Silvestersause oder Zuhause bleiben? Jedes Jahr die gleiche Frage. Wir haben einige Ideen für einen kulturellen Jahreswechsel auf Lager.
«The same procedure as every year»: Der Sketch «Dinner for One» (19.05, SRF 1) gehört an Silvester für viele zum Standardmenü. So wird auch dieses Jahr ausnahmsweise der Fernseher laufen, wenn die Familie zum obligaten Fondue chinoise zusammenkommt. Die Korken knallen bei uns meist schon ein bisschen vor Mitternacht, noch bevor sich die Jungen und die fitten Alten mit Freunden in die Partynacht stürzen.
Kinotipps für den Jahreswechsel, darum geht’s hier eigentlich. Kein leichtes Unterfangen. Sagen wir’s mal so: «Chlöpfen» tut’s zwar in «Star Wars: The Last Jedi» und «Papa Moll» ganz gewaltig, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Wenn, dann ist das die richtige Kost für den Silvesternachmittag.
Für Neujahr ist «On Body And Soul» der richtige Film, wenn «das grosse Fressen» vorbei ist – die ungarische Liebesgeschichte spielt in einem Schlachthof. Man macht sich so seine Gedanken, was einem wirklich wichtig ist, vielleicht um den Jahreswechsel herum ganz besonders. Endre und Mária zeigen das, ganz ohne Knalleffekte. Ildikó Enyedis Film bestärkt einen darin, an Träume zu glauben, und ist doch ganz im unspektakulären Alltag verhaftet.
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Die Spielzeiten für Silvester/Neujahr sind noch nicht bekannt, bitte konsultieren Sie dann das Kinoprogramm.
Kostümiert antanzen und durchtanzen wie in den Roaring Twenties? Dieser Traum wird sich an der Silvestergala «The Golden Age of Hollywood» erfüllen. Das Luzerner Theater hat für diese Nacht der Nächte alles aufgeboten, was es in einem Dreispartenhaus aufzubieten gibt: Opernsänger, die zum Pathos einstimmen, Schauspieler, die als Charlie Chaplin oder Jay Gatsby durch die Räume wandeln, und ein Luzerner Sinfonieorchester, das unter der Leitung von Clemens Heil mit Melodien wie «I Got Rhythm» oder «If I Were A Rich Man» einheizen wird. Zu Mitternacht wird gewalzt wie am Wiener Opernball mit dem Intendanten Benedikt von Peter auf dem Theaterplatz.
Wem mit Blick auf das klamme Kulturbudget Luzerns so viel Pomp etwas obszön findet, für den gibts eine valable Alternative im Luzerner Kleintheater: Dort steigt die gemeinsame «Silvester-Sparty» (ab 21. Uhr) von IG Kultur und Kleintheater unter dem Motto «2017 – das kann weg, 2018 – das kann kommen». Geld wird hier nicht wie zu Gatsby’s Zeiten im Champagner ertränkt, sondern in Liedermachermanier besungen. Ein Spoken-Spar-Battle und grosse Sterbeszenen auf der Bühne runden den Abend ab. Mit dabei: Der MC des Abends Patric Gehrig, Christov Rolla, Christoph Fellmann u. v. m.
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Wie alle Jahre wieder heisst es am 1. Januar: Zurück auf Null! Aber was im Leiterli-Spiel eine Katastrophe ist, kann im Leben eine Chance sein, weil man es bei der Wiederholung besser machen kann.
Dazu passt, dass das Neujahrskonzert des Luzerner Sinfonieorchesters erstmals beides miteinander verbindet – den Neuanfang mit der Wiederholung desselben Programms am 2. Januar (abgesehen vom Feuerwerk am 1. Januar um 20 Uhr im Luzerner Seebecken). Der Grund ist allerdings kaum, dass es die Künstler beim zweiten Mal besser machen sollen. Das Orchester verpasst zwar mit George Gershwins E-Musik-Klassik einen starken Schuss jazziger Neujahrsfröhlichkeit. Aber Solist ist mit Nicolas Angelich ein gefeierter Virtuose des klassisch-romantischen Klaviers. Er ist der «Amerikaner in Paris», Solist in Gershwins Klavierkonzert und begleitet die schwarze Sängerin Blue Angel in Songs von Gershwin.
Alles in allem also ein Programm, das sich mit weiteren Songs und Filmmusik für junge Besucher eignet. Ihnen werden deshalb in Workshops (4 bis 6 und 7 bis 10 Jahre) die Ohren gespitzt, bevor sie nach der Pause in den Konzertsaal wechseln.
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Konzerte: Mo/Di., 1./2. Januar, 17/11 Uhr, KKL Luzern; Workshop für Kinder: 2. Januar, 10.45 Uhr. Weitere Infos: www.sinfonieorchester.ch
Der Silvesterabend fällt in die Kategorie «verordnete Heiterkeit». Egal, wie blöd das vergangene Jahr war oder wie viele Unwägbarkeiten das kommende Jahr bieten wird: Am 31. 12. knallt’s. Es knallen die Champagnerkorken, es knallen die Raketen, und spätestens um Viertel nach eins haben alle einen Knall. Lustig, lustig, trullala. Was an Silvester schampar lustig war, tut dann an Neujahr schampar weh im Kopf. Nicht so lustig, nicht trullala.
Seien wir ehrlich: Die Silvesterpartys waren selten die lustigsten, das Essen war selten das feinste, und der billige Prosecco schmeckt auch um Mitternacht nicht besser. Verordnete Heiterkeit macht nicht heiter, sondern vor allem Druck: Es muss jetzt eine gute Party sein, das Essen muss jetzt schmecken, der Prosecco muss sprudeln, weil: Es ist ja Silvester!
Darum: Sollten Sie noch keine Verpflichtung haben, sagen Sie nicht bei der erstbesten Gelegenheit zu. Bleiben Sie daheim mit ihren Lieben. Trinken Sie Rotwein statt Sprudel. Hören Sie schöne Musik statt «The Final Countdown». Gehen Sie zeitig ins Bett. Und stehen Sie an Neujahr fröhlich und ohne Brummschädel auf. Gehen Sie nach draussen und schnuppern Sie, wie das neue Jahr schmeckt. Wahrscheinlich schmeckt es noch wie am Tag vorher. Das ist eine gute Nachricht.
mg
Hinweis
Mehr Veranstaltungen (auch fürs neue Jahr) finden Sie in der neusten Ausgabe des Apero.