Andrea Huber – der Erfolg einer Überzeugungstäterin

Mit dem Kampf gegen die Selbstbestimmungs-Initiative der SVP fand Andrea Huber vom «Schutzfaktor Menschenrechte» ihre Berufung. Nun macht sie erst einmal eine Pause, für den Schutz der Menschenrechte will sie aber auch künftig kämpfen.

Anna Wanner
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Eine breite Allianz hat die SVP-Initiative gebodigt: Andrea Huber hat den Widerstand organisiert. Sie wird flankiert von Flavia Kleiner von Operation Libero (links) und Grünen-Präsidentin Regula Rytz. (Peter Schneider/Keystone, Bern, 25. November 2018)

Eine breite Allianz hat die SVP-Initiative gebodigt: Andrea Huber hat den Widerstand organisiert. Sie wird flankiert von Flavia Kleiner von Operation Libero (links) und Grünen-Präsidentin Regula Rytz. (Peter Schneider/Keystone, Bern, 25. November 2018)

Als das Resultat endlich fix ist, lässt sie ihren angestauten Emotionen doch noch freien Lauf. Andrea Huber wirft beide Fäuste in die Höhe und ruft durch den Saal: «Die Schweiz hat gewonnen.» Ein Stein fällt ihr vom Herzen. Mehr als vier Jahre hat sie gekämpft, jetzt ist sie am Ziel: die SVP-Initiative ist gebodigt, der Angriff auf die Menschenrechte fürs erste abgewehrt.

Die Kampagne gegen die Selbstbestimmungs-Initiative bricht mehrere Rekorde: Nie zuvor dauerte ein Abstimmungskampf länger. Huber schaffte es zudem, alle Gegner an einen Tisch zu bringen. Neben den 120 Verbänden und NGOs, für die sie sich unter dem Namen Schutzfaktor M (Menschenrechte) einsetzt hat, und den rund 11 000 Freiwilligen koordinierte sie auch zwischen linken Parteien und Wirtschaftsverbänden – ein bedeutender Fortschritt zur Kampagne gegen die Masseneinwanderungs-Initiative, die 2014 knapp angenommen wurde. Die Gegner feiern nun die klare Abfuhr. In ihrer Mitte: Andrea Huber.

Verhandelbare Rechte

Aufgeschreckt wurde die heute 50-jährige Luzernerin 2013, als der damalige SVP-Präsident Toni Brunner mit der Idee hausierte, die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) zu kündigen, weil das Bundesgericht mit Verweis auf die EMRK von der Ausschaffung eines straffälligen Mazedoniers absah. Brunners Ankündigung traf bei Huber einen empfindlichen Nerv. Denn 2010 hatte die Bundeskanzlei eine Initiative zur Einführung der Todesstrafe für gültig erklärt. Huber sagt:

«Mir wurde bewusst, wie schwach die Menschenrechte abgesichert sind.»

Im Unterschied zu anderen Ländern seien sie in der Schweiz «verhandelbar». Mit dem Kampf gegen die SBI fand Huber ihre Berufung. Zu Beginn arbeitete sie ohne Lohn, ohne grosse Erfahrung oder Kontakte. Sie machte es sich zur Aufgabe, die Menschenrechte in der Schweiz zu schützen. Sie folgte dabei mehr ihrem Unrechtsbewusstsein als dem politisch Machbaren. «Bis zum 11. Juli wusste ich nicht, ob wir überhaupt eine Kampagne finanzieren können.» Die NGOs verfolgten ihre Kernaufgaben und konnten nur begrenzt Mittel beisteuern. Also fokussierte sie sich auf Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sowie auf die Erstellung eines grossen Netzwerks.

Gleichzeitig startete sie ihr eigenes Fitnessprogramm «Fit for Vogt», stieg mehrmals auf den Sonnenberg ob Kriens, um sich auf den Kampf mit dem politischen Gegner, dem Zürcher SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt, dem Vater der Initiative vorzubereiten.

Brückenbauerin in der Politik

Mit dem gestrigen Nein endet die Arbeit von Schutzfaktor M. Huber macht eine Pause und reist mit ihrer Familie durch Amerika. Zwar ist sie sich sicher, dass sich der Aufwand gelohnt hat: «Die Menschenrechte haben gleich doppelt gewonnen.» Die Bürger hätten nicht nur klar Nein gesagt, das Bewusstsein für Menschenrechte und deren Schutz sei auch gewachsen. Für den Schutz der Menschenrechte will sie aber auch künftig kämpfen. Nicht in einer Partei, nicht in einem Verband. Sondern als Brückenbauerin in der Politik.