STUDIE: Lohn statt Sackgeld: So lernen Jugendliche den Umgang mit Geld

Mit 12 Jahren die Kleider, den Coiffeur oder die Handykosten selber bezahlen: Kinder, die statt Taschengeld einen monatlichen Jugendlohn erhalten, lernen gemäss einer Studie besser, mit Geld umzugehen. Je nach befragter Familie variierte der Betrag zwischen 100 und 300 Franken pro Monat.

Drucken
Kinder lernen mit einem Lohn zu sparen, sagt eine neue Studie, nicht mit Sackgeld. (Bild: Getty)

Kinder lernen mit einem Lohn zu sparen, sagt eine neue Studie, nicht mit Sackgeld. (Bild: Getty)

Mit dem Modell Jugendlohn erhalten die Jugendlichen früh mehr Kompetenzen und Verantwortung für eigene Belange, wie es in der Mitteilung des Vereins Jugendlohn vom Dienstag heisst. Indem sie selbständig bestimmte Lebenskosten verwalten müssten, lernten sie die wahren Lebenskosten kennen und den Umgang mit Geld.

Der Jugendlohn ist ein Modell, das in den 1970er Jahren vom Schweizer Psychologen und Familientherapeuten Urs Abt entwickelt wurde. Das Ziel war es, den Jugendlichen mehr Kompetenzen zu geben - und dadurch auch die Eltern zu entlasten.

Im Auftrag des Vereins Jugendlohn untersuchten die Hochschule Luzern - Soziale Arbeit und die Hochschule für Angewandte Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz, wie dieses Modell heute angewendet wird und welche Erfahrungen Familien damit machen.

Ab 12 der eigene Finanzchef

Die Mehrheit der Kinder, die einen Jugendlohn erhalten, war bei der Einführung 12 bis 13 Jahre alt. In der Regel wurde in gemeinsamen Gesprächen festgelegt, wie hoch der monatliche Betrag ist und was die Jugendlichen damit alles selber berappen müssen. Am häufigsten waren dies Kleider, Schuhe, Coiffeur und Handykosten.

Bei mehr als der Hälfte waren auch die Kosten für Schulmaterial, Hobbys, elektronische Geräte und Mobilität im Jugendlohn enthalten. Je nachdem, wie viel ein Jugendlicher selber übernehmen musste, variierte der Betrag zwischen 100 und 300 Franken.

Die Kinder lernten, notwendige Anschaffungen und Konsumbedürfnisse gegeneinander abzuwägen, heisst es in der Studie. Zudem seien viele von ihnen preisbewusster geworden und sorgfältiger mit dem Geld umgegangen. Auch in der Schuldenprävention habe sich das Modell etabliert, schreibt der Verein Jugendlohn.

Weniger Diskussionen und Konflikte

Der Jugendlohn sei nicht nur ein Mehrwert für die Jugendlichen selber - auch die Eltern und die ganze Familie profitierten davon. Wer einen monatlichen Lohn erhält, muss nicht ums Geld streiten und es kommt zu weniger Konflikten. Gemäss der Befragten gelang durch die neue Selbständigkeit der Ablösungsprozess später auch einfacher.

An der Studie teilgenommen haben Familien, die in den Jahren 2014 bis 2016 die Homepage des Vereins Jugendlohn besucht haben und dort ihre Adresse angegeben hatten. Im Verein sind Pro Juventute Schweiz, die Schuldenprävention der Stadt Zürich, Plusminus Budget- und Schuldenberatung Basel, die Müller-Möhl Foundation und Elternbildung CH vertreten.(sda)

Sackgeld in der Schweiz. (Bild: Grafik: LZ)

Sackgeld in der Schweiz. (Bild: Grafik: LZ)

Sackgeld in der Schweiz. (Bild: Grafik: LZ)

Sackgeld in der Schweiz. (Bild: Grafik: LZ)