SPANIEN: Der Traum vom grossen Geldsegen

Das traditionelle Weihnachtslotto lockt in Spanien immer mehr Ausländer an. Allein der «Gordo» (der «Dicke») ist 680 Millionen Euro schwer. Auch der Fiskus verdient dabei mit.

Ralph Schulze, Madrid
Drucken
Lottonummern an einem Verkaufsstand in Madrid. (Bild: Bernat Armangue / EPA)

Lottonummern an einem Verkaufsstand in Madrid. (Bild: Bernat Armangue / EPA)

Ralph Schulze, Madrid

Weihnachten beginnt in Spanien mit einem Geldregen. In diesem südeuropäischen Land gehört es zur Tradition, dass jede Familie wenigstens ein Los der spanischen Weihnachtslotterie kauft. Sie gilt als die grösste und älteste Ziehung der Welt, bei der am 22. Dezember Prämien in Höhe von insgesamt 2,4 Milliarden Euro ausgeschüttet werden.

Allein der dicke Hauptpreis, der «Gordo», ist 680 Millionen Euro schwer. Er beglückt, wegen der grossen Stückelung jeder Losnummer, normalerweise Tausende Gewinner gleichzeitig. Der Traum vom Geldsegen lockt inzwischen auch immer mehr Ausländer aus ganz Europa an. Viele kaufen während ihrer Ferien in Spanien Lose, die schon seit ­Sommer im Umlauf sind. Ein ­Losschein mit der fünfstelligen Glücksnummer kostet an den örtlichen Verkaufsstellen 20 Euro.

Nur kleine Gewinne sind steuerfrei

Im Fall des Hauptgewinnes ­winken für jeden Losschein 400 000 Euro, von denen aber der Fiskus gleich 20 Prozent Gewinnsteuer, also 80 000 Euro, einbehält. Das gilt auch für Glückspilze aus dem Ausland, denn die Steuer wird noch vor der Auszahlung abgezogen. Nur kleine Lottopreise unter 2500 Euro sind in Spanien steuerfrei.

Auch von zu Hause kann man via Internet mitmachen. Ausländische Online-Zwischenhändler kassieren oft saftige Kommissionen, sodass ein Losschein dann mehr als 30 Euro kosten kann. Bei spanischen ­Online-Vertriebsfirmen ist der Internet-Loskauf in der Regel günstiger. Verbraucherschützer empfehlen, beim Online-Spiel die übliche Vorsicht walten zu lassen: Seriöse Lottowebsites sollten verschlüsselt und zertifiziert sein – also mit https beginnen und das Schloss-Sicherheitssymbol anzeigen. Auch Gewinnnachrichten sind sorgfältig zu prüfen: Kriminelle nutzen die Lottoeuphorie aus und verschicken per E-Mail falsche Benachrichtigungen, um sich die Kontodaten gutgläubiger Mitmenschen zu erschleichen.

Viele Menschen werden glücklich

Das Besondere an Spaniens Weihnachtsziehung ist, dass die fette Millionenprämie nicht auf einen einzigen Gewinner fällt, sondern viele Menschen glücklich macht. Da eine Losnummer oft nur in einem bestimmten spanischen Dorf oder Stadtviertel vertrieben wird, werden manchmal ganze Ortschaften auf einen Schlag steinreich.

Die Bilder von jubelnden Menschen, die zwei Tage vor Heiligabend auf den Strassen tanzen und Sektkorken knallen lassen, gehen jedes Jahr um die Welt. Im Jahr 2016 war ein Teil des Millionenregens über einem Altersheim in der spanischen Hauptstadt Madrid niedergeprasselt. Viele Senioren und Betreuer konnten sich damals über diese vorzeitige Bescherung freuen.

Unter den Gewinnern war auch eine 92-Jährige, die gleich mehrere Glücksnummern in der Tasche hatte und mit mehr als einer Million Euro bedacht ­worden war. Die Seniorin behielt aber nur, wie sie sagte, «ein bisschen Geld» für sich und teilte den Grossteil ihres Lottoglücks mit Kindern, Enkeln und Urenkeln.

Die Wahrscheinlichkeit, mit dem Hauptpreis bedacht zu werden, liegt übrigens bei 1:100 000, da genau 100 000 Losnummern im Umlauf sind. Von jeder Nummer existieren 170 Serien, die sich ihrerseits in Zehntellose, die ­«décimos», aufspalten, die für 20 Euro vertrieben werden. Das bedeutet, 1700 Personen können dieselbe Losnummer kaufen. ­Dabei gehört es zur spanischen Weihnachtstradition, dass sich Freunde, Familienangehörige, Arbeitskollegen oder Kameraden des Sportvereins ein Zehntellos teilen. Ganz nach dem Motto: Geteilte Freude ist doppelte Freude.