nicht nach mit zusehen.
Gibt es bei Ihnen auch Tage, an denen Sie 10-mal die Kleider wechseln, sei es für Auftritte oder weil Sie sich einfach vor dem Kleiderschrank nicht entscheiden können?
Epiney: In der Regel bin ich da recht effizient und weiss schon beim Aufstehen, was es heute sein soll. Aber vielleicht kommt es zweimal im Jahr vor, dass ich vor einem wichtigen Anlass mehrmals hin- und hermache zwischen einem Veston und etwas Legererem.
Sind Sie eitel? Am Bildschirm sehen Sie jedenfalls immer aus, wie aus dem Ei gepellt.
Epiney: Wenn man eine öffentliche Figur ist, ist man schon in einem gesunden Mass eitel. Denn man weiss, man könnte ja gesehen werden, wenn man das Haus verlässt (lacht). Aber ich brauche keine Ewigkeiten im Bad. Wenn ich am Sonntagmorgen zum Bäcker gehe, dusche ich, mache etwas Gel ins Haar, und zwei Minuten später stehe ich auf der Strasse.
Sie sehen jünger aus als Ihre 42 Jahre. Liegt es daran, dass Ihr Lebenspartner einiges jünger ist als Sie?
Epiney: Ach, ich glaube, das ist alles reiner Zufall. Wenn es passt zwischen zwei Menschen, dann passt es – unabhängig von Alter, Herkunft, Religion oder Hautfarbe. Ich glaube, es wäre nicht gut, wenn sich der eine von uns dem anderen in irgendeiner Weise anpassen müsste.
Ihr Freund ist gelernter Koch. Dürfen Sie auch mal das Rüstmesser in die Hand nehmen, oder ist er da der alleinige Chef?
Epiney: Ja, natürlich darf ich! Ich habe schon viel gekocht, bevor ich zehn Jahre lang die Kochsendung «al dente» moderiert habe. Schon als Bub habe ich jeweils am Samstagmorgen die Küche in Beschlag genommen und Schoggi-Cakes gebacken. Heute kocht manchmal er und manchmal ich, oft kochen wir auch zusammen für Freunde. Und wir essen beide sehr gerne.
Die wahren Bosse bei Ihnen zu Hause, hört man, seien zwei junge Hunde namens Leny und Neo.
Epiney: Die zwei halten uns schön auf Trab, denn sie haben noch einiges zu lernen und wollen alle zwei, drei Stunden raus. Aber sie gehorchen schon ganz gut – machen schön «Sitz» und «Platz».
Auf der Bühne ohne Aussetzer laufend reden zu können, ist eine Kunst. Wie ist es privat, reden Sie da auch eher viel?
Epiney: Ich bin sicher eine kommunikative Person. Aber es gibt auch Situationen, in denen ich ganz ruhig bin. Ich rede ja schon von Berufes wegen viel, dann muss ich nicht auch noch zu Hause oder am Familienfest den Laden schmeissen. Das mache ich zwar manchmal, aber manchmal lehne ich mich auch einfach zurück.
Beim Fernsehen müssen Sie auf Kommando noch etwas länger quasseln können als geplant. Das stelle ich mir schwierig vor.
Epiney: Und genau das ist auch das Reizvolle an Livesendungen. Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren. Angenommen, es gibt Backstage irgendeine Panne, musst du blitzschnell abschätzen können, ob du einfach noch ein paar Zusatzinfos über die nächste Kandidatin erzählst oder besser gleich deklarierst, dass du Zeit überbrücken musst, und deshalb noch ein paar Fragen ans Publikum richtest.
Sie moderierten in den vergangenen Wochen bereits zum zweiten Mal «The Voice of Switzerland». Reizte es Sie nie, selber mitzumachen?
Epiney: Ich wäre einfach zu wenig gut im Singen, ganz ehrlich. Ich wurde oft gefragt, ob sich die Coaches in den Blind Auditions für mich umgedreht hätten. Und ich sage dann: «Es hätten sich alle umgedreht und den Saal verlassen.» (lacht)
In den Neunzigerjahren gaben Sie aber mit der zweiköpfigen Boy-Band «Pure Pleasure» tatsächlich drei Singles und ein Album heraus. Wie denken Sie heute darüber?
Epiney: Es war eine tolle Erfahrung, verbunden mit vielen unvergesslichen Erlebnissen, aber ich muss stark schmunzeln, wenn ich das heute sehe und höre. Es ist, wie wenn man alte Fotos von sich anschaut. Man denkt: Mein Gott, was hatte ich denn da für einen Look? Es war eine andere Zeit, aber damals hat es absolut gestimmt, und wir haben unheimlich viel gelernt. Wir traten mit den «Backstreet Boys» im Hallenstadion auf und drehten einen Videoclip in New York. Und das, obwohl es ein pures Spassprojekt war. Eine Kollegin brachte uns darauf, als sie fand: «Anstatt über andere Bands zu schnöden, machts besser!» Ich möchte keine Sekunde davon missen.
Welche Projekte beziehungsweise Träume haben Sie heute?
Epiney: Ganz viele! Es gibt Länder, die ich unbedingt einmal bereisen möchte, und Kulturen, die ich noch kennen lernen will. Ich möchte vor allem endlich besser Spanisch lernen, am liebsten verbunden mit einem längeren Aufenthalt, in Argentinien zum Beispiel. Autodidaktisch und mit einzelnen Kursen komme ich nicht so voran, wie ich es gerne hätte.
«Ich suche in allem das Gute»